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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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Die Preußische Kriegsmarine.
Die ungepanzerten Schraubenschiffe, "die Gazelle".

Gering ist in der preußischen Marine die Zahl der Segelschiffe und Nad¬
dampfer, derjenigen beiden Kategorien von Schiffen, die sich für Seegefechte
nicht mehr verwenden lassen, aber erfreulich ist bereits jetzt U>r Bestand an un¬
gepanzerten Schraubenfahrzcugen, Schiffen, die außer ihrer Schraubenmaschine
auch noch volle Takelage, und somit die Vortheile der Segelschiffe haben. >

Vor einigen Jahren war die öffentliche Meinung auch über den Werth
ungepanzerter Schraubenschiffe in der Kriegsmarine zweifelhaft geworden: man
nahm an, dieselben würden durch die Panzerschiffe gänzlich verdrängt Werden,
Wenn nun aber auch anzuerkennen ist, daß die Panzerschiffe für große rangirte
Seeschlachten und für Beschießung von Befestigungen eine entschiedene Überlegen¬
heit besitzen, wie wir später auseinandersetzen werden, so ist es doch unbestreit¬
bar, daß in andern Beziehungen die Holzschiffe immer noch den Vorzug ver¬
dienen. Namenilich bei Fahrten nach weit entfernten, tropischen Gegenden,
i. B. nach Ostasien, sind Holzschiffe für die Gesundheit der Mannschaft bei weitem
zuträglicher als eiserne oder mit starken Lagen von Eisen bekleidete Schiffe, auf
deren Wände die große Hitze sehr ungünstig einwirkt. Und gerade für den
Schutz der Handelsinteressen in entfernten Gegenden sind ja die preußischen ge¬
deckten und Glattdeck-Corvetten hauptsächlich bestimmt. Auch das Bewachsen
des Bodens mit Seegewächsen, welche die Fahrt aufhalten und dem Fahrzeuge
schaden, ist in den Tropen bei eisernen Schiffen zu gewärtigen, keineswegs aber
bei hölzernen Kriegsschiffen, da der Boden stets gekupfert -- mit ganz dünnen
Kupferplatten beschlagen -- ist, die nicht bewachsen. Nicht geringer ist der
Vortheil anzuschlagen, daß an Holzschiffen Beschädigungen des Schiffskörpers in
jenen fernen Gegenden mit Bequemlichkeit reparirt werden können, während
Panzerschiff- dort weder hinreichend große Docks, noch Plattenmaterial, noch
Schmiedewerkstätten in der nöthigen Vollkommenheit vorfinden, und ihre Reva-


Grenzboten III. 18K7. 6
Die Preußische Kriegsmarine.
Die ungepanzerten Schraubenschiffe, „die Gazelle".

Gering ist in der preußischen Marine die Zahl der Segelschiffe und Nad¬
dampfer, derjenigen beiden Kategorien von Schiffen, die sich für Seegefechte
nicht mehr verwenden lassen, aber erfreulich ist bereits jetzt U>r Bestand an un¬
gepanzerten Schraubenfahrzcugen, Schiffen, die außer ihrer Schraubenmaschine
auch noch volle Takelage, und somit die Vortheile der Segelschiffe haben. >

Vor einigen Jahren war die öffentliche Meinung auch über den Werth
ungepanzerter Schraubenschiffe in der Kriegsmarine zweifelhaft geworden: man
nahm an, dieselben würden durch die Panzerschiffe gänzlich verdrängt Werden,
Wenn nun aber auch anzuerkennen ist, daß die Panzerschiffe für große rangirte
Seeschlachten und für Beschießung von Befestigungen eine entschiedene Überlegen¬
heit besitzen, wie wir später auseinandersetzen werden, so ist es doch unbestreit¬
bar, daß in andern Beziehungen die Holzschiffe immer noch den Vorzug ver¬
dienen. Namenilich bei Fahrten nach weit entfernten, tropischen Gegenden,
i. B. nach Ostasien, sind Holzschiffe für die Gesundheit der Mannschaft bei weitem
zuträglicher als eiserne oder mit starken Lagen von Eisen bekleidete Schiffe, auf
deren Wände die große Hitze sehr ungünstig einwirkt. Und gerade für den
Schutz der Handelsinteressen in entfernten Gegenden sind ja die preußischen ge¬
deckten und Glattdeck-Corvetten hauptsächlich bestimmt. Auch das Bewachsen
des Bodens mit Seegewächsen, welche die Fahrt aufhalten und dem Fahrzeuge
schaden, ist in den Tropen bei eisernen Schiffen zu gewärtigen, keineswegs aber
bei hölzernen Kriegsschiffen, da der Boden stets gekupfert — mit ganz dünnen
Kupferplatten beschlagen — ist, die nicht bewachsen. Nicht geringer ist der
Vortheil anzuschlagen, daß an Holzschiffen Beschädigungen des Schiffskörpers in
jenen fernen Gegenden mit Bequemlichkeit reparirt werden können, während
Panzerschiff- dort weder hinreichend große Docks, noch Plattenmaterial, noch
Schmiedewerkstätten in der nöthigen Vollkommenheit vorfinden, und ihre Reva-


Grenzboten III. 18K7. 6
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[0051] Die Preußische Kriegsmarine. Die ungepanzerten Schraubenschiffe, „die Gazelle". Gering ist in der preußischen Marine die Zahl der Segelschiffe und Nad¬ dampfer, derjenigen beiden Kategorien von Schiffen, die sich für Seegefechte nicht mehr verwenden lassen, aber erfreulich ist bereits jetzt U>r Bestand an un¬ gepanzerten Schraubenfahrzcugen, Schiffen, die außer ihrer Schraubenmaschine auch noch volle Takelage, und somit die Vortheile der Segelschiffe haben. > Vor einigen Jahren war die öffentliche Meinung auch über den Werth ungepanzerter Schraubenschiffe in der Kriegsmarine zweifelhaft geworden: man nahm an, dieselben würden durch die Panzerschiffe gänzlich verdrängt Werden, Wenn nun aber auch anzuerkennen ist, daß die Panzerschiffe für große rangirte Seeschlachten und für Beschießung von Befestigungen eine entschiedene Überlegen¬ heit besitzen, wie wir später auseinandersetzen werden, so ist es doch unbestreit¬ bar, daß in andern Beziehungen die Holzschiffe immer noch den Vorzug ver¬ dienen. Namenilich bei Fahrten nach weit entfernten, tropischen Gegenden, i. B. nach Ostasien, sind Holzschiffe für die Gesundheit der Mannschaft bei weitem zuträglicher als eiserne oder mit starken Lagen von Eisen bekleidete Schiffe, auf deren Wände die große Hitze sehr ungünstig einwirkt. Und gerade für den Schutz der Handelsinteressen in entfernten Gegenden sind ja die preußischen ge¬ deckten und Glattdeck-Corvetten hauptsächlich bestimmt. Auch das Bewachsen des Bodens mit Seegewächsen, welche die Fahrt aufhalten und dem Fahrzeuge schaden, ist in den Tropen bei eisernen Schiffen zu gewärtigen, keineswegs aber bei hölzernen Kriegsschiffen, da der Boden stets gekupfert — mit ganz dünnen Kupferplatten beschlagen — ist, die nicht bewachsen. Nicht geringer ist der Vortheil anzuschlagen, daß an Holzschiffen Beschädigungen des Schiffskörpers in jenen fernen Gegenden mit Bequemlichkeit reparirt werden können, während Panzerschiff- dort weder hinreichend große Docks, noch Plattenmaterial, noch Schmiedewerkstätten in der nöthigen Vollkommenheit vorfinden, und ihre Reva- Grenzboten III. 18K7. 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/51>, abgerufen am 15.01.2025.