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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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Brücken zu bauen, Auch sonst ließ er es an der ausgesuchtesten Höflichkeit und
Aufmerksamkeit nicht fehlen und entwickelte dabei so viel Liebenswürdigst,
daß die beiden Schwaben über dem Schwall von Ergötzlichkeiten und Sehens¬
würdigkeiten aller Art beinahe das gänzliche Scheitern ihres Geschäftes ver¬
gaßen.

Anfangs schien es sich indessen noch leidlich anzulassen. Eine erste Audienz
bei der Königin wurde schon nach wenigen Tagen bewilligt. Sie verlief im
üblichen Stile. Die Königin empfing die Gesandten in Jhro ckiundre: privvö,
in ein silbern Stück bekleidet, mit herrlichen Kleinodien und unsäglichem Schmuck
geziert, auf dem Haupt eine Perlenkrone, die ganze cnamdrs xriv6<z gedeckt
voll Mylords, stattlichen Herren, Grafen und vom Adel, auch einem sehr statt¬
lichen, ansbündig schönen gräflichen und adeligen Frauenzimmer. Die Königin
hörte die feierliche Antrittsrede des Gesandten gnädig an, die er in der von
ihr so geliebten italienischen Sprache hielt. Es war ein Muster krausen
Bombastes und barocken Schwulstes, aber ebendeshalb mag sie selbst in dem
elramdre pi'lo6ö einer Elisabeth gefallen haben. Darauf wurden die Crcdenz-
briefe überreicht und die Königin antwo>tete, daß sie Sr. fürstlichen Gnaden
Schreiben und das'mündliche Vordringen des Gesandten genugsam verstanden
und in Gnaden vernommen und sich der freundlichen Begrünung höflich bedanke.
Was aber den Rest d. h. die Erfüllung der ausgesprochenen Bitte um sofortige
Aufnahme in den Orden anlange, so wolle sie dem Gesandten demnächst weitere
gnädige Audienz und Resolution widerfahren lassen. Inzwischen möge er
seinen mündlich gehaltenen Vortrag schriftlich einreichen, ohne Zweifel um ihn
im Cabinete mit ihrem Burleigh zu berathen. Man. sieht, es waren nichts
als die gewöhnlichen Floskeln, aber sie klangen wenigstens freundlich und durch¬
aus nicht ablehnend. Breuning, der trotz seines langen Hoflebens und seiner
Reisen doch den wahren Werth solcher Phrasen nicht recht zu taxiren verstanden
zu haben scheint, war demzufolge in bester Hoffnung.

Bis dahin wollte der Gesandte seinerseits natürlich nicht unthätig sein.
Da er von zu Hause her gewußt zu haben scheint, daß wer gut schmiert, gut
fährt, so versuchte er es mit der bekannten Handsalbe zunächst bei dem Secretair
des Grafen Essex und anderen einflußreichen, wenn auch wenig distinguirten
Personen. Daß er wo ganz anders, nämlich auf Seite seines eigentlichen furcht¬
baren Gegners, des Lord Burleigh. hätte "veriren müssen, scheint er damals
noch nicht begriffen gehabt zu haben.

Um ihm Zeit und Weile zu vertreiben, erwirkte ihm der hohe Gönner
eine Einladung zu dem großen Capitel des Ordens am Se. Georgstag, '^al>5-
scheinlich bildete sich Breuning in seiner gemüthlichen Naivetät ein. daß sein
Herr an diesem Tage feierlich recipirt werden und daß man ihn mit dieser
Freude überraschen wollte, während die Königin die Formalität dieses Capitels


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Brücken zu bauen, Auch sonst ließ er es an der ausgesuchtesten Höflichkeit und
Aufmerksamkeit nicht fehlen und entwickelte dabei so viel Liebenswürdigst,
daß die beiden Schwaben über dem Schwall von Ergötzlichkeiten und Sehens¬
würdigkeiten aller Art beinahe das gänzliche Scheitern ihres Geschäftes ver¬
gaßen.

Anfangs schien es sich indessen noch leidlich anzulassen. Eine erste Audienz
bei der Königin wurde schon nach wenigen Tagen bewilligt. Sie verlief im
üblichen Stile. Die Königin empfing die Gesandten in Jhro ckiundre: privvö,
in ein silbern Stück bekleidet, mit herrlichen Kleinodien und unsäglichem Schmuck
geziert, auf dem Haupt eine Perlenkrone, die ganze cnamdrs xriv6<z gedeckt
voll Mylords, stattlichen Herren, Grafen und vom Adel, auch einem sehr statt¬
lichen, ansbündig schönen gräflichen und adeligen Frauenzimmer. Die Königin
hörte die feierliche Antrittsrede des Gesandten gnädig an, die er in der von
ihr so geliebten italienischen Sprache hielt. Es war ein Muster krausen
Bombastes und barocken Schwulstes, aber ebendeshalb mag sie selbst in dem
elramdre pi'lo6ö einer Elisabeth gefallen haben. Darauf wurden die Crcdenz-
briefe überreicht und die Königin antwo>tete, daß sie Sr. fürstlichen Gnaden
Schreiben und das'mündliche Vordringen des Gesandten genugsam verstanden
und in Gnaden vernommen und sich der freundlichen Begrünung höflich bedanke.
Was aber den Rest d. h. die Erfüllung der ausgesprochenen Bitte um sofortige
Aufnahme in den Orden anlange, so wolle sie dem Gesandten demnächst weitere
gnädige Audienz und Resolution widerfahren lassen. Inzwischen möge er
seinen mündlich gehaltenen Vortrag schriftlich einreichen, ohne Zweifel um ihn
im Cabinete mit ihrem Burleigh zu berathen. Man. sieht, es waren nichts
als die gewöhnlichen Floskeln, aber sie klangen wenigstens freundlich und durch¬
aus nicht ablehnend. Breuning, der trotz seines langen Hoflebens und seiner
Reisen doch den wahren Werth solcher Phrasen nicht recht zu taxiren verstanden
zu haben scheint, war demzufolge in bester Hoffnung.

Bis dahin wollte der Gesandte seinerseits natürlich nicht unthätig sein.
Da er von zu Hause her gewußt zu haben scheint, daß wer gut schmiert, gut
fährt, so versuchte er es mit der bekannten Handsalbe zunächst bei dem Secretair
des Grafen Essex und anderen einflußreichen, wenn auch wenig distinguirten
Personen. Daß er wo ganz anders, nämlich auf Seite seines eigentlichen furcht¬
baren Gegners, des Lord Burleigh. hätte »veriren müssen, scheint er damals
noch nicht begriffen gehabt zu haben.

Um ihm Zeit und Weile zu vertreiben, erwirkte ihm der hohe Gönner
eine Einladung zu dem großen Capitel des Ordens am Se. Georgstag, '^al>5-
scheinlich bildete sich Breuning in seiner gemüthlichen Naivetät ein. daß sein
Herr an diesem Tage feierlich recipirt werden und daß man ihn mit dieser
Freude überraschen wollte, während die Königin die Formalität dieses Capitels


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[0023] Brücken zu bauen, Auch sonst ließ er es an der ausgesuchtesten Höflichkeit und Aufmerksamkeit nicht fehlen und entwickelte dabei so viel Liebenswürdigst, daß die beiden Schwaben über dem Schwall von Ergötzlichkeiten und Sehens¬ würdigkeiten aller Art beinahe das gänzliche Scheitern ihres Geschäftes ver¬ gaßen. Anfangs schien es sich indessen noch leidlich anzulassen. Eine erste Audienz bei der Königin wurde schon nach wenigen Tagen bewilligt. Sie verlief im üblichen Stile. Die Königin empfing die Gesandten in Jhro ckiundre: privvö, in ein silbern Stück bekleidet, mit herrlichen Kleinodien und unsäglichem Schmuck geziert, auf dem Haupt eine Perlenkrone, die ganze cnamdrs xriv6<z gedeckt voll Mylords, stattlichen Herren, Grafen und vom Adel, auch einem sehr statt¬ lichen, ansbündig schönen gräflichen und adeligen Frauenzimmer. Die Königin hörte die feierliche Antrittsrede des Gesandten gnädig an, die er in der von ihr so geliebten italienischen Sprache hielt. Es war ein Muster krausen Bombastes und barocken Schwulstes, aber ebendeshalb mag sie selbst in dem elramdre pi'lo6ö einer Elisabeth gefallen haben. Darauf wurden die Crcdenz- briefe überreicht und die Königin antwo>tete, daß sie Sr. fürstlichen Gnaden Schreiben und das'mündliche Vordringen des Gesandten genugsam verstanden und in Gnaden vernommen und sich der freundlichen Begrünung höflich bedanke. Was aber den Rest d. h. die Erfüllung der ausgesprochenen Bitte um sofortige Aufnahme in den Orden anlange, so wolle sie dem Gesandten demnächst weitere gnädige Audienz und Resolution widerfahren lassen. Inzwischen möge er seinen mündlich gehaltenen Vortrag schriftlich einreichen, ohne Zweifel um ihn im Cabinete mit ihrem Burleigh zu berathen. Man. sieht, es waren nichts als die gewöhnlichen Floskeln, aber sie klangen wenigstens freundlich und durch¬ aus nicht ablehnend. Breuning, der trotz seines langen Hoflebens und seiner Reisen doch den wahren Werth solcher Phrasen nicht recht zu taxiren verstanden zu haben scheint, war demzufolge in bester Hoffnung. Bis dahin wollte der Gesandte seinerseits natürlich nicht unthätig sein. Da er von zu Hause her gewußt zu haben scheint, daß wer gut schmiert, gut fährt, so versuchte er es mit der bekannten Handsalbe zunächst bei dem Secretair des Grafen Essex und anderen einflußreichen, wenn auch wenig distinguirten Personen. Daß er wo ganz anders, nämlich auf Seite seines eigentlichen furcht¬ baren Gegners, des Lord Burleigh. hätte »veriren müssen, scheint er damals noch nicht begriffen gehabt zu haben. Um ihm Zeit und Weile zu vertreiben, erwirkte ihm der hohe Gönner eine Einladung zu dem großen Capitel des Ordens am Se. Georgstag, '^al>5- scheinlich bildete sich Breuning in seiner gemüthlichen Naivetät ein. daß sein Herr an diesem Tage feierlich recipirt werden und daß man ihn mit dieser Freude überraschen wollte, während die Königin die Formalität dieses Capitels 3*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/23>, abgerufen am 22.07.2024.