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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Mein Mann hat bei seinem Leben für Hartknoch gethan was er konnte
-- seiner bedrängten Lage zu Liebe, hatte er die Adrastea angefangen, da er
ihn so dringend um eine Zeitschrift gebeten hatte. Er mußte ihr aber, durch
die Verschiedenheit der Materien mehr Zeit widmen, als wenn er in Einem
Werk Einerlei Materie behandelt hätte. Er sprach oft darüber und bereute
das Unternehmen, da Hartknoch zur Verbreitung der Adrastea selbst so wenig
thätig sich erwiesen hatte. Durch seine unkaufmännische Unthätigkeit wurden
überhaupt von meines Mannes Schriften vielleicht weniger abgesetzt als durch
einen rükrigern Buchhändler geschehen wäre. Er wagte nicht ein halb hundert
Exemplare an irgend böse Bezahler daran, damit das Werk bekannter, gelesener,
und andere Käufer und Leser geweckt hätte.

Jammerschade ists, daß er bei seinem guten, honnetten Charackter, nicht
das Erwcrbsame, Rührige, sich keine Mühe verdrießende des Kaufmanns
besitzt. Er hat einen gewissen Stolz, der sich mit diesem allzeit gefälligen
und dienenden des Kaufmanns nicht vereinigen läßt. Mein Mann
fühlte dies unendlich -- der Nachtheil traf Autor und Verleger zugleich. Bei
Erörterungen hierüber, auch wenn man ihm taota anführte, behielt er dock
Recht -- und diese Rechthaberei kränkte meinen Mann doppelt, da er mitunter
durchfühlte er sei kein Autor für Hartknoch so wie dieser es wünsche.

Doch ich kehre zu meiner Bitte zurück.

Nicht um Hartknoch jetzt gradezu zu veranlassen, sondern in den Grund¬
sätzen unterrichtet zu werden, nach denen Autor und Verleger in billiges und
gerechtes Verhältniß zusammentreten, bitte ich Sie um Belehrung hierüber,
theurer Freund. Sie sind mit diesen Verhältnissen und Grundsätzen bekannt
-- bei Ihrer Freundschaft gegen den Seligen und seine Hinterbliebenen bitte
ich Sie, nehmen Sie mein Vertrauen als ein Freund auf.

Als Mutter und Vormünderin unsrer Kinder, von denen die drei jüngsten
noch unversorgt sind, werden Sie, wird kein Verständiger es mir verdenken,
wenn ich nach meiner Pflicht, aus dem Segen unsres Heiligen, den Vortheil
zu erhalten suche, den Er selbst für die Seinigen wünschte, und den ich jetzt
wesentlich bedarf.

Bei der neuen Herausgabe kommt jetzt alles auf eine gute Einrichtung
und den Contract an.

Ich will Ihnen das was ich mit meinem ältesten Sohn, der bei der Her¬
ausgabe selbst thätig seyn wird, vorläufig überlegt habe, mittheilen.

Da der frühe Tod meines Mannes so allgemein empfunden wird, so
möchte sich eine nicht unbeträchtliche Anzahl Subscripcnten zu seinen Schriften
finden. Wir wollen daher eine Subscription veranlassen, und diese, nachdem
sie eingesammelt ist, dem Verleger einhändigen. Nach dieser Subscription wird
sich die Größe der Auflage erst bestimmen können, bei der der Verleger auf


Mein Mann hat bei seinem Leben für Hartknoch gethan was er konnte
— seiner bedrängten Lage zu Liebe, hatte er die Adrastea angefangen, da er
ihn so dringend um eine Zeitschrift gebeten hatte. Er mußte ihr aber, durch
die Verschiedenheit der Materien mehr Zeit widmen, als wenn er in Einem
Werk Einerlei Materie behandelt hätte. Er sprach oft darüber und bereute
das Unternehmen, da Hartknoch zur Verbreitung der Adrastea selbst so wenig
thätig sich erwiesen hatte. Durch seine unkaufmännische Unthätigkeit wurden
überhaupt von meines Mannes Schriften vielleicht weniger abgesetzt als durch
einen rükrigern Buchhändler geschehen wäre. Er wagte nicht ein halb hundert
Exemplare an irgend böse Bezahler daran, damit das Werk bekannter, gelesener,
und andere Käufer und Leser geweckt hätte.

Jammerschade ists, daß er bei seinem guten, honnetten Charackter, nicht
das Erwcrbsame, Rührige, sich keine Mühe verdrießende des Kaufmanns
besitzt. Er hat einen gewissen Stolz, der sich mit diesem allzeit gefälligen
und dienenden des Kaufmanns nicht vereinigen läßt. Mein Mann
fühlte dies unendlich — der Nachtheil traf Autor und Verleger zugleich. Bei
Erörterungen hierüber, auch wenn man ihm taota anführte, behielt er dock
Recht — und diese Rechthaberei kränkte meinen Mann doppelt, da er mitunter
durchfühlte er sei kein Autor für Hartknoch so wie dieser es wünsche.

Doch ich kehre zu meiner Bitte zurück.

Nicht um Hartknoch jetzt gradezu zu veranlassen, sondern in den Grund¬
sätzen unterrichtet zu werden, nach denen Autor und Verleger in billiges und
gerechtes Verhältniß zusammentreten, bitte ich Sie um Belehrung hierüber,
theurer Freund. Sie sind mit diesen Verhältnissen und Grundsätzen bekannt
— bei Ihrer Freundschaft gegen den Seligen und seine Hinterbliebenen bitte
ich Sie, nehmen Sie mein Vertrauen als ein Freund auf.

Als Mutter und Vormünderin unsrer Kinder, von denen die drei jüngsten
noch unversorgt sind, werden Sie, wird kein Verständiger es mir verdenken,
wenn ich nach meiner Pflicht, aus dem Segen unsres Heiligen, den Vortheil
zu erhalten suche, den Er selbst für die Seinigen wünschte, und den ich jetzt
wesentlich bedarf.

Bei der neuen Herausgabe kommt jetzt alles auf eine gute Einrichtung
und den Contract an.

Ich will Ihnen das was ich mit meinem ältesten Sohn, der bei der Her¬
ausgabe selbst thätig seyn wird, vorläufig überlegt habe, mittheilen.

Da der frühe Tod meines Mannes so allgemein empfunden wird, so
möchte sich eine nicht unbeträchtliche Anzahl Subscripcnten zu seinen Schriften
finden. Wir wollen daher eine Subscription veranlassen, und diese, nachdem
sie eingesammelt ist, dem Verleger einhändigen. Nach dieser Subscription wird
sich die Größe der Auflage erst bestimmen können, bei der der Verleger auf


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/306>, abgerufen am 22.07.2024.