Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band."schon bei einem früheren Besuche Deutschlands von Rom aus hatte Theils seine amtliche Stellung, theils wissenschaftliche Zwecke führten Ger¬ «schon bei einem früheren Besuche Deutschlands von Rom aus hatte Theils seine amtliche Stellung, theils wissenschaftliche Zwecke führten Ger¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0464" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191158"/> <p xml:id="ID_1510"> «schon bei einem früheren Besuche Deutschlands von Rom aus hatte<lb/> Gerhard empfunden, daß die Schriften des römischen Instituts für die Verbrei¬<lb/> tung archäologischer Kunde in Deutschland nicht ausreichten. und deshalb ein<lb/> „archäologisches Intelligenzblatt" als Beilage der hallischen allgemeinen<lb/> Literaturzeitung begründet (1833), welches aber mit seinem sechsten Jahrgange<lb/> (1838) aufgegeben werden mußte. In Berlin konnte ein ähnlicher Plan<lb/> wieder aufgenommen werden. Allmälig sammelte sich dort eine Anzahl der<lb/> einstigen römischen Genossen, wie Panofka, Lepsius, H. Abeken, Wiese. Auch<lb/> im Norden fanden sie sich zu ähnlicher Geselligkeit zusammen; es ward<lb/> wieder eine griechische Gesellschaft gestiftet, und alljährlich berief Gerhard die<lb/> alten capitolinischen Gefährten zur gemeinsamen Feier des 21. April zusammen.<lb/> Aus diesem Kreise erwuchs aus Gerhards Betrieb die archäologische Ge¬<lb/> sellschaft in Berlin, welche einmal im Monat sich zu wissenschaftlichem Ver¬<lb/> kehr versammelte und überdies nach dem römischen Vorbilde, das auch sonst in<lb/> Deutschland schon Nacheiferung gesunden hatte, den Geburtstag Winckelmanns<lb/> (9. December) als besonderen Festtag beging und durch ein eigenes Programm<lb/> feierte. Die Gesellschaft, der bald die bedeutendsten Vertreter der Kunst und<lb/> Wissenschaft in Berlin beitraten, sah sich von Anfang an als eine Art deutscher<lb/> Section des archäologischen Instituts an, und in diesem Sinne ging aus ihr,<lb/> wiederum aus Gerhards Anlaß und unter seiner Leitung, die archäologische<lb/> Zeitung als eine Ergänzung der Jnstitutsschriften hervor. Dankenswerthen<lb/> Bestand erfuhr Gerhard hier wie bei manchen früheren Unternehmungen bei<lb/> dem Verleger Georg Reimer. Denn trotz einer dem Umfange und Werthe<lb/> der Zeitung keineswegs entsprechenden Unterstützung beim Publikum ist es<lb/> möglich geworden, seit 1843 die stattliche Folge von vierundzwanzig Jahrgängen<lb/> dieser ersprießlichen Publication zu vollenden; der fünfundzwanzigste ist eben<lb/> begonnen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1511" next="#ID_1512"> Theils seine amtliche Stellung, theils wissenschaftliche Zwecke führten Ger¬<lb/> hard auch nach der festen Niederlassung in Berlin nicht selten auf kürzere oder<lb/> längere Zeit von dort fort, und nie kehrte er ohne neue Ausbeute zurück. Das<lb/> Jahr 1841 führte ihn zuerst wieder nach Rom und später nach Frankfurt, wo<lb/> er eine der schönsten Vasensammlungen für das berliner Museum erwerben<lb/> sollte. Hier lernte er im Hause des ihm befreundeten Ministerresidenten von<lb/> Sydow die Tochter des kurhessischen Gesandten Emilie von Ries kennen,<lb/> die er im Juni des folgenden Jahres als seine Gattin heimführte. Damit<lb/> ward eine Häuslichkeit begründet, welche fast 25 Jahre hindurch nicht nur den<lb/> beiden Gatten eine stete Quelle des reinsten Glückes ward, sondern auch bei<lb/> allen, welche derselben nahe traten, den wohlthuenden Eindruck des innigsten<lb/> Zusammenlebens hervorrufen mußte. Die Frau theilte die Interessen des<lb/> Mannes in seltner Weise, seine älteren Freundschaftsbeziehungen wurden leicht</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0464]
«schon bei einem früheren Besuche Deutschlands von Rom aus hatte
Gerhard empfunden, daß die Schriften des römischen Instituts für die Verbrei¬
tung archäologischer Kunde in Deutschland nicht ausreichten. und deshalb ein
„archäologisches Intelligenzblatt" als Beilage der hallischen allgemeinen
Literaturzeitung begründet (1833), welches aber mit seinem sechsten Jahrgange
(1838) aufgegeben werden mußte. In Berlin konnte ein ähnlicher Plan
wieder aufgenommen werden. Allmälig sammelte sich dort eine Anzahl der
einstigen römischen Genossen, wie Panofka, Lepsius, H. Abeken, Wiese. Auch
im Norden fanden sie sich zu ähnlicher Geselligkeit zusammen; es ward
wieder eine griechische Gesellschaft gestiftet, und alljährlich berief Gerhard die
alten capitolinischen Gefährten zur gemeinsamen Feier des 21. April zusammen.
Aus diesem Kreise erwuchs aus Gerhards Betrieb die archäologische Ge¬
sellschaft in Berlin, welche einmal im Monat sich zu wissenschaftlichem Ver¬
kehr versammelte und überdies nach dem römischen Vorbilde, das auch sonst in
Deutschland schon Nacheiferung gesunden hatte, den Geburtstag Winckelmanns
(9. December) als besonderen Festtag beging und durch ein eigenes Programm
feierte. Die Gesellschaft, der bald die bedeutendsten Vertreter der Kunst und
Wissenschaft in Berlin beitraten, sah sich von Anfang an als eine Art deutscher
Section des archäologischen Instituts an, und in diesem Sinne ging aus ihr,
wiederum aus Gerhards Anlaß und unter seiner Leitung, die archäologische
Zeitung als eine Ergänzung der Jnstitutsschriften hervor. Dankenswerthen
Bestand erfuhr Gerhard hier wie bei manchen früheren Unternehmungen bei
dem Verleger Georg Reimer. Denn trotz einer dem Umfange und Werthe
der Zeitung keineswegs entsprechenden Unterstützung beim Publikum ist es
möglich geworden, seit 1843 die stattliche Folge von vierundzwanzig Jahrgängen
dieser ersprießlichen Publication zu vollenden; der fünfundzwanzigste ist eben
begonnen.
Theils seine amtliche Stellung, theils wissenschaftliche Zwecke führten Ger¬
hard auch nach der festen Niederlassung in Berlin nicht selten auf kürzere oder
längere Zeit von dort fort, und nie kehrte er ohne neue Ausbeute zurück. Das
Jahr 1841 führte ihn zuerst wieder nach Rom und später nach Frankfurt, wo
er eine der schönsten Vasensammlungen für das berliner Museum erwerben
sollte. Hier lernte er im Hause des ihm befreundeten Ministerresidenten von
Sydow die Tochter des kurhessischen Gesandten Emilie von Ries kennen,
die er im Juni des folgenden Jahres als seine Gattin heimführte. Damit
ward eine Häuslichkeit begründet, welche fast 25 Jahre hindurch nicht nur den
beiden Gatten eine stete Quelle des reinsten Glückes ward, sondern auch bei
allen, welche derselben nahe traten, den wohlthuenden Eindruck des innigsten
Zusammenlebens hervorrufen mußte. Die Frau theilte die Interessen des
Mannes in seltner Weise, seine älteren Freundschaftsbeziehungen wurden leicht
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