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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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phalen. waren Schulze-Delitsch. Waldeck. Franz Duncker u. s. w. damals grade
so schwarze Verräther, wie jetzt Tochter. Forkenbeck und Unruh; und was den
Demokraten Ziegler anlangt, so proclamirte ein Redner damals feierlich (siehe den
bereits citirten gedruckien stenographischen Bericht), unter der "lebhaften Zu-
stimmung" der frankfurter Besitzer östreichischer Metalliques und Nationals. dieser
Mensch, der "den Takt zu dem Trommelwirbel der preußischen Gewaltspolitik
geschlagen habe", sei unwürdig "fernerhin der Abgeordnete der Stadt zu sein,
in der Heinrich Simon lebte und wirkte", und Breslau habe nichts Eiligeres
M thun, als diesem Herrn sein Mandat zerrissen vor die Füße zu schleudern.
Freilich hat die Stadt Breslau dies nicht gethan. vielmehr hat sich kein preußi-
scher Wahlbezirk gefunden, der Herrn Frese sein Mandat anvertrauen wollte.

Sie fragen, warum ich das! alles grade Ihnen erzähle? Aus zwei
Gründen. Erstens erklärte damals Herr Frese. ebenfalls unter dem Veifalle
der frankfurter Metalliques-Besitzer, in ganz Preußen gebe es nur drei Gerechte,
erstens Sie selbst, weil Sie eine Rechtsvcrwahrung zu Gunsten des Augusten,
burgers erlassen, und zweitens die Herren or. Guido We-iß und Langerhanns.
wovon der eine Redacteur und der andere einer der Hauptgründer jenes Blattes
ist. das sich mit Ihrem Namen schmückt; und zwar diese beiden letztern deshalb.
Weil sie "die Jacobysche Rechtsvcrwahrung in Jacobvs Wahlbezirk in Berlin
durchgesetzt hatten." denn damit sei das Recht mitten in das feindliche Lager
des Berlinismus und des Großprcußentbums eingedrungen. Zweitens sitzen
doch alle jene Männer, welche damals den Frankfurtern und ganz Germanien
lurdi et orbi) als elende "Taktschläger zum Trommelwirbel der Gewaltspolitik"
denuncirt wurden, die Waldeck, Schulze. Franz Duncker. Löwe-Calbe. Ziegler
u. s. w. wieder in einer und derselben Fraction mit Ihnen. Nach jener Dar-
stellung des Herrn Frese waren Sie der Gerechte und jene die Ungerechten; und
damit in Betreff seiner Auffassung kein Zweifel obwalten könne, setzte er noch
hinzu: "In dem preußischen Volke vollzieht sich die Reinigung und die Täube-
rung von dem Schmutze, der ihm angeflogen ist." Sollten Sie einen Zweifel
haben über die Bedeutung dieser geflügelten Worte, so fragen Sie Ihren wackern
Parteigenossen Herrn Schulze-Delitsch. Er war zugegen, als Frese sprach und
Wurde, als er selber sprach, beinahe von der Tribüne heruntergetrommelt.

Ich las dieser Tage in der "Rheinischen Zeitung" ein freudig gehobenes
Tedeum über die Constituirung der nationalliberalen Partei, nun sei die Fort-
schrittspartei endlich gesäubert und gereinigt, sie habe alle disparaten Elemente
ausgeschieden und stehe nun da vollkommen gereinigt und solidarisch verbunden
in allen Haupt- und Nebcnpunkten, -- uns "t inäivisiblo, alle Häupter regiert
Von einem Dogma.

Ich theile mit dem berühmten Tristram Shandy das Unglück, daß mir
immer allerlei Dinge zur Unzeit einfallen; und so begab es sich. daß. als ich


phalen. waren Schulze-Delitsch. Waldeck. Franz Duncker u. s. w. damals grade
so schwarze Verräther, wie jetzt Tochter. Forkenbeck und Unruh; und was den
Demokraten Ziegler anlangt, so proclamirte ein Redner damals feierlich (siehe den
bereits citirten gedruckien stenographischen Bericht), unter der „lebhaften Zu-
stimmung" der frankfurter Besitzer östreichischer Metalliques und Nationals. dieser
Mensch, der „den Takt zu dem Trommelwirbel der preußischen Gewaltspolitik
geschlagen habe", sei unwürdig „fernerhin der Abgeordnete der Stadt zu sein,
in der Heinrich Simon lebte und wirkte", und Breslau habe nichts Eiligeres
M thun, als diesem Herrn sein Mandat zerrissen vor die Füße zu schleudern.
Freilich hat die Stadt Breslau dies nicht gethan. vielmehr hat sich kein preußi-
scher Wahlbezirk gefunden, der Herrn Frese sein Mandat anvertrauen wollte.

Sie fragen, warum ich das! alles grade Ihnen erzähle? Aus zwei
Gründen. Erstens erklärte damals Herr Frese. ebenfalls unter dem Veifalle
der frankfurter Metalliques-Besitzer, in ganz Preußen gebe es nur drei Gerechte,
erstens Sie selbst, weil Sie eine Rechtsvcrwahrung zu Gunsten des Augusten,
burgers erlassen, und zweitens die Herren or. Guido We-iß und Langerhanns.
wovon der eine Redacteur und der andere einer der Hauptgründer jenes Blattes
ist. das sich mit Ihrem Namen schmückt; und zwar diese beiden letztern deshalb.
Weil sie „die Jacobysche Rechtsvcrwahrung in Jacobvs Wahlbezirk in Berlin
durchgesetzt hatten." denn damit sei das Recht mitten in das feindliche Lager
des Berlinismus und des Großprcußentbums eingedrungen. Zweitens sitzen
doch alle jene Männer, welche damals den Frankfurtern und ganz Germanien
lurdi et orbi) als elende „Taktschläger zum Trommelwirbel der Gewaltspolitik"
denuncirt wurden, die Waldeck, Schulze. Franz Duncker. Löwe-Calbe. Ziegler
u. s. w. wieder in einer und derselben Fraction mit Ihnen. Nach jener Dar-
stellung des Herrn Frese waren Sie der Gerechte und jene die Ungerechten; und
damit in Betreff seiner Auffassung kein Zweifel obwalten könne, setzte er noch
hinzu: „In dem preußischen Volke vollzieht sich die Reinigung und die Täube-
rung von dem Schmutze, der ihm angeflogen ist." Sollten Sie einen Zweifel
haben über die Bedeutung dieser geflügelten Worte, so fragen Sie Ihren wackern
Parteigenossen Herrn Schulze-Delitsch. Er war zugegen, als Frese sprach und
Wurde, als er selber sprach, beinahe von der Tribüne heruntergetrommelt.

Ich las dieser Tage in der „Rheinischen Zeitung" ein freudig gehobenes
Tedeum über die Constituirung der nationalliberalen Partei, nun sei die Fort-
schrittspartei endlich gesäubert und gereinigt, sie habe alle disparaten Elemente
ausgeschieden und stehe nun da vollkommen gereinigt und solidarisch verbunden
in allen Haupt- und Nebcnpunkten, — uns «t inäivisiblo, alle Häupter regiert
Von einem Dogma.

Ich theile mit dem berühmten Tristram Shandy das Unglück, daß mir
immer allerlei Dinge zur Unzeit einfallen; und so begab es sich. daß. als ich


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[0471] phalen. waren Schulze-Delitsch. Waldeck. Franz Duncker u. s. w. damals grade so schwarze Verräther, wie jetzt Tochter. Forkenbeck und Unruh; und was den Demokraten Ziegler anlangt, so proclamirte ein Redner damals feierlich (siehe den bereits citirten gedruckien stenographischen Bericht), unter der „lebhaften Zu- stimmung" der frankfurter Besitzer östreichischer Metalliques und Nationals. dieser Mensch, der „den Takt zu dem Trommelwirbel der preußischen Gewaltspolitik geschlagen habe", sei unwürdig „fernerhin der Abgeordnete der Stadt zu sein, in der Heinrich Simon lebte und wirkte", und Breslau habe nichts Eiligeres M thun, als diesem Herrn sein Mandat zerrissen vor die Füße zu schleudern. Freilich hat die Stadt Breslau dies nicht gethan. vielmehr hat sich kein preußi- scher Wahlbezirk gefunden, der Herrn Frese sein Mandat anvertrauen wollte. Sie fragen, warum ich das! alles grade Ihnen erzähle? Aus zwei Gründen. Erstens erklärte damals Herr Frese. ebenfalls unter dem Veifalle der frankfurter Metalliques-Besitzer, in ganz Preußen gebe es nur drei Gerechte, erstens Sie selbst, weil Sie eine Rechtsvcrwahrung zu Gunsten des Augusten, burgers erlassen, und zweitens die Herren or. Guido We-iß und Langerhanns. wovon der eine Redacteur und der andere einer der Hauptgründer jenes Blattes ist. das sich mit Ihrem Namen schmückt; und zwar diese beiden letztern deshalb. Weil sie „die Jacobysche Rechtsvcrwahrung in Jacobvs Wahlbezirk in Berlin durchgesetzt hatten." denn damit sei das Recht mitten in das feindliche Lager des Berlinismus und des Großprcußentbums eingedrungen. Zweitens sitzen doch alle jene Männer, welche damals den Frankfurtern und ganz Germanien lurdi et orbi) als elende „Taktschläger zum Trommelwirbel der Gewaltspolitik" denuncirt wurden, die Waldeck, Schulze. Franz Duncker. Löwe-Calbe. Ziegler u. s. w. wieder in einer und derselben Fraction mit Ihnen. Nach jener Dar- stellung des Herrn Frese waren Sie der Gerechte und jene die Ungerechten; und damit in Betreff seiner Auffassung kein Zweifel obwalten könne, setzte er noch hinzu: „In dem preußischen Volke vollzieht sich die Reinigung und die Täube- rung von dem Schmutze, der ihm angeflogen ist." Sollten Sie einen Zweifel haben über die Bedeutung dieser geflügelten Worte, so fragen Sie Ihren wackern Parteigenossen Herrn Schulze-Delitsch. Er war zugegen, als Frese sprach und Wurde, als er selber sprach, beinahe von der Tribüne heruntergetrommelt. Ich las dieser Tage in der „Rheinischen Zeitung" ein freudig gehobenes Tedeum über die Constituirung der nationalliberalen Partei, nun sei die Fort- schrittspartei endlich gesäubert und gereinigt, sie habe alle disparaten Elemente ausgeschieden und stehe nun da vollkommen gereinigt und solidarisch verbunden in allen Haupt- und Nebcnpunkten, — uns «t inäivisiblo, alle Häupter regiert Von einem Dogma. Ich theile mit dem berühmten Tristram Shandy das Unglück, daß mir immer allerlei Dinge zur Unzeit einfallen; und so begab es sich. daß. als ich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/471>, abgerufen am 22.07.2024.