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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.

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So schildert General Trochn die Fundamente der französischen Armee.
Diesem Urtheil wollen wir weiter nichts hinzufügen, sondern uns nunmehr
dazu wenden, das militärische Element selbst nach Zahl und Verhältniß zu be¬
trachten.

Das vorjährige Militärbudget Frankreichs weist einen summarischen Be¬
stand von 400,000 Mann nach, von denen 20,337 der Gensdarmerie, 22,713
dem Ofsizierstandc, 9,837 der Administration und noch 6.200 den anderen
Verwaltungszweigen in der Armee angehören, was in runder Summe 58,000
Mann ergiebt. Diese Zahl, welche wir im Armecstande nicht rechnen, von der
Gesammtsumme abgezogen, giebt einen Friedensstand von 342,000 Köpfen.

Nach den Auseinandersetzungen des General Trochu bedarf Frankreich im
Falle eines Krieges zur Besahung seiner Colonien. Festungen und großen
Städte circa 150,000 Mann, es bleiben also von obiger Summe noch 192.000
Mann für die Feldarmee, zu welcher die vorhandenen Reserven im Lande hin¬
zutreten.

Diese Reserven setzen sich folgendermaßen zusammen: das jährliche Recruten-
contingent Frankreichs beträgt 100,000 Mann mit einer Dienstpflicht von sieben
Jahren. Von diesen 100.000 Mann werden 40.000 jährlich der Reserve über¬
wiesen und dienen im ersten Jahre drei Monate, im zweiten zwei Monate.
Dann sind sie beurlaubt und dürfen in den folgenden fünf Jahren nur im Fall
eines Krieges eingezogen werden. Ihr militärischer Werth ist gering und was
sie mit einem guien Gewehr anfangen sollen, ist schwer zu sagen. Doch sieben¬
mal 40.000 Mann macht 280,000 Reserve.

Der Rest des Contingents ist zum Eintritt in die Armee verpflichtet. Nach
dem Budget treten aber mir 40,000 wirklich ein, während sich 20.000 durch
Stellvertreter ersetzen lassen. Die Armee besteht also aus

siebenmal 20.000 Stellvertreter 140.000 Mann
siebenmal 40,000 Recruten 280,000
420.000 Mann.

Da sie aber factisch nur aus 342.000 Mann besteht, wie wir oben ge¬
sehen, so sind 78,000 Mann beurlaubt. Dazu die 280.000 Mann Reserve, welche
wir oben nachgewiesen, ergiebt 358,000 Mann in Reserve. Die ganze französische
'Armee zählt also 700,000 Mann, davon müssen wir aber den jährlichen Ab-
siMg abziehen. Dieser berechnet sich nach Trochu auf den sechsten Theil, ein
Verhältniß, das wir nach den Erfahrungen in Preußen durchaus nicht als zu
hoch gegriffen annehmen dürfen. Der sechste Theil beträgt 116,666. es bleiben
also rund 584.000 Mann. Von dieser Gesammtstreitmacht die 150,000 Mann
Besatzungen abgezogen, bleibe" im Felde disponibel 434.000 Mann, von denen
die Hälfte beinahe unausgebildete Leute find. General Trochu bringt in


So schildert General Trochn die Fundamente der französischen Armee.
Diesem Urtheil wollen wir weiter nichts hinzufügen, sondern uns nunmehr
dazu wenden, das militärische Element selbst nach Zahl und Verhältniß zu be¬
trachten.

Das vorjährige Militärbudget Frankreichs weist einen summarischen Be¬
stand von 400,000 Mann nach, von denen 20,337 der Gensdarmerie, 22,713
dem Ofsizierstandc, 9,837 der Administration und noch 6.200 den anderen
Verwaltungszweigen in der Armee angehören, was in runder Summe 58,000
Mann ergiebt. Diese Zahl, welche wir im Armecstande nicht rechnen, von der
Gesammtsumme abgezogen, giebt einen Friedensstand von 342,000 Köpfen.

Nach den Auseinandersetzungen des General Trochu bedarf Frankreich im
Falle eines Krieges zur Besahung seiner Colonien. Festungen und großen
Städte circa 150,000 Mann, es bleiben also von obiger Summe noch 192.000
Mann für die Feldarmee, zu welcher die vorhandenen Reserven im Lande hin¬
zutreten.

Diese Reserven setzen sich folgendermaßen zusammen: das jährliche Recruten-
contingent Frankreichs beträgt 100,000 Mann mit einer Dienstpflicht von sieben
Jahren. Von diesen 100.000 Mann werden 40.000 jährlich der Reserve über¬
wiesen und dienen im ersten Jahre drei Monate, im zweiten zwei Monate.
Dann sind sie beurlaubt und dürfen in den folgenden fünf Jahren nur im Fall
eines Krieges eingezogen werden. Ihr militärischer Werth ist gering und was
sie mit einem guien Gewehr anfangen sollen, ist schwer zu sagen. Doch sieben¬
mal 40.000 Mann macht 280,000 Reserve.

Der Rest des Contingents ist zum Eintritt in die Armee verpflichtet. Nach
dem Budget treten aber mir 40,000 wirklich ein, während sich 20.000 durch
Stellvertreter ersetzen lassen. Die Armee besteht also aus

siebenmal 20.000 Stellvertreter 140.000 Mann
siebenmal 40,000 Recruten 280,000
420.000 Mann.

Da sie aber factisch nur aus 342.000 Mann besteht, wie wir oben ge¬
sehen, so sind 78,000 Mann beurlaubt. Dazu die 280.000 Mann Reserve, welche
wir oben nachgewiesen, ergiebt 358,000 Mann in Reserve. Die ganze französische
'Armee zählt also 700,000 Mann, davon müssen wir aber den jährlichen Ab-
siMg abziehen. Dieser berechnet sich nach Trochu auf den sechsten Theil, ein
Verhältniß, das wir nach den Erfahrungen in Preußen durchaus nicht als zu
hoch gegriffen annehmen dürfen. Der sechste Theil beträgt 116,666. es bleiben
also rund 584.000 Mann. Von dieser Gesammtstreitmacht die 150,000 Mann
Besatzungen abgezogen, bleibe» im Felde disponibel 434.000 Mann, von denen
die Hälfte beinahe unausgebildete Leute find. General Trochu bringt in


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[0209] So schildert General Trochn die Fundamente der französischen Armee. Diesem Urtheil wollen wir weiter nichts hinzufügen, sondern uns nunmehr dazu wenden, das militärische Element selbst nach Zahl und Verhältniß zu be¬ trachten. Das vorjährige Militärbudget Frankreichs weist einen summarischen Be¬ stand von 400,000 Mann nach, von denen 20,337 der Gensdarmerie, 22,713 dem Ofsizierstandc, 9,837 der Administration und noch 6.200 den anderen Verwaltungszweigen in der Armee angehören, was in runder Summe 58,000 Mann ergiebt. Diese Zahl, welche wir im Armecstande nicht rechnen, von der Gesammtsumme abgezogen, giebt einen Friedensstand von 342,000 Köpfen. Nach den Auseinandersetzungen des General Trochu bedarf Frankreich im Falle eines Krieges zur Besahung seiner Colonien. Festungen und großen Städte circa 150,000 Mann, es bleiben also von obiger Summe noch 192.000 Mann für die Feldarmee, zu welcher die vorhandenen Reserven im Lande hin¬ zutreten. Diese Reserven setzen sich folgendermaßen zusammen: das jährliche Recruten- contingent Frankreichs beträgt 100,000 Mann mit einer Dienstpflicht von sieben Jahren. Von diesen 100.000 Mann werden 40.000 jährlich der Reserve über¬ wiesen und dienen im ersten Jahre drei Monate, im zweiten zwei Monate. Dann sind sie beurlaubt und dürfen in den folgenden fünf Jahren nur im Fall eines Krieges eingezogen werden. Ihr militärischer Werth ist gering und was sie mit einem guien Gewehr anfangen sollen, ist schwer zu sagen. Doch sieben¬ mal 40.000 Mann macht 280,000 Reserve. Der Rest des Contingents ist zum Eintritt in die Armee verpflichtet. Nach dem Budget treten aber mir 40,000 wirklich ein, während sich 20.000 durch Stellvertreter ersetzen lassen. Die Armee besteht also aus siebenmal 20.000 Stellvertreter 140.000 Mann siebenmal 40,000 Recruten 280,000 420.000 Mann. Da sie aber factisch nur aus 342.000 Mann besteht, wie wir oben ge¬ sehen, so sind 78,000 Mann beurlaubt. Dazu die 280.000 Mann Reserve, welche wir oben nachgewiesen, ergiebt 358,000 Mann in Reserve. Die ganze französische 'Armee zählt also 700,000 Mann, davon müssen wir aber den jährlichen Ab- siMg abziehen. Dieser berechnet sich nach Trochu auf den sechsten Theil, ein Verhältniß, das wir nach den Erfahrungen in Preußen durchaus nicht als zu hoch gegriffen annehmen dürfen. Der sechste Theil beträgt 116,666. es bleiben also rund 584.000 Mann. Von dieser Gesammtstreitmacht die 150,000 Mann Besatzungen abgezogen, bleibe» im Felde disponibel 434.000 Mann, von denen die Hälfte beinahe unausgebildete Leute find. General Trochu bringt in

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_349917/209>, abgerufen am 22.07.2024.