Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.geleugnet werden. Unter den Händen eines ernsthaften Forschers hätte sich aus Der Tugendbund. Aus den Hinterlassenschaften des Mitstiftcrs Prof. Dr. H. F. G. Lei) ma n n. Berlin, Hände und Spenersche Buchhandlung. 224 S. in 8°. Die Literatur der deutschen Erhebung gegen das französische Joch und ihrer Friedrich von Gentz. Ein Beitrag zur Geschichte Oestreichs im 19. Jahrh, von or. Karl Mendelssohn-Bartholdy. Leipzig bei S. Hirzel. Dem Hauptinhalt nach bildet auch dieses Buch (126 S. in 8°) einen Beitrag geleugnet werden. Unter den Händen eines ernsthaften Forschers hätte sich aus Der Tugendbund. Aus den Hinterlassenschaften des Mitstiftcrs Prof. Dr. H. F. G. Lei) ma n n. Berlin, Hände und Spenersche Buchhandlung. 224 S. in 8°. Die Literatur der deutschen Erhebung gegen das französische Joch und ihrer Friedrich von Gentz. Ein Beitrag zur Geschichte Oestreichs im 19. Jahrh, von or. Karl Mendelssohn-Bartholdy. Leipzig bei S. Hirzel. Dem Hauptinhalt nach bildet auch dieses Buch (126 S. in 8°) einen Beitrag <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0049" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191279"/> <p xml:id="ID_104" prev="#ID_103"> geleugnet werden. Unter den Händen eines ernsthaften Forschers hätte sich aus<lb/> diesem Material etwas machen lassen, in seiner gegenwärtigen Form und bei seinem<lb/> beträchtlichen Umfang macht es den Eindruck einer Speculation auf die Neugier des<lb/> großen Publikums, dem es nicht sowohl um die Feststellung der geschichtlichen Wahr¬<lb/> heit als um pikante Belege dafür zu thun ist, daß die s. g, große» Leute sittlich<lb/> wenig besser gewesen, als die kleinen. Das gilt besonders von den dem Prinzen<lb/> Louis Ferdinand und Humboldt gewidmeten Abschnitten. Der Theil dieser Briefe<lb/> dagegen, welcher ernsthaften Inhalts ist und der Pikantericn entbehrt, ist ziemlich<lb/> unfruchtbar und eintönig, denn es handelt sich entweder um Verhältnisse und Be¬<lb/> ziehungen, welche, soweit sie sich überhaupt übersehen lassen, ziemlich gleichgültiger<lb/> Natur sind, oder um den Austausch einförmiger Tagesnachrichtcn und gegenseitiger<lb/> Achtungsversicherungen. Die Ausspinnung der varnhagcnschcn Hinterlassenschaft zu<lb/> einem halben Dutzend dicker Bände hat den Werth wie den Credit derselben tiefer<lb/> herabgedrückt, als er es verdiente und dürfte den Markt für Mcmoirenliteratur auf<lb/> einige Zeit ziemlich gründlich verdorben haben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Der Tugendbund. Aus den Hinterlassenschaften des Mitstiftcrs Prof. Dr.<lb/> H. F. G. Lei) ma n n. Berlin, Hände und Spenersche Buchhandlung. 224 S. in 8°.</head><lb/> <p xml:id="ID_105"> Die Literatur der deutschen Erhebung gegen das französische Joch und ihrer<lb/> Vorbereitung in den Jahren zwischen 1807 und 1813 hat durch die Herausgabe<lb/> der lehinannscheu Aufzeichnungen über den Tugendbund eine dankenswerthe Vervoll¬<lb/> ständigung und Erweiterung erfahren, die indessen mehr der künftigen Geschichts¬<lb/> schreibung, als der zeitgenössischen Lesewelt zu Gute kommen wird. Durch die<lb/> Schriften Krugs, Voigts und Försters ist das Wesentliche über Entstehung und Ge¬<lb/> schichte des sittlich wissenschaftlichen Vereins bereits früher bekannt geworden und das<lb/> interessante Detail, welches die vorliegende Schrift durch Veröffentlichung der gc-<lb/> scunmten Organisation, der ursprünglichen und der modificirten Statuten des Vereins<lb/> und der Korrespondenz seiner vornehmsten Leiter bietet, hat auf ein verhältnißmäßig<lb/> kleines Publikum zu rechnen. Von besonderer Wichtigkeit scheint uns der fünfte und<lb/> letzte Abschnitt dieses Werkchens zu sein, welcher eine Generalliste sämmtlicher fünf¬<lb/> undzwanzig Kammern des Vereins und ihrer einzelnen Mitglieder veröffentlicht und<lb/> dadurch eine vollständige Topographie des Terrains, auf welchem der Tugendbund<lb/> wirksam gewesen und eine Uebersicht über die Männer ermöglicht, welchen die Noth¬<lb/> wendigkeit einer sittlichen und geistigen Wiedergeburt des Vaterlandes zuerst aufging.<lb/> Vielen Lesern wird es neu sein, daß Berlin ein außerordentlich geringes Evntingcnt<lb/> zu dieser Vereinigung gestellt hat und daß die Namen der hervorragendsten Patrioten,<lb/> Volks- und Wissenschaftsmänncr in der Gcneralliste nicht zu finden waren, weil sie<lb/> dem Bunde, den man lange Zeit hindurch von ihnen gestiftet und geleitet glaubte,<lb/> in Wahrheit niemals angehört haben.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> Friedrich von Gentz. Ein Beitrag zur Geschichte Oestreichs im 19. Jahrh,<lb/> von or. Karl Mendelssohn-Bartholdy. Leipzig bei S. Hirzel.</head><lb/> <p xml:id="ID_106" next="#ID_107"> Dem Hauptinhalt nach bildet auch dieses Buch (126 S. in 8°) einen Beitrag<lb/> zur Geschichte der Freiheitskriege, denn der Schwerpunkt der Aufgabe, welche der<lb/> Versasser sich gestellt hat, die Darstellung von Gentzs patriotischer Thätigkeit, fällt<lb/> in die Jahre 1806 —1813. Das Leben des einzigen bedeutenden deutschen Publi-<lb/> cisten, der dauernd an der Herrschaft über Europa theilgenommen, des Mannes, dem</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
geleugnet werden. Unter den Händen eines ernsthaften Forschers hätte sich aus
diesem Material etwas machen lassen, in seiner gegenwärtigen Form und bei seinem
beträchtlichen Umfang macht es den Eindruck einer Speculation auf die Neugier des
großen Publikums, dem es nicht sowohl um die Feststellung der geschichtlichen Wahr¬
heit als um pikante Belege dafür zu thun ist, daß die s. g, große» Leute sittlich
wenig besser gewesen, als die kleinen. Das gilt besonders von den dem Prinzen
Louis Ferdinand und Humboldt gewidmeten Abschnitten. Der Theil dieser Briefe
dagegen, welcher ernsthaften Inhalts ist und der Pikantericn entbehrt, ist ziemlich
unfruchtbar und eintönig, denn es handelt sich entweder um Verhältnisse und Be¬
ziehungen, welche, soweit sie sich überhaupt übersehen lassen, ziemlich gleichgültiger
Natur sind, oder um den Austausch einförmiger Tagesnachrichtcn und gegenseitiger
Achtungsversicherungen. Die Ausspinnung der varnhagcnschcn Hinterlassenschaft zu
einem halben Dutzend dicker Bände hat den Werth wie den Credit derselben tiefer
herabgedrückt, als er es verdiente und dürfte den Markt für Mcmoirenliteratur auf
einige Zeit ziemlich gründlich verdorben haben.
Der Tugendbund. Aus den Hinterlassenschaften des Mitstiftcrs Prof. Dr.
H. F. G. Lei) ma n n. Berlin, Hände und Spenersche Buchhandlung. 224 S. in 8°.
Die Literatur der deutschen Erhebung gegen das französische Joch und ihrer
Vorbereitung in den Jahren zwischen 1807 und 1813 hat durch die Herausgabe
der lehinannscheu Aufzeichnungen über den Tugendbund eine dankenswerthe Vervoll¬
ständigung und Erweiterung erfahren, die indessen mehr der künftigen Geschichts¬
schreibung, als der zeitgenössischen Lesewelt zu Gute kommen wird. Durch die
Schriften Krugs, Voigts und Försters ist das Wesentliche über Entstehung und Ge¬
schichte des sittlich wissenschaftlichen Vereins bereits früher bekannt geworden und das
interessante Detail, welches die vorliegende Schrift durch Veröffentlichung der gc-
scunmten Organisation, der ursprünglichen und der modificirten Statuten des Vereins
und der Korrespondenz seiner vornehmsten Leiter bietet, hat auf ein verhältnißmäßig
kleines Publikum zu rechnen. Von besonderer Wichtigkeit scheint uns der fünfte und
letzte Abschnitt dieses Werkchens zu sein, welcher eine Generalliste sämmtlicher fünf¬
undzwanzig Kammern des Vereins und ihrer einzelnen Mitglieder veröffentlicht und
dadurch eine vollständige Topographie des Terrains, auf welchem der Tugendbund
wirksam gewesen und eine Uebersicht über die Männer ermöglicht, welchen die Noth¬
wendigkeit einer sittlichen und geistigen Wiedergeburt des Vaterlandes zuerst aufging.
Vielen Lesern wird es neu sein, daß Berlin ein außerordentlich geringes Evntingcnt
zu dieser Vereinigung gestellt hat und daß die Namen der hervorragendsten Patrioten,
Volks- und Wissenschaftsmänncr in der Gcneralliste nicht zu finden waren, weil sie
dem Bunde, den man lange Zeit hindurch von ihnen gestiftet und geleitet glaubte,
in Wahrheit niemals angehört haben.
Friedrich von Gentz. Ein Beitrag zur Geschichte Oestreichs im 19. Jahrh,
von or. Karl Mendelssohn-Bartholdy. Leipzig bei S. Hirzel.
Dem Hauptinhalt nach bildet auch dieses Buch (126 S. in 8°) einen Beitrag
zur Geschichte der Freiheitskriege, denn der Schwerpunkt der Aufgabe, welche der
Versasser sich gestellt hat, die Darstellung von Gentzs patriotischer Thätigkeit, fällt
in die Jahre 1806 —1813. Das Leben des einzigen bedeutenden deutschen Publi-
cisten, der dauernd an der Herrschaft über Europa theilgenommen, des Mannes, dem
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