Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.Beginne der Freiheitskriege für sein immer mehr anschwellendes Heer die Mittel Die Schlachten'künftiger Kriege erfordern bei der Verwendung jetzt leicht Beginne der Freiheitskriege für sein immer mehr anschwellendes Heer die Mittel Die Schlachten'künftiger Kriege erfordern bei der Verwendung jetzt leicht <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0130" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190824"/> <p xml:id="ID_395" prev="#ID_394"> Beginne der Freiheitskriege für sein immer mehr anschwellendes Heer die Mittel<lb/> fehlten. Es konnte daher nicht ausbleiben, daß sich infolge des bisherigen<lb/> Etats an Feldlazarcthm bei der Schlacht von Königsgrätz wenigstens temporär,<lb/> wie einst bei Leipzig, Waterloo, sowie bei Svlferino, dieselbe Noth bemerkbar<lb/> machte. Wie tief der Mangel an Aerzten unmittelbar nach der Schlacht bei<lb/> Königsgrätz empfunden wurde, beweist der Aufruf des Herrn Kriegs- und<lb/> Marincministers v. Roon aus dem Hauptquartier zu Horitz vom 4. Juli, also<lb/> am Tage nach der Schlacht, an alle Militär- und Civilärztc des In- und Aus¬<lb/> landes zur Betheiligung an der Ausübung ihres Berufes bei der im Felde<lb/> stehenden Armee, zugleich „um den humanen Bestrebungen nachkommen zu<lb/> können, dem überwundenen Feinde dieselbe liebreiche Fürsorge zuzuwenden,<lb/> welche den eigenen Angehörigen gewährt wurde". — Bei dieser Schlacht machte<lb/> sich grade besonders der Fehler recht fühlbar, daß man bei der Feststellung<lb/> des Etats der Aerzte für die leichten Feldlazarette nie daran gedacht hat, daß<lb/> dem Sieger auch die Sorge für die Verwundeten des Feindes zufällt, deren<lb/> Zahl oft noch viel größer ist als die des Siegers, und die im letzten Kriege inner¬<lb/> halb acht Tagen bis incl. den 3, Juli über 14,000 Mann (411 Offiziere und<lb/> 13.935 Mann) betrug. —</p><lb/> <p xml:id="ID_396" next="#ID_397"> Die Schlachten'künftiger Kriege erfordern bei der Verwendung jetzt leicht<lb/> zu concentrirender großer Heeresmassen, bei der jetzigen Kriegsführung und<lb/> Strategie, die ein schnelles Vorgehen, fast tägliches Zusammentreffen mit dem<lb/> Feinde und Agiren detachirter Truppenmassen mit sich führt, bei der Verbesse¬<lb/> rung der Schußwaffen und bei der allgemeinen Einführung der Hintcrladungs-<lb/> gewehre ganz ante Vorkehrungen zur Rettung derer, die zu retten sind, als vor<lb/> fünzig Jahren und zu den Zeiten des siebenjährigen Krieges, dessen Feldsanitäts¬<lb/> anstalten ihren Typus noch in den jetzigen nachweisen lassen. Die kurz auf¬<lb/> einanderfolgenden Gefechte und Schlachten werden, wie der letzte Kriegschon<lb/> wahrnehmen ließ, die Zahl der Verwundeten innerhalb Tagen und wenigen<lb/> Wochen zu einer Höhe steigern, die früher nur im Verlaufe von vielen Monaten<lb/> beobachtet wurde. Die Verwundungen werden infolge der Form und des<lb/> Kalibers der Projectile gefährlicher und complicirter, somit zerstörender sein, und<lb/> daher den Fcldärzten eine viel zeitraubendere und größere Arbeit bei der ersten<lb/> Hilfeleistung machen. Die Aufgabe für die feldärztliche Thätigkeit nimmt diesen<lb/> Vcrnichtungskräften gegenüber aber nicht allein an Umfang, sondern auch an<lb/> Schwierigkeiten zu. Bei der Herstellung der Transportfähigtnt der Verwundeten<lb/> in den Ambulancen fordert die jetzige konservative Feldchirurgie, daß schon auf<lb/> dem Schlachtfelde die erste Hilfe die Bestrebungen derselben unterstütze und vor¬<lb/> bereite. Die Art und Sorgfalt der technischen Leistungen bedingen oft die Er»"<lb/> Haltung des Lebens oder wenigstens eines Gliedes des Verwundeten, deren<lb/> Verlust durch Sorglosigkeit und Oberflächlichkeit und infolge der Wirkung des</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0130]
Beginne der Freiheitskriege für sein immer mehr anschwellendes Heer die Mittel
fehlten. Es konnte daher nicht ausbleiben, daß sich infolge des bisherigen
Etats an Feldlazarcthm bei der Schlacht von Königsgrätz wenigstens temporär,
wie einst bei Leipzig, Waterloo, sowie bei Svlferino, dieselbe Noth bemerkbar
machte. Wie tief der Mangel an Aerzten unmittelbar nach der Schlacht bei
Königsgrätz empfunden wurde, beweist der Aufruf des Herrn Kriegs- und
Marincministers v. Roon aus dem Hauptquartier zu Horitz vom 4. Juli, also
am Tage nach der Schlacht, an alle Militär- und Civilärztc des In- und Aus¬
landes zur Betheiligung an der Ausübung ihres Berufes bei der im Felde
stehenden Armee, zugleich „um den humanen Bestrebungen nachkommen zu
können, dem überwundenen Feinde dieselbe liebreiche Fürsorge zuzuwenden,
welche den eigenen Angehörigen gewährt wurde". — Bei dieser Schlacht machte
sich grade besonders der Fehler recht fühlbar, daß man bei der Feststellung
des Etats der Aerzte für die leichten Feldlazarette nie daran gedacht hat, daß
dem Sieger auch die Sorge für die Verwundeten des Feindes zufällt, deren
Zahl oft noch viel größer ist als die des Siegers, und die im letzten Kriege inner¬
halb acht Tagen bis incl. den 3, Juli über 14,000 Mann (411 Offiziere und
13.935 Mann) betrug. —
Die Schlachten'künftiger Kriege erfordern bei der Verwendung jetzt leicht
zu concentrirender großer Heeresmassen, bei der jetzigen Kriegsführung und
Strategie, die ein schnelles Vorgehen, fast tägliches Zusammentreffen mit dem
Feinde und Agiren detachirter Truppenmassen mit sich führt, bei der Verbesse¬
rung der Schußwaffen und bei der allgemeinen Einführung der Hintcrladungs-
gewehre ganz ante Vorkehrungen zur Rettung derer, die zu retten sind, als vor
fünzig Jahren und zu den Zeiten des siebenjährigen Krieges, dessen Feldsanitäts¬
anstalten ihren Typus noch in den jetzigen nachweisen lassen. Die kurz auf¬
einanderfolgenden Gefechte und Schlachten werden, wie der letzte Kriegschon
wahrnehmen ließ, die Zahl der Verwundeten innerhalb Tagen und wenigen
Wochen zu einer Höhe steigern, die früher nur im Verlaufe von vielen Monaten
beobachtet wurde. Die Verwundungen werden infolge der Form und des
Kalibers der Projectile gefährlicher und complicirter, somit zerstörender sein, und
daher den Fcldärzten eine viel zeitraubendere und größere Arbeit bei der ersten
Hilfeleistung machen. Die Aufgabe für die feldärztliche Thätigkeit nimmt diesen
Vcrnichtungskräften gegenüber aber nicht allein an Umfang, sondern auch an
Schwierigkeiten zu. Bei der Herstellung der Transportfähigtnt der Verwundeten
in den Ambulancen fordert die jetzige konservative Feldchirurgie, daß schon auf
dem Schlachtfelde die erste Hilfe die Bestrebungen derselben unterstütze und vor¬
bereite. Die Art und Sorgfalt der technischen Leistungen bedingen oft die Er»"
Haltung des Lebens oder wenigstens eines Gliedes des Verwundeten, deren
Verlust durch Sorglosigkeit und Oberflächlichkeit und infolge der Wirkung des
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