Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. II. Band.und in den Treibhäusern angenehme Stunden zugebracht. Eine feine hölzerne "Von den vielen großen und kleinen Musiken, die ich in den letzten Tagen Eine kleine recht auserwählte Gesellschaft um einen runden Theetisch genoß und in den Treibhäusern angenehme Stunden zugebracht. Eine feine hölzerne „Von den vielen großen und kleinen Musiken, die ich in den letzten Tagen Eine kleine recht auserwählte Gesellschaft um einen runden Theetisch genoß <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0107" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190801"/> <p xml:id="ID_330" prev="#ID_329"> und in den Treibhäusern angenehme Stunden zugebracht. Eine feine hölzerne<lb/> Brücke, über einen Arm der Donau, die der Graf auch hat erbauen lassen, ver¬<lb/> bindet seine Anlage auf eine angenehme Weise mit dem Prater. Ihn selbst<lb/> verfehlte ich, allein Madame Bigot, deren Gemahl in den weitläufigen Ge¬<lb/> bäuden des Grasen, wie alle an ihn attachirte Künstler und Gelehrte, als<lb/> dessen Bibliothekar, eine anständige Wohnung hat. fand ich von zwei aller¬<lb/> liebsten Kindern umgeben, denen sie eine so sorgfältige und zärtliche Mutter zu<lb/> sein scheint, als sie eine eben solche Hausfrau sein soll. Dabei nun ein so<lb/> großes Talent in so hohem Grade auszubilden, als sie das Fortepianospiel<lb/> ausgebildet hat, und mehrere angenehme an ihr gerühmte weibliche Talente zu<lb/> besitzen, ist wahrlich kein kleines Verdienst. Sie hatte die Güte, mir einige<lb/> treffliche Haydnsche und Mozartsche Sonaten mit vieler Zartheit und wahrer<lb/> Vollendung in der Ausübung hören zu lassen, und verspricht mir für die nächste<lb/> Zeit einen ganzen musikalischen Abend in ihrer schönen hellen Wohnung. Dann<lb/> soll ich auf ihrem Fortepiano die größten Werke ihres Lehrers Beethoven von<lb/> ihr hören. Sie ist eine Neuschatelerin und erst seit einigen Jahren hier ver-<lb/> heirathet, spricht aber schon so gut Deutsch, baß man die Ausländerin nur<lb/> selten bemerkt. (31. Dec. 1808.)</p><lb/> <p xml:id="ID_331"> „Von den vielen großen und kleinen Musiken, die ich in den letzten Tagen<lb/> wieder gehört, und mit denen ich gan^e Bogen anfüllen könnte, muß ich Dir<lb/> doch einen sehr angenehmen Abend bei Frau Bigot besonders nennen. Sie<lb/> hatte ihn mir zu Gefallen veranstaltet, um mir die großen Beethovenschen<lb/> Sonaten und Trios hören zu lassen, von denen ich ihr letzt mit großer Theil¬<lb/> nahme sprach, und das liebliche, seelenvolle Trio mit dem Waldhorn, welches<lb/> der liebe-verewigte Hutzler noch am letzten Musikabende vor seinem Tode so<lb/> herrlich, so himmlisch bei uns blies, mir noch immer, wie sein zärtlicher Ab¬<lb/> schiedsruf, vor der Seele tönt. Frau Bigvt hatte den Violinisten Schupanzig<lb/> dazu eingeladen, dessen ausgezeichnetes Talent sich nirgend bestimmter und voll¬<lb/> kommener ausspricht als im Vortrag der Beethovenschen Sachen. Er begleitete<lb/> den Abend das vortreffliche Spiel der Virtuosin auch mit seiner ganzen Fein¬<lb/> heit und pikanten Originalität. Sie spielte fünf große Sonaten von Beethoven<lb/> ganz meisterhaft; eine war immer herrlicher als die andere; es war die Blüte<lb/> eines sehr vollen üppigen Künstlerlebens. In allen den Sachen ist ein Strom<lb/> von Phantasie, eine Tiefe des Gefühls, für die es keine Worte, nur Töne<lb/> giebt, und die auch nur in das Herz und aus dem Herzen eines solchen Künst¬<lb/> lers kommen, der seiner Kunst ganz lebt und mit ihr wachend träumt und<lb/> träumend wacht.</p><lb/> <p xml:id="ID_332" next="#ID_333"> Eine kleine recht auserwählte Gesellschaft um einen runden Theetisch genoß<lb/> auch jeden Ton gar innig. Der sehr brave Architekt Moreau, der hier, und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0107]
und in den Treibhäusern angenehme Stunden zugebracht. Eine feine hölzerne
Brücke, über einen Arm der Donau, die der Graf auch hat erbauen lassen, ver¬
bindet seine Anlage auf eine angenehme Weise mit dem Prater. Ihn selbst
verfehlte ich, allein Madame Bigot, deren Gemahl in den weitläufigen Ge¬
bäuden des Grasen, wie alle an ihn attachirte Künstler und Gelehrte, als
dessen Bibliothekar, eine anständige Wohnung hat. fand ich von zwei aller¬
liebsten Kindern umgeben, denen sie eine so sorgfältige und zärtliche Mutter zu
sein scheint, als sie eine eben solche Hausfrau sein soll. Dabei nun ein so
großes Talent in so hohem Grade auszubilden, als sie das Fortepianospiel
ausgebildet hat, und mehrere angenehme an ihr gerühmte weibliche Talente zu
besitzen, ist wahrlich kein kleines Verdienst. Sie hatte die Güte, mir einige
treffliche Haydnsche und Mozartsche Sonaten mit vieler Zartheit und wahrer
Vollendung in der Ausübung hören zu lassen, und verspricht mir für die nächste
Zeit einen ganzen musikalischen Abend in ihrer schönen hellen Wohnung. Dann
soll ich auf ihrem Fortepiano die größten Werke ihres Lehrers Beethoven von
ihr hören. Sie ist eine Neuschatelerin und erst seit einigen Jahren hier ver-
heirathet, spricht aber schon so gut Deutsch, baß man die Ausländerin nur
selten bemerkt. (31. Dec. 1808.)
„Von den vielen großen und kleinen Musiken, die ich in den letzten Tagen
wieder gehört, und mit denen ich gan^e Bogen anfüllen könnte, muß ich Dir
doch einen sehr angenehmen Abend bei Frau Bigot besonders nennen. Sie
hatte ihn mir zu Gefallen veranstaltet, um mir die großen Beethovenschen
Sonaten und Trios hören zu lassen, von denen ich ihr letzt mit großer Theil¬
nahme sprach, und das liebliche, seelenvolle Trio mit dem Waldhorn, welches
der liebe-verewigte Hutzler noch am letzten Musikabende vor seinem Tode so
herrlich, so himmlisch bei uns blies, mir noch immer, wie sein zärtlicher Ab¬
schiedsruf, vor der Seele tönt. Frau Bigvt hatte den Violinisten Schupanzig
dazu eingeladen, dessen ausgezeichnetes Talent sich nirgend bestimmter und voll¬
kommener ausspricht als im Vortrag der Beethovenschen Sachen. Er begleitete
den Abend das vortreffliche Spiel der Virtuosin auch mit seiner ganzen Fein¬
heit und pikanten Originalität. Sie spielte fünf große Sonaten von Beethoven
ganz meisterhaft; eine war immer herrlicher als die andere; es war die Blüte
eines sehr vollen üppigen Künstlerlebens. In allen den Sachen ist ein Strom
von Phantasie, eine Tiefe des Gefühls, für die es keine Worte, nur Töne
giebt, und die auch nur in das Herz und aus dem Herzen eines solchen Künst¬
lers kommen, der seiner Kunst ganz lebt und mit ihr wachend träumt und
träumend wacht.
Eine kleine recht auserwählte Gesellschaft um einen runden Theetisch genoß
auch jeden Ton gar innig. Der sehr brave Architekt Moreau, der hier, und
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