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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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stein und die Maschine befindet sich selbstverständlich zwischen beiden Geschütz¬
thürmen, der halbkugelförmige Commandantenthurm aber auf dem vorderen,
viel dickeren Gefechtsthurm, und die vordere Spitze des Decks hat außerdem
eine von anderen Monitors etwas abweichende Form. Wir können für
kein Unglück halten, daß Frankreich uns diese beiden "Seeurgethüme vor
der Nase weggekaust" hat, obwohl es sich für dasselbe Geld im Inlande
weit furchtbarere Schiffe hätte bauen können. Und ebensowenig bedauern
wir es, daß Preußen vor einem Jahre den Kauf des "Miantonomoh" selbst
für nur Million Doktors ablehnte, den Kauf jenes amerikanischen Doppel¬
thüren-Monitors, den wir im Anfang vorigen Jahres in diesen Blättern
ausführlich besprochen haben.

Die einzige beabsichtigte Erwerbung für unsere Marine, von der wir
aufrichtig bedauern, daß sie uns durch die Umstände zur Unmöglichkeit ge¬
macht wurde, ist der Ankauf der beiden Kuppelfahrzeuge "El Tousson"
und "El Monassir" von der Werft der Gebrüder Laird in Birkenhead
am Mersey gegenüber Liverpool. Beide Schiffe waren während des ameri¬
kanischen Krieges für die Konföderation gebaut worden und im Juli 1863 ab¬
gelaufen, wurden aber, da die Ueberlieferung derselben aus einem neutralen
Staat in die Hände eines kriegführenden Staats gegen das Völkerrecht ver¬
stieß, genau so, wie es bei unserer "Augusta" und "Victoria" war, auf
Antrag des amerikanischen Gesandten von England mit Beschlag belegt. Da
der Schiffbauer diese Handlung für unberechtigt hielt und klagbar zu werden
drohte, so gerieth die Regierung in große Verlegenheit.

Einen Augenblick schien sich die Schwierigkeit in der glücklichsten Weise von
der Welt lösen zu wollen: infolge der patriotischen Vermittlung der Bremer
Firma H. H. Meier nämlich zeigte Laird sich geneigt, die Schiffe an Preußen zu
verkaufen. Aber leider ward diese Aussicht vernichtet: die englische Regierung
fürchtete in dem damals zwischen Dänemark und Preußen drohenden
Kriege die Marine des letzteren zu verstärken, und entschloß sich endlich,
selbst die beiden Fahrzeuge zu kaufen, die unter den Namen "Scorpion" und
"Wivern" der englischen Kriegsmarine einverleibt wurden und je 180 Mann
Besatzung erhielten. Beide Schiffe sind Schwesterschiffe, ganz von Eisen,
nach dem Kuppelprinzip und mit einem ziemlich stark vorspringenden Bug
zum Anrennen, vollständig gleich, gebaut und von Verhältnissen, die gerade
sür die preußische Küstenvertheidigung äußerst zweckmäßig gewesen wären.
Ihre Größe (1857 -- 1833--1827 Tons nach den verschiedenen Messungs¬
methoden) ist etwas bedeutender als beim "Arminius", aber noch sehr härt¬
lich und bequem und gestattet ihnen, eine noch etwas stärkere Maschine (350
Pferdekraft nommat) zu führen, ein Vortheil der allerdings durch die viel
größere Breite wieder paralysirt wird. Das Verhältniß der Länge (224^2^


stein und die Maschine befindet sich selbstverständlich zwischen beiden Geschütz¬
thürmen, der halbkugelförmige Commandantenthurm aber auf dem vorderen,
viel dickeren Gefechtsthurm, und die vordere Spitze des Decks hat außerdem
eine von anderen Monitors etwas abweichende Form. Wir können für
kein Unglück halten, daß Frankreich uns diese beiden „Seeurgethüme vor
der Nase weggekaust" hat, obwohl es sich für dasselbe Geld im Inlande
weit furchtbarere Schiffe hätte bauen können. Und ebensowenig bedauern
wir es, daß Preußen vor einem Jahre den Kauf des „Miantonomoh" selbst
für nur Million Doktors ablehnte, den Kauf jenes amerikanischen Doppel¬
thüren-Monitors, den wir im Anfang vorigen Jahres in diesen Blättern
ausführlich besprochen haben.

Die einzige beabsichtigte Erwerbung für unsere Marine, von der wir
aufrichtig bedauern, daß sie uns durch die Umstände zur Unmöglichkeit ge¬
macht wurde, ist der Ankauf der beiden Kuppelfahrzeuge „El Tousson"
und „El Monassir" von der Werft der Gebrüder Laird in Birkenhead
am Mersey gegenüber Liverpool. Beide Schiffe waren während des ameri¬
kanischen Krieges für die Konföderation gebaut worden und im Juli 1863 ab¬
gelaufen, wurden aber, da die Ueberlieferung derselben aus einem neutralen
Staat in die Hände eines kriegführenden Staats gegen das Völkerrecht ver¬
stieß, genau so, wie es bei unserer „Augusta" und „Victoria" war, auf
Antrag des amerikanischen Gesandten von England mit Beschlag belegt. Da
der Schiffbauer diese Handlung für unberechtigt hielt und klagbar zu werden
drohte, so gerieth die Regierung in große Verlegenheit.

Einen Augenblick schien sich die Schwierigkeit in der glücklichsten Weise von
der Welt lösen zu wollen: infolge der patriotischen Vermittlung der Bremer
Firma H. H. Meier nämlich zeigte Laird sich geneigt, die Schiffe an Preußen zu
verkaufen. Aber leider ward diese Aussicht vernichtet: die englische Regierung
fürchtete in dem damals zwischen Dänemark und Preußen drohenden
Kriege die Marine des letzteren zu verstärken, und entschloß sich endlich,
selbst die beiden Fahrzeuge zu kaufen, die unter den Namen „Scorpion" und
„Wivern" der englischen Kriegsmarine einverleibt wurden und je 180 Mann
Besatzung erhielten. Beide Schiffe sind Schwesterschiffe, ganz von Eisen,
nach dem Kuppelprinzip und mit einem ziemlich stark vorspringenden Bug
zum Anrennen, vollständig gleich, gebaut und von Verhältnissen, die gerade
sür die preußische Küstenvertheidigung äußerst zweckmäßig gewesen wären.
Ihre Größe (1857 — 1833—1827 Tons nach den verschiedenen Messungs¬
methoden) ist etwas bedeutender als beim „Arminius", aber noch sehr härt¬
lich und bequem und gestattet ihnen, eine noch etwas stärkere Maschine (350
Pferdekraft nommat) zu führen, ein Vortheil der allerdings durch die viel
größere Breite wieder paralysirt wird. Das Verhältniß der Länge (224^2^


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/226>, abgerufen am 05.02.2025.