Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

ung liegt er hinten nicht mehr als 26 Fuß im Wasser. Entsprechend den
eben angegebenen Dimensionen bestimmt sich das Deplacement*) der Panzer¬
fregatte auf S600-S700 englische Tons, und da der ganze Schiffskörper von
Eisen ist, wie bei den meisten englischen Panzerschiffen, also bedeutend leich¬
ter, als wenn er aus der starken Holzconstruction der französischen Panzerfre¬
gatten bestände, ergiebt sich schließlich eine Tragfähigkeit von 3404 Tons,
die dem Schiff 600 Tons Kohlen an Bord zu nehmen gestattet.

Die Formen des Schiffkörpers sind den besten Modellen nachgebildet.
Das Hinterschiff ist ziemlich voll gehalten und in der Wasserlinie, von der
es senkrecht aufsteigt, weit nach hinten überbaut, so daß es die Schraube
des Schiffs und das Steuerruder gegen Schüsse von oben oder gegen ein
Anrennen völlig deckt. Als Steuer soll "Kronprinz" ein balaneeä ruääer
bekommen, wie die meisten neueren Panzerfregatten Englands. Das Steuer
bewegte sich bekanntlich bisher an einem senkrechten Pfosten, dem Hintersteven,
wie eine Thür in Angeln, also um eine Are, die ganz im Rande der Thür¬
fläche liegt, und die Ruderpinne, der horizontale Balken, welcher gerade in
entgegengesetzter Richtung wie die Thür in das Innere des Schiffes hinein¬
geht, hat somit die ganze Fläche der "Thür" durch das Wasser zu pressen,
wenn er behuf des Steuerns bewegt wird. Diese Arbeit war schon bei den
früheren größeren Schiffen nicht unbeträchtlich, hat sich aber bei den colossalen
Dimensionen und der großen absoluten Schwere und Trägheit der Panzer¬
schiffe ins Unerträgliche gesteigert, bis man dem Uebelstand durch das sinn¬
reich erfundene Balance Ruder abhalf, dessen Prinzip übrigens schon auf
den altgriechischen Ruderkriegsschiffen zur Anwendung gebracht worden ist.
Die senkrechte Are, um welche das Nuder sich dreht, wird nämlich beim
modernen Balance Nuder nicht mehr in die vordere Kante desselben, sondern
nahezu in die Mitte der "Thürfläche" verlegt, jedoch etwas mehr nach
vorn als nach hinten, somit paralysirt bei der Bewegung der Pinne der
Widerstand der vorderen Ruderfläche den Widerstand eines gleich großen
Stücks der Hinteren Ruderfläche, und nur der Ueberschuß der letzteren bleibt
durch die Pinne zu bewegen, was natürlich sehr leicht geschieht und dennoch
die Steuerwirkung der ganzen Fläche nicht im Mindesten beeinträchtigt.
Hoffentlich wird man übrigens bei allen norddeutschen Panzerschiffen eine
Verbesserung dieses Nuderprinzips anbringen, die auf der diesjährigen Pariser
Ausstellung zu sehen war, und wonach im Hinteren Theil der Ruderfläche
noch Einschnitte sind, welche für starke Eisenbügel zur Verbindung des Ruder¬
pfostens mit der Nuderare Platz lassen und das ganze Ruder viel mehr als
bisher zu sichern gestatten.



') Das Gewicht des Wassers, welches einen gleich großen Köiper wie den des Schiffs
ausfüllen würde.
2*

ung liegt er hinten nicht mehr als 26 Fuß im Wasser. Entsprechend den
eben angegebenen Dimensionen bestimmt sich das Deplacement*) der Panzer¬
fregatte auf S600-S700 englische Tons, und da der ganze Schiffskörper von
Eisen ist, wie bei den meisten englischen Panzerschiffen, also bedeutend leich¬
ter, als wenn er aus der starken Holzconstruction der französischen Panzerfre¬
gatten bestände, ergiebt sich schließlich eine Tragfähigkeit von 3404 Tons,
die dem Schiff 600 Tons Kohlen an Bord zu nehmen gestattet.

Die Formen des Schiffkörpers sind den besten Modellen nachgebildet.
Das Hinterschiff ist ziemlich voll gehalten und in der Wasserlinie, von der
es senkrecht aufsteigt, weit nach hinten überbaut, so daß es die Schraube
des Schiffs und das Steuerruder gegen Schüsse von oben oder gegen ein
Anrennen völlig deckt. Als Steuer soll „Kronprinz" ein balaneeä ruääer
bekommen, wie die meisten neueren Panzerfregatten Englands. Das Steuer
bewegte sich bekanntlich bisher an einem senkrechten Pfosten, dem Hintersteven,
wie eine Thür in Angeln, also um eine Are, die ganz im Rande der Thür¬
fläche liegt, und die Ruderpinne, der horizontale Balken, welcher gerade in
entgegengesetzter Richtung wie die Thür in das Innere des Schiffes hinein¬
geht, hat somit die ganze Fläche der „Thür" durch das Wasser zu pressen,
wenn er behuf des Steuerns bewegt wird. Diese Arbeit war schon bei den
früheren größeren Schiffen nicht unbeträchtlich, hat sich aber bei den colossalen
Dimensionen und der großen absoluten Schwere und Trägheit der Panzer¬
schiffe ins Unerträgliche gesteigert, bis man dem Uebelstand durch das sinn¬
reich erfundene Balance Ruder abhalf, dessen Prinzip übrigens schon auf
den altgriechischen Ruderkriegsschiffen zur Anwendung gebracht worden ist.
Die senkrechte Are, um welche das Nuder sich dreht, wird nämlich beim
modernen Balance Nuder nicht mehr in die vordere Kante desselben, sondern
nahezu in die Mitte der „Thürfläche" verlegt, jedoch etwas mehr nach
vorn als nach hinten, somit paralysirt bei der Bewegung der Pinne der
Widerstand der vorderen Ruderfläche den Widerstand eines gleich großen
Stücks der Hinteren Ruderfläche, und nur der Ueberschuß der letzteren bleibt
durch die Pinne zu bewegen, was natürlich sehr leicht geschieht und dennoch
die Steuerwirkung der ganzen Fläche nicht im Mindesten beeinträchtigt.
Hoffentlich wird man übrigens bei allen norddeutschen Panzerschiffen eine
Verbesserung dieses Nuderprinzips anbringen, die auf der diesjährigen Pariser
Ausstellung zu sehen war, und wonach im Hinteren Theil der Ruderfläche
noch Einschnitte sind, welche für starke Eisenbügel zur Verbindung des Ruder¬
pfostens mit der Nuderare Platz lassen und das ganze Ruder viel mehr als
bisher zu sichern gestatten.



') Das Gewicht des Wassers, welches einen gleich großen Köiper wie den des Schiffs
ausfüllen würde.
2*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0019" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/117025"/>
            <p xml:id="ID_38" prev="#ID_37"> ung liegt er hinten nicht mehr als 26 Fuß im Wasser. Entsprechend den<lb/>
eben angegebenen Dimensionen bestimmt sich das Deplacement*) der Panzer¬<lb/>
fregatte auf S600-S700 englische Tons, und da der ganze Schiffskörper von<lb/>
Eisen ist, wie bei den meisten englischen Panzerschiffen, also bedeutend leich¬<lb/>
ter, als wenn er aus der starken Holzconstruction der französischen Panzerfre¬<lb/>
gatten bestände, ergiebt sich schließlich eine Tragfähigkeit von 3404 Tons,<lb/>
die dem Schiff 600 Tons Kohlen an Bord zu nehmen gestattet.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_39"> Die Formen des Schiffkörpers sind den besten Modellen nachgebildet.<lb/>
Das Hinterschiff ist ziemlich voll gehalten und in der Wasserlinie, von der<lb/>
es senkrecht aufsteigt, weit nach hinten überbaut, so daß es die Schraube<lb/>
des Schiffs und das Steuerruder gegen Schüsse von oben oder gegen ein<lb/>
Anrennen völlig deckt. Als Steuer soll &#x201E;Kronprinz" ein balaneeä ruääer<lb/>
bekommen, wie die meisten neueren Panzerfregatten Englands. Das Steuer<lb/>
bewegte sich bekanntlich bisher an einem senkrechten Pfosten, dem Hintersteven,<lb/>
wie eine Thür in Angeln, also um eine Are, die ganz im Rande der Thür¬<lb/>
fläche liegt, und die Ruderpinne, der horizontale Balken, welcher gerade in<lb/>
entgegengesetzter Richtung wie die Thür in das Innere des Schiffes hinein¬<lb/>
geht, hat somit die ganze Fläche der &#x201E;Thür" durch das Wasser zu pressen,<lb/>
wenn er behuf des Steuerns bewegt wird. Diese Arbeit war schon bei den<lb/>
früheren größeren Schiffen nicht unbeträchtlich, hat sich aber bei den colossalen<lb/>
Dimensionen und der großen absoluten Schwere und Trägheit der Panzer¬<lb/>
schiffe ins Unerträgliche gesteigert, bis man dem Uebelstand durch das sinn¬<lb/>
reich erfundene Balance Ruder abhalf, dessen Prinzip übrigens schon auf<lb/>
den altgriechischen Ruderkriegsschiffen zur Anwendung gebracht worden ist.<lb/>
Die senkrechte Are, um welche das Nuder sich dreht, wird nämlich beim<lb/>
modernen Balance Nuder nicht mehr in die vordere Kante desselben, sondern<lb/>
nahezu in die Mitte der &#x201E;Thürfläche" verlegt, jedoch etwas mehr nach<lb/>
vorn als nach hinten, somit paralysirt bei der Bewegung der Pinne der<lb/>
Widerstand der vorderen Ruderfläche den Widerstand eines gleich großen<lb/>
Stücks der Hinteren Ruderfläche, und nur der Ueberschuß der letzteren bleibt<lb/>
durch die Pinne zu bewegen, was natürlich sehr leicht geschieht und dennoch<lb/>
die Steuerwirkung der ganzen Fläche nicht im Mindesten beeinträchtigt.<lb/>
Hoffentlich wird man übrigens bei allen norddeutschen Panzerschiffen eine<lb/>
Verbesserung dieses Nuderprinzips anbringen, die auf der diesjährigen Pariser<lb/>
Ausstellung zu sehen war, und wonach im Hinteren Theil der Ruderfläche<lb/>
noch Einschnitte sind, welche für starke Eisenbügel zur Verbindung des Ruder¬<lb/>
pfostens mit der Nuderare Platz lassen und das ganze Ruder viel mehr als<lb/>
bisher zu sichern gestatten.</p><lb/>
            <note xml:id="FID_3" place="foot"> ') Das Gewicht des Wassers, welches einen gleich großen Köiper wie den des Schiffs<lb/>
ausfüllen würde.</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> 2*</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0019] ung liegt er hinten nicht mehr als 26 Fuß im Wasser. Entsprechend den eben angegebenen Dimensionen bestimmt sich das Deplacement*) der Panzer¬ fregatte auf S600-S700 englische Tons, und da der ganze Schiffskörper von Eisen ist, wie bei den meisten englischen Panzerschiffen, also bedeutend leich¬ ter, als wenn er aus der starken Holzconstruction der französischen Panzerfre¬ gatten bestände, ergiebt sich schließlich eine Tragfähigkeit von 3404 Tons, die dem Schiff 600 Tons Kohlen an Bord zu nehmen gestattet. Die Formen des Schiffkörpers sind den besten Modellen nachgebildet. Das Hinterschiff ist ziemlich voll gehalten und in der Wasserlinie, von der es senkrecht aufsteigt, weit nach hinten überbaut, so daß es die Schraube des Schiffs und das Steuerruder gegen Schüsse von oben oder gegen ein Anrennen völlig deckt. Als Steuer soll „Kronprinz" ein balaneeä ruääer bekommen, wie die meisten neueren Panzerfregatten Englands. Das Steuer bewegte sich bekanntlich bisher an einem senkrechten Pfosten, dem Hintersteven, wie eine Thür in Angeln, also um eine Are, die ganz im Rande der Thür¬ fläche liegt, und die Ruderpinne, der horizontale Balken, welcher gerade in entgegengesetzter Richtung wie die Thür in das Innere des Schiffes hinein¬ geht, hat somit die ganze Fläche der „Thür" durch das Wasser zu pressen, wenn er behuf des Steuerns bewegt wird. Diese Arbeit war schon bei den früheren größeren Schiffen nicht unbeträchtlich, hat sich aber bei den colossalen Dimensionen und der großen absoluten Schwere und Trägheit der Panzer¬ schiffe ins Unerträgliche gesteigert, bis man dem Uebelstand durch das sinn¬ reich erfundene Balance Ruder abhalf, dessen Prinzip übrigens schon auf den altgriechischen Ruderkriegsschiffen zur Anwendung gebracht worden ist. Die senkrechte Are, um welche das Nuder sich dreht, wird nämlich beim modernen Balance Nuder nicht mehr in die vordere Kante desselben, sondern nahezu in die Mitte der „Thürfläche" verlegt, jedoch etwas mehr nach vorn als nach hinten, somit paralysirt bei der Bewegung der Pinne der Widerstand der vorderen Ruderfläche den Widerstand eines gleich großen Stücks der Hinteren Ruderfläche, und nur der Ueberschuß der letzteren bleibt durch die Pinne zu bewegen, was natürlich sehr leicht geschieht und dennoch die Steuerwirkung der ganzen Fläche nicht im Mindesten beeinträchtigt. Hoffentlich wird man übrigens bei allen norddeutschen Panzerschiffen eine Verbesserung dieses Nuderprinzips anbringen, die auf der diesjährigen Pariser Ausstellung zu sehen war, und wonach im Hinteren Theil der Ruderfläche noch Einschnitte sind, welche für starke Eisenbügel zur Verbindung des Ruder¬ pfostens mit der Nuderare Platz lassen und das ganze Ruder viel mehr als bisher zu sichern gestatten. ') Das Gewicht des Wassers, welches einen gleich großen Köiper wie den des Schiffs ausfüllen würde. 2*

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/19
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/19>, abgerufen am 03.07.2024.