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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Können Sie ihm einen Verleger zu Darwin's Lotau^ Kar asu finden
Herrn Frölich vielleicht? Wenn es auch nur um ein Halbweg leidlich Honorar
wäre. In der Folge wird er sich als Selbstdenker und Original mehr em¬
pfehlen. Er schreibt jetzt ein medicinisches Werk; er ist praktischer Arzt in
Altenburg. Es sind aber dort 14 Aerzte und er der jüngste, neueste. Gewiß
ists, daß der Hr. Verleger künftig einen vorzüglichen Autor an ihm erhalten
wird. Ich denke ja. er wird die Prophezeiung meines Mannes über ihn, in
Erfüllung bringen. Nehmen Sie sich des guten Menschen an. Er hat hier
keinen Verleger finden können. Ach Gott, und er bedarf Geld.

Ich habe nicht warteir können bis Sie mir wieder antworten in unserm
großen Geschäft. Der arme Mensch bittet und düngt. Er ist noch obendrein
verheurathet; verzeihen Sie, wenn ich Sie um das Glück zweier Liebenden
bitte, sich seiner anzunehmen.

Mein Mann hatte ihm gerathen den zweiten Theil vor dem ersten zu
liefern -- daher folgt hierbei der zweite Theil zuerst.

Leben Sie wohl und glücklich, theuerster Fteund. Ihre


Catoline Herder.

Noch möchte ich Ihnen eigens baueten für das wahre und große Wort:
"Das Talent wird nur durch seine Anwendung ehrwürdig." Diese Wahrheit
können Sie nicht oft und laut genug sagen, da man hier und in den An¬
hängern grade des entgegengesetzten Glaubens ist.

14) Dieselbe an M. Weimar, den 6. März 1804. Mein theurer ver-
ehrtest^ Freund. Gottlob die Wolken sind glücklich vertrieben und die Wahr¬
heit siegt.

Ich lege Ihnen hier die vorläufigen Eönträctspuncte bei -- Sie und
Müller sehe ich als meine Freunde an, die vereint zu unserm Besten,
aber nicht zum Nachtheil des rechtschaffenen Fröhlich's, das Ganze ordnen wer¬
den. Wenn der Contract bestehen soll, so muß kein Theil einen überwiegenden
Vortheil haben. Dies ist unser Gefühl und die Basis jeden Contracts. -- Wir
haben daher auf die. am vorigen Posttag in Ihrem Brief gelegenen ferneren
Puncten Herr Fröhlich's, Rücksicht genommen; sprechen Sie jetzt mit unserm
Freund Müller, mit Fröhlich und sein Sie unser treuer Freund wie bisher.
Wenn bei einem oder dem andern Punct Johannes Müller anderer Meinung
ist, so gehn Sie mit ihm hierüber sanft zu Rath -- Sie Beide müssen unsre
Vortheile im Auge haben und also hübsch einig sein. Habt Ihr Beide Vor-
urtheile gegen einander, so wäre es gut wenn jeder die seinigen in Schatten
drängte und Ihr Euch unbefangen anfahet. Müller hat mir nichts gegen Sie
geschrieben. Suchen Sie ihn auf, und lernen Sie ihn kennen, mein Lieber.
Ich habe ihm geschrieben daß Sie werth wären von ihm gekannt zu sein.


39*

Können Sie ihm einen Verleger zu Darwin's Lotau^ Kar asu finden
Herrn Frölich vielleicht? Wenn es auch nur um ein Halbweg leidlich Honorar
wäre. In der Folge wird er sich als Selbstdenker und Original mehr em¬
pfehlen. Er schreibt jetzt ein medicinisches Werk; er ist praktischer Arzt in
Altenburg. Es sind aber dort 14 Aerzte und er der jüngste, neueste. Gewiß
ists, daß der Hr. Verleger künftig einen vorzüglichen Autor an ihm erhalten
wird. Ich denke ja. er wird die Prophezeiung meines Mannes über ihn, in
Erfüllung bringen. Nehmen Sie sich des guten Menschen an. Er hat hier
keinen Verleger finden können. Ach Gott, und er bedarf Geld.

Ich habe nicht warteir können bis Sie mir wieder antworten in unserm
großen Geschäft. Der arme Mensch bittet und düngt. Er ist noch obendrein
verheurathet; verzeihen Sie, wenn ich Sie um das Glück zweier Liebenden
bitte, sich seiner anzunehmen.

Mein Mann hatte ihm gerathen den zweiten Theil vor dem ersten zu
liefern — daher folgt hierbei der zweite Theil zuerst.

Leben Sie wohl und glücklich, theuerster Fteund. Ihre


Catoline Herder.

Noch möchte ich Ihnen eigens baueten für das wahre und große Wort:
„Das Talent wird nur durch seine Anwendung ehrwürdig." Diese Wahrheit
können Sie nicht oft und laut genug sagen, da man hier und in den An¬
hängern grade des entgegengesetzten Glaubens ist.

14) Dieselbe an M. Weimar, den 6. März 1804. Mein theurer ver-
ehrtest^ Freund. Gottlob die Wolken sind glücklich vertrieben und die Wahr¬
heit siegt.

Ich lege Ihnen hier die vorläufigen Eönträctspuncte bei — Sie und
Müller sehe ich als meine Freunde an, die vereint zu unserm Besten,
aber nicht zum Nachtheil des rechtschaffenen Fröhlich's, das Ganze ordnen wer¬
den. Wenn der Contract bestehen soll, so muß kein Theil einen überwiegenden
Vortheil haben. Dies ist unser Gefühl und die Basis jeden Contracts. — Wir
haben daher auf die. am vorigen Posttag in Ihrem Brief gelegenen ferneren
Puncten Herr Fröhlich's, Rücksicht genommen; sprechen Sie jetzt mit unserm
Freund Müller, mit Fröhlich und sein Sie unser treuer Freund wie bisher.
Wenn bei einem oder dem andern Punct Johannes Müller anderer Meinung
ist, so gehn Sie mit ihm hierüber sanft zu Rath — Sie Beide müssen unsre
Vortheile im Auge haben und also hübsch einig sein. Habt Ihr Beide Vor-
urtheile gegen einander, so wäre es gut wenn jeder die seinigen in Schatten
drängte und Ihr Euch unbefangen anfahet. Müller hat mir nichts gegen Sie
geschrieben. Suchen Sie ihn auf, und lernen Sie ihn kennen, mein Lieber.
Ich habe ihm geschrieben daß Sie werth wären von ihm gekannt zu sein.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/311>, abgerufen am 03.07.2024.