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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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preußischen Küsten sind die Häfen durch Batterien gesperrt, an den übrigen
Häfen ist es leicht, dergleichen in Erde anzulegen. Bei der Intelligenz unserer
militärischen Führer ist zu erwarte", daß man bereits a" allen Orten über
Art und Lage der Schanzen einig, ja daß man vielleicht mit Anlage derselben
beschäftigt ist. An schweren Geschützen zu deren Besetzung, so wie an Artil¬
leristen zur Bedienung fehlt es uns nicht, und es bedarf also auch nur einer
geringen Insanteriemannschaft, um eventuell die Vertheidigung gegen den
Angriff einiger gekanteten Marinemaniischaften zu sichern. Die Landwehr
zweiten Aufgebots reicht zu diesem Zweck vollständig aus. Es wird eine
patriotische Aufgabe solcher Städte wie Hamburg und Bremen werden, aus
ihren Bürgergarden eine Truppe zu formiren, welche die rein militärischen
Mahregeln in Verhältniß zu dem Reichthum, welchen die Städte bergen,
unterstützt.

Ist in dieser Art an allen Orten gesorgt, wo eine größere Landung dem
Gegner einen factischen Erfolg ermöglicht, denn der Ueberfall eines einzelnen
Dvifes ober dünn bevölkerten Landstrichs kann nicht als angestrebter Erfolg
einer kriegführenden Macht erachtet werden, -- so bedarf der Gegner jedenfalls
ein bis zwei Tage, um ein paar Tausend Mann auszuschiffen und gegen einen
besetzten Ort, von dessen Widerstandskraft er keine Kenntniß hat, zu entwickeln.
Entschlösse man sich also von Seite des Feindes wirklich dazu, der Flotte
Landungstruppen beizugeben, so käme es darauf an, in mindestens 48 Stunden
auf dem bedrohten Punkt neben der stehenden Besatzung einige Bataillone zur
Hand zu haben. Eine Telegraphenverbindung an der Küste und eine Eisen¬
bahnlinie längs derselben, bis drei Meilen von der Küste, würde die Aufstellung
von einigen Brigaden an gewissen Mittelpunkten für jenen Zweck hinreichend
mache". Schon vor langen Jahren ist preususcherseits beim Bunde auf das
Bedürfniß jener beiden Linien hingewiesen worden, aber vergeblich. Hannover,
welches die bedrohtesten Küsten und die beiden Handelsmetropolen Bremen und
Hamburg vor sich hatte, verstand es, die Ausführung der Maßregeln zu ver¬
schleppen. -- Die Telegraphenverbindung ist leicht hergestellt, die Eisenbahn von
Emden bis Hamburg aber wird uns in der nächsten Zeit fehlen. Wie die Ver¬
hältnisse augenblicklich liegen, wird man sich begnügen müssen, für die Strecke
Emden - Bremerhafen eine Brigade bei Minden, und für die schleswigschen
Küsten und die Strecke Hamburg - Rostock eine Brigade bei Neumünster auf¬
zustellen, während für die Strecken Stralsund bis Memel die Festungsbesatzungen
jener beiden Orte sowohl, als die von Stettin, Kolberg, Danzig, Pillau und
Königsberg mehr als hinreichend sind.

Die alte hannoverische Küste, sowie Emden und Bremen müssen also an
den betreffenden Punkten, bis Hilfe zur Stelle ist, einen länger dauernden
Widerstand entwickeln, als die anderen Orte unserer Küsten. Es ist also ihre


preußischen Küsten sind die Häfen durch Batterien gesperrt, an den übrigen
Häfen ist es leicht, dergleichen in Erde anzulegen. Bei der Intelligenz unserer
militärischen Führer ist zu erwarte», daß man bereits a» allen Orten über
Art und Lage der Schanzen einig, ja daß man vielleicht mit Anlage derselben
beschäftigt ist. An schweren Geschützen zu deren Besetzung, so wie an Artil¬
leristen zur Bedienung fehlt es uns nicht, und es bedarf also auch nur einer
geringen Insanteriemannschaft, um eventuell die Vertheidigung gegen den
Angriff einiger gekanteten Marinemaniischaften zu sichern. Die Landwehr
zweiten Aufgebots reicht zu diesem Zweck vollständig aus. Es wird eine
patriotische Aufgabe solcher Städte wie Hamburg und Bremen werden, aus
ihren Bürgergarden eine Truppe zu formiren, welche die rein militärischen
Mahregeln in Verhältniß zu dem Reichthum, welchen die Städte bergen,
unterstützt.

Ist in dieser Art an allen Orten gesorgt, wo eine größere Landung dem
Gegner einen factischen Erfolg ermöglicht, denn der Ueberfall eines einzelnen
Dvifes ober dünn bevölkerten Landstrichs kann nicht als angestrebter Erfolg
einer kriegführenden Macht erachtet werden, — so bedarf der Gegner jedenfalls
ein bis zwei Tage, um ein paar Tausend Mann auszuschiffen und gegen einen
besetzten Ort, von dessen Widerstandskraft er keine Kenntniß hat, zu entwickeln.
Entschlösse man sich also von Seite des Feindes wirklich dazu, der Flotte
Landungstruppen beizugeben, so käme es darauf an, in mindestens 48 Stunden
auf dem bedrohten Punkt neben der stehenden Besatzung einige Bataillone zur
Hand zu haben. Eine Telegraphenverbindung an der Küste und eine Eisen¬
bahnlinie längs derselben, bis drei Meilen von der Küste, würde die Aufstellung
von einigen Brigaden an gewissen Mittelpunkten für jenen Zweck hinreichend
mache». Schon vor langen Jahren ist preususcherseits beim Bunde auf das
Bedürfniß jener beiden Linien hingewiesen worden, aber vergeblich. Hannover,
welches die bedrohtesten Küsten und die beiden Handelsmetropolen Bremen und
Hamburg vor sich hatte, verstand es, die Ausführung der Maßregeln zu ver¬
schleppen. — Die Telegraphenverbindung ist leicht hergestellt, die Eisenbahn von
Emden bis Hamburg aber wird uns in der nächsten Zeit fehlen. Wie die Ver¬
hältnisse augenblicklich liegen, wird man sich begnügen müssen, für die Strecke
Emden - Bremerhafen eine Brigade bei Minden, und für die schleswigschen
Küsten und die Strecke Hamburg - Rostock eine Brigade bei Neumünster auf¬
zustellen, während für die Strecken Stralsund bis Memel die Festungsbesatzungen
jener beiden Orte sowohl, als die von Stettin, Kolberg, Danzig, Pillau und
Königsberg mehr als hinreichend sind.

Die alte hannoverische Küste, sowie Emden und Bremen müssen also an
den betreffenden Punkten, bis Hilfe zur Stelle ist, einen länger dauernden
Widerstand entwickeln, als die anderen Orte unserer Küsten. Es ist also ihre


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/251>, abgerufen am 01.10.2024.