Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.Aufgabe, im Fall eines Kriegs mit Frankreich durch eine möglichst starke Be¬ Welche Bedeutung übrigens Landungen für einen großen Krieg haben, Aufgabe, im Fall eines Kriegs mit Frankreich durch eine möglichst starke Be¬ Welche Bedeutung übrigens Landungen für einen großen Krieg haben, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0252" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190946"/> <p xml:id="ID_824" prev="#ID_823"> Aufgabe, im Fall eines Kriegs mit Frankreich durch eine möglichst starke Be¬<lb/> theiligung der Einwohner an der militärischen Kraftentwickelung diese an Ort<lb/> und Stelle zu erhöhen. Je früher dieses vorbereitet wird, um so besser. Das<lb/> stehende Heer, die Linie, kann zu dieser rein defensiven, eventuellen Thätigkeit<lb/> nicht verwendet werden, es muß die großen, das Schicksal Deutschlands ent¬<lb/> scheidenden Schlachtfelder aufsuchen.</p><lb/> <p xml:id="ID_825"> Welche Bedeutung übrigens Landungen für einen großen Krieg haben,<lb/> lehrt uns zur Genüge der letzte nordamerikanische Krieg. Die schon zu Lande<lb/> schwächeren Südstaaten, welche fast jeder Flotte entbehrten, haben diese Ueber¬<lb/> macht der Gegner erst dann zu empfinden gehabt, als ihre Landheere geschlagen<lb/> waren. Die einzige große Handelsstadt des Südens Neuorleans siel zwar im<lb/> ersten Jahre, es blieb aber ein ganz localer Besitz und hat nach keiner Rich¬<lb/> tung den Gang des Krieges bestimmt. Nach und nach gewann der Norden die<lb/> Uebermacht zu Lande und konnte Truppen zu größeren Landungen disponibel<lb/> machen; im dritte» Jahre schritten die Nordstaaten zum Angriff alter einzelnen<lb/> Häfen und nur an wenigen Küstenpunkten war es dem Süden noch möglich,<lb/> seine dringendsten Kriegsbedürfnisse, Munition und Waffen, vom Meere heran¬<lb/> zuführen, aber er unterlag erst, als seine Heere geschlagen und Sherman in das<lb/> Herz des Landes eingedrungen war. — Die Stadt Orleans aber unterlag, weil<lb/> die Flotte bis in dieselbe eindringen konnte, und weil die Vertheidigung gleich<lb/> Null war. Hätte die Bürgerschaft nur die geringste Energie entwickelt, so<lb/> konnte Buttler nie seine Willkürherrschaft dort aufschlagen. Das ist eine Lehre<lb/> für uns. Wir sind' überzeugt, daß die Manneskraft und der Patriotismus<lb/> unserer wackeren Hanseaten sich weit anders bewähren wird, und wir werden<lb/> uns freuen, wenn man dort, trotz Conferenz und Friedensanssichten, die Frage<lb/> der localen Bewaffnung im Anschluß an die reguläre Kriegsmacht des Bundes<lb/> schnell und energisch ins Auge faßt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0252]
Aufgabe, im Fall eines Kriegs mit Frankreich durch eine möglichst starke Be¬
theiligung der Einwohner an der militärischen Kraftentwickelung diese an Ort
und Stelle zu erhöhen. Je früher dieses vorbereitet wird, um so besser. Das
stehende Heer, die Linie, kann zu dieser rein defensiven, eventuellen Thätigkeit
nicht verwendet werden, es muß die großen, das Schicksal Deutschlands ent¬
scheidenden Schlachtfelder aufsuchen.
Welche Bedeutung übrigens Landungen für einen großen Krieg haben,
lehrt uns zur Genüge der letzte nordamerikanische Krieg. Die schon zu Lande
schwächeren Südstaaten, welche fast jeder Flotte entbehrten, haben diese Ueber¬
macht der Gegner erst dann zu empfinden gehabt, als ihre Landheere geschlagen
waren. Die einzige große Handelsstadt des Südens Neuorleans siel zwar im
ersten Jahre, es blieb aber ein ganz localer Besitz und hat nach keiner Rich¬
tung den Gang des Krieges bestimmt. Nach und nach gewann der Norden die
Uebermacht zu Lande und konnte Truppen zu größeren Landungen disponibel
machen; im dritte» Jahre schritten die Nordstaaten zum Angriff alter einzelnen
Häfen und nur an wenigen Küstenpunkten war es dem Süden noch möglich,
seine dringendsten Kriegsbedürfnisse, Munition und Waffen, vom Meere heran¬
zuführen, aber er unterlag erst, als seine Heere geschlagen und Sherman in das
Herz des Landes eingedrungen war. — Die Stadt Orleans aber unterlag, weil
die Flotte bis in dieselbe eindringen konnte, und weil die Vertheidigung gleich
Null war. Hätte die Bürgerschaft nur die geringste Energie entwickelt, so
konnte Buttler nie seine Willkürherrschaft dort aufschlagen. Das ist eine Lehre
für uns. Wir sind' überzeugt, daß die Manneskraft und der Patriotismus
unserer wackeren Hanseaten sich weit anders bewähren wird, und wir werden
uns freuen, wenn man dort, trotz Conferenz und Friedensanssichten, die Frage
der localen Bewaffnung im Anschluß an die reguläre Kriegsmacht des Bundes
schnell und energisch ins Auge faßt.
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