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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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zweiten Session von 1865 vorgelegt wurde, und sich noch jetzt im Ganzen als
zweckmäßig entworfen erweist, wenn wir von den durch Gründung des nord¬
deutschen Bundes nöthig gewordenen Erweiterungen absehn.

Die Segelschiffe sind in diesem Flottengründungsplan natürlich als
secundäres Element behandelt, dieselben sind für den Seekrieg nicht mehr zu
verwenden, da ihnen die Unabhängigkeit der Bewegung von Wind und Wetter,
die unbedingte Manövnrfähigkeit, gänzlich fehlt. Trotzdem muß eine kleine An¬
zahl derselben durchaus vorhanden sein, da sich die Seeleute, die Matrosen, im
Grunde nur auf eigentlichen Segelschiffen mit deren reicherer Takelage gründ¬
lich ausbilden lassen, grade darum, weil bei diesen alle Aufgaben ausschließlich
mittelst der Segelmanöver gelöst werden müssen, ohne daß wie bei anderen
Kriegsschiffen die Zuflucht zum Gebrauch der Maschine bleibt, und weil deren Jn-
diensthaltung außerdem bei weitem nicht so kostspielig ist, wie die von
Schraubenschiffen.

Die preußische Flotte hat gegenwärtig ziemlich die Anzahl von Segel-
schiffen, welche nöthig sind, um den seemännischen Dienst einzuüben, sie könnte
vielleicht das eine oder andere der großen Segelschiffe für diesen Zweck noch
entbehren. Aber die Zahl dieser Uebungsschiffe, deren Beschaffung seiner Zeit im
preußischen Abgeordnetenhause auffallenderweise lebhaften Widerspruch fand, ist auf
die verhältnißmäßig kleine Ostseeflotte von circa 3000 Mann berechnet. Jede Er¬
weiterung.-- und wir bedürfen schon in den nächsten zwei Jahren einer Erhöhung
auf das Doppelte, in nicht langer Zeit bis auf wenigstens 9000 Mann, -- macht
eine sofortige Verstärkung des Uebungsmaterials nothwendig. Und diese Ver¬
stärkung der Uebungsschiffe muß selbstverständlich der erste Schritt zu weiterer
Entwickelung der Flottenkraft sein. Namentlich die kleinen Uebungsfahrzeuge
für Kadetten und Schiffsjungen werden möglichst schnell vermehrt werden müssen.
Denn der Mangel an diesen Schulschiffen droht schon jetzt für die Vergrößerung
unserer Marine ein Hinderniß zu werden.

Die preußische Flotte zählt an Segelschiffen gegenwärtig 3 Fregatten und
3 Briggs von zusammen 162 Kanonen*): Segelfregatte "Gefion", 48; Segel-
fregatte "Thetie", 38; Segelfregatte "Niobe", 28; Kriegsbrigg "Rover", 16;
Kriegsbrigg "Moskito", 16; Kriegsbrigg "Hela". 6. --

Die vorhandenen Segelschiffe führen keineswegs immer die volle Kanonen¬
zahl, für die sie gebohrt sind, sie haben sehr oft, um das Schiff zu erleichtern,
oder wegen Verringerung der Besatzung eine kleinere Anzahl von Geschützen an
Bord. So hat z. B. die "Gefion" zu verschiedenen Zeiten, und namentlich
unter den verschiedenen Regierungen, denen sie gehört hat, 4-2, 46, 44 Geschütze



-> Die Ziffer HMer dem Namen des Kriegsschiffes giebt kenner ti? Mzahl seiner MschW "N-

zweiten Session von 1865 vorgelegt wurde, und sich noch jetzt im Ganzen als
zweckmäßig entworfen erweist, wenn wir von den durch Gründung des nord¬
deutschen Bundes nöthig gewordenen Erweiterungen absehn.

Die Segelschiffe sind in diesem Flottengründungsplan natürlich als
secundäres Element behandelt, dieselben sind für den Seekrieg nicht mehr zu
verwenden, da ihnen die Unabhängigkeit der Bewegung von Wind und Wetter,
die unbedingte Manövnrfähigkeit, gänzlich fehlt. Trotzdem muß eine kleine An¬
zahl derselben durchaus vorhanden sein, da sich die Seeleute, die Matrosen, im
Grunde nur auf eigentlichen Segelschiffen mit deren reicherer Takelage gründ¬
lich ausbilden lassen, grade darum, weil bei diesen alle Aufgaben ausschließlich
mittelst der Segelmanöver gelöst werden müssen, ohne daß wie bei anderen
Kriegsschiffen die Zuflucht zum Gebrauch der Maschine bleibt, und weil deren Jn-
diensthaltung außerdem bei weitem nicht so kostspielig ist, wie die von
Schraubenschiffen.

Die preußische Flotte hat gegenwärtig ziemlich die Anzahl von Segel-
schiffen, welche nöthig sind, um den seemännischen Dienst einzuüben, sie könnte
vielleicht das eine oder andere der großen Segelschiffe für diesen Zweck noch
entbehren. Aber die Zahl dieser Uebungsschiffe, deren Beschaffung seiner Zeit im
preußischen Abgeordnetenhause auffallenderweise lebhaften Widerspruch fand, ist auf
die verhältnißmäßig kleine Ostseeflotte von circa 3000 Mann berechnet. Jede Er¬
weiterung.— und wir bedürfen schon in den nächsten zwei Jahren einer Erhöhung
auf das Doppelte, in nicht langer Zeit bis auf wenigstens 9000 Mann, — macht
eine sofortige Verstärkung des Uebungsmaterials nothwendig. Und diese Ver¬
stärkung der Uebungsschiffe muß selbstverständlich der erste Schritt zu weiterer
Entwickelung der Flottenkraft sein. Namentlich die kleinen Uebungsfahrzeuge
für Kadetten und Schiffsjungen werden möglichst schnell vermehrt werden müssen.
Denn der Mangel an diesen Schulschiffen droht schon jetzt für die Vergrößerung
unserer Marine ein Hinderniß zu werden.

Die preußische Flotte zählt an Segelschiffen gegenwärtig 3 Fregatten und
3 Briggs von zusammen 162 Kanonen*): Segelfregatte „Gefion", 48; Segel-
fregatte „Thetie", 38; Segelfregatte „Niobe", 28; Kriegsbrigg „Rover", 16;
Kriegsbrigg „Moskito", 16; Kriegsbrigg „Hela". 6. —

Die vorhandenen Segelschiffe führen keineswegs immer die volle Kanonen¬
zahl, für die sie gebohrt sind, sie haben sehr oft, um das Schiff zu erleichtern,
oder wegen Verringerung der Besatzung eine kleinere Anzahl von Geschützen an
Bord. So hat z. B. die „Gefion" zu verschiedenen Zeiten, und namentlich
unter den verschiedenen Regierungen, denen sie gehört hat, 4-2, 46, 44 Geschütze



-> Die Ziffer HMer dem Namen des Kriegsschiffes giebt kenner ti? Mzahl seiner MschW «N-
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[0414] zweiten Session von 1865 vorgelegt wurde, und sich noch jetzt im Ganzen als zweckmäßig entworfen erweist, wenn wir von den durch Gründung des nord¬ deutschen Bundes nöthig gewordenen Erweiterungen absehn. Die Segelschiffe sind in diesem Flottengründungsplan natürlich als secundäres Element behandelt, dieselben sind für den Seekrieg nicht mehr zu verwenden, da ihnen die Unabhängigkeit der Bewegung von Wind und Wetter, die unbedingte Manövnrfähigkeit, gänzlich fehlt. Trotzdem muß eine kleine An¬ zahl derselben durchaus vorhanden sein, da sich die Seeleute, die Matrosen, im Grunde nur auf eigentlichen Segelschiffen mit deren reicherer Takelage gründ¬ lich ausbilden lassen, grade darum, weil bei diesen alle Aufgaben ausschließlich mittelst der Segelmanöver gelöst werden müssen, ohne daß wie bei anderen Kriegsschiffen die Zuflucht zum Gebrauch der Maschine bleibt, und weil deren Jn- diensthaltung außerdem bei weitem nicht so kostspielig ist, wie die von Schraubenschiffen. Die preußische Flotte hat gegenwärtig ziemlich die Anzahl von Segel- schiffen, welche nöthig sind, um den seemännischen Dienst einzuüben, sie könnte vielleicht das eine oder andere der großen Segelschiffe für diesen Zweck noch entbehren. Aber die Zahl dieser Uebungsschiffe, deren Beschaffung seiner Zeit im preußischen Abgeordnetenhause auffallenderweise lebhaften Widerspruch fand, ist auf die verhältnißmäßig kleine Ostseeflotte von circa 3000 Mann berechnet. Jede Er¬ weiterung.— und wir bedürfen schon in den nächsten zwei Jahren einer Erhöhung auf das Doppelte, in nicht langer Zeit bis auf wenigstens 9000 Mann, — macht eine sofortige Verstärkung des Uebungsmaterials nothwendig. Und diese Ver¬ stärkung der Uebungsschiffe muß selbstverständlich der erste Schritt zu weiterer Entwickelung der Flottenkraft sein. Namentlich die kleinen Uebungsfahrzeuge für Kadetten und Schiffsjungen werden möglichst schnell vermehrt werden müssen. Denn der Mangel an diesen Schulschiffen droht schon jetzt für die Vergrößerung unserer Marine ein Hinderniß zu werden. Die preußische Flotte zählt an Segelschiffen gegenwärtig 3 Fregatten und 3 Briggs von zusammen 162 Kanonen*): Segelfregatte „Gefion", 48; Segel- fregatte „Thetie", 38; Segelfregatte „Niobe", 28; Kriegsbrigg „Rover", 16; Kriegsbrigg „Moskito", 16; Kriegsbrigg „Hela". 6. — Die vorhandenen Segelschiffe führen keineswegs immer die volle Kanonen¬ zahl, für die sie gebohrt sind, sie haben sehr oft, um das Schiff zu erleichtern, oder wegen Verringerung der Besatzung eine kleinere Anzahl von Geschützen an Bord. So hat z. B. die „Gefion" zu verschiedenen Zeiten, und namentlich unter den verschiedenen Regierungen, denen sie gehört hat, 4-2, 46, 44 Geschütze -> Die Ziffer HMer dem Namen des Kriegsschiffes giebt kenner ti? Mzahl seiner MschW «N-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/414>, abgerufen am 24.08.2024.