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Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band.

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pers hatte bekommen sollen, und bei der Trames iron vorks loci stip duil-
ämZ eompÄli^ zu Blackwall (London) in Bestellung gegeben war. Als die
türkische Regierung ihren Verpflichtungen nicht in der stipulirten Weise nach¬
kommen konnte, wollte die Gesellschaft natürlich nicht weiteres Geld auf den
kostspieligen Bau verwenden, ließ denselben unvollendet stehn und war froh,
als die preußische Regierung sich zur Uebernahme des Schiffs erbot, dem
man den Namen des gegenwärtigen Königs von Preußen zu geben beschloß.

Der "König Wilhelm", von welchem die Gesellschaft auf der pariser
Ausstellung ein sehr schönes, etwa fünf Fuß langes, völlig aufgetakeltes
Modell ausgestellt hatte, verspricht nach jeder Beziehung ein vorzügliches
Schiff zu werden. Er ist ganz von Eisen gebaut, mit doppeltem Boden,
wie derselbe bei der Fregatte "Kronprinz" in früherer Ur. d. Bl. be¬
schrieben wurde, mit longitudinalen Zellen zwischen beiden Eisenwänden, aber
ohne Querschotten, damit die Ventilation nicht gehindert wird. Seine Di¬
mensionen sind wahrhaft colossal: die Länge in der Wasserlinie beträgt
345'/" Fuß (355V. Fuß engl. über Deck), seine Breite dagegen nur 58'/- Fuß
(genau 60 Fuß engl. über Deck), sodaß die letztere, obwohl sehr bedeutend,
dennoch beinahe nur '/° der Länge ausmacht und, demgemäß bei der colossa¬
len Stärke der Maschine eine sehr große Schnelligkeit erwarten läßt. Trotz
der ungewöhnlichen absoluten Breite des Schiffs wird dasselbe ohne Schwie¬
rigkeit durch die Schleußenthore des Kriegshafens an der Jahde passiren
können und auch der Tiefgang wird dabei nicht hinderlich sein. Denn der¬
selbe ist nicht viel größer, als bei allen andern großen Panzersregatten, im
Durchschnitt 26 Fuß (hinten bei voller Belastung 26'/- Fuß), während die
Tiefe im Raum (zwischen Deckbalken und Kiel) 41'/" Fuß beträgt. Was die
absolute Größe angeht, so gibt es überhaupt nur sechs Kriegsschiffe der Welt,
die den "Königj Wilhelm" (5938 Tons Lästigkeit, 9900 Tons Deplacement)
übertreffen, sämmtlich englische Panzerschiffe: die beiden ersten englischen Pan¬
zerfregatten "Warrior" und "Black Prince", beide von 6109 Tons Gehalt,
sodann der wenig abweichend gebaute "Achilles", 6121 Tons, und die
noch colossaleren fünfmastigen Schwesterschiffe "Minotaur", "Agincourt" und
"Northumberland", deren erster auf derselben Werft wie der "König Wil¬
helm" gebaut wurde, von 6621 Tons. Alle andern Kriegsschiffe sind kleiner,
selbst der mächtige englische "Hercules" mit neunzölligen Panzer hat nur
5226 Tons, und die größten Panzerschisse der andern Nationen noch weni¬
ger, denn die meist angegebenen Tonnenzahlen geben das Deplacement, nicht
aber den natürlich weit kleineren eigentlichen Tonnengehalt, die Lästigkeit, an.

Die Form des Schiffskörpers ist durch den Chefconstructeur der eng¬
lischen Marine entworfen worden. Da nämlich das Schiff ursprünglich
für die Türkei bestimmt war, hatte die englische Regierung, die jeder Star-


pers hatte bekommen sollen, und bei der Trames iron vorks loci stip duil-
ämZ eompÄli^ zu Blackwall (London) in Bestellung gegeben war. Als die
türkische Regierung ihren Verpflichtungen nicht in der stipulirten Weise nach¬
kommen konnte, wollte die Gesellschaft natürlich nicht weiteres Geld auf den
kostspieligen Bau verwenden, ließ denselben unvollendet stehn und war froh,
als die preußische Regierung sich zur Uebernahme des Schiffs erbot, dem
man den Namen des gegenwärtigen Königs von Preußen zu geben beschloß.

Der „König Wilhelm", von welchem die Gesellschaft auf der pariser
Ausstellung ein sehr schönes, etwa fünf Fuß langes, völlig aufgetakeltes
Modell ausgestellt hatte, verspricht nach jeder Beziehung ein vorzügliches
Schiff zu werden. Er ist ganz von Eisen gebaut, mit doppeltem Boden,
wie derselbe bei der Fregatte „Kronprinz" in früherer Ur. d. Bl. be¬
schrieben wurde, mit longitudinalen Zellen zwischen beiden Eisenwänden, aber
ohne Querschotten, damit die Ventilation nicht gehindert wird. Seine Di¬
mensionen sind wahrhaft colossal: die Länge in der Wasserlinie beträgt
345'/« Fuß (355V. Fuß engl. über Deck), seine Breite dagegen nur 58'/- Fuß
(genau 60 Fuß engl. über Deck), sodaß die letztere, obwohl sehr bedeutend,
dennoch beinahe nur '/° der Länge ausmacht und, demgemäß bei der colossa¬
len Stärke der Maschine eine sehr große Schnelligkeit erwarten läßt. Trotz
der ungewöhnlichen absoluten Breite des Schiffs wird dasselbe ohne Schwie¬
rigkeit durch die Schleußenthore des Kriegshafens an der Jahde passiren
können und auch der Tiefgang wird dabei nicht hinderlich sein. Denn der¬
selbe ist nicht viel größer, als bei allen andern großen Panzersregatten, im
Durchschnitt 26 Fuß (hinten bei voller Belastung 26'/- Fuß), während die
Tiefe im Raum (zwischen Deckbalken und Kiel) 41'/« Fuß beträgt. Was die
absolute Größe angeht, so gibt es überhaupt nur sechs Kriegsschiffe der Welt,
die den „Königj Wilhelm" (5938 Tons Lästigkeit, 9900 Tons Deplacement)
übertreffen, sämmtlich englische Panzerschiffe: die beiden ersten englischen Pan¬
zerfregatten „Warrior" und „Black Prince", beide von 6109 Tons Gehalt,
sodann der wenig abweichend gebaute „Achilles", 6121 Tons, und die
noch colossaleren fünfmastigen Schwesterschiffe „Minotaur", „Agincourt" und
„Northumberland", deren erster auf derselben Werft wie der „König Wil¬
helm" gebaut wurde, von 6621 Tons. Alle andern Kriegsschiffe sind kleiner,
selbst der mächtige englische „Hercules" mit neunzölligen Panzer hat nur
5226 Tons, und die größten Panzerschisse der andern Nationen noch weni¬
ger, denn die meist angegebenen Tonnenzahlen geben das Deplacement, nicht
aber den natürlich weit kleineren eigentlichen Tonnengehalt, die Lästigkeit, an.

Die Form des Schiffskörpers ist durch den Chefconstructeur der eng¬
lischen Marine entworfen worden. Da nämlich das Schiff ursprünglich
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 27, 1868, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341807_117005/143>, abgerufen am 02.10.2024.