Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.That ziemlich gewundene Erklärung Lord Stanleys über die Bedeutung der eng¬ Wenn wir noch vermerken, daß Jefferson Davis gegen Bürgschaft Die bevorstehende Zolleinigung mit dem Süden und die angekündigte That ziemlich gewundene Erklärung Lord Stanleys über die Bedeutung der eng¬ Wenn wir noch vermerken, daß Jefferson Davis gegen Bürgschaft Die bevorstehende Zolleinigung mit dem Süden und die angekündigte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0047" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191277"/> <p xml:id="ID_99" prev="#ID_98"> That ziemlich gewundene Erklärung Lord Stanleys über die Bedeutung der eng¬<lb/> lischen Garantie in Sachen Luxemburgs. Ueber seine Abneigung gegen jede Ein¬<lb/> mischung in continentale Händel hat der edle Lord sich bereits vor Jahresfrist<lb/> so deutlich ausgesprochen, daß uns seine letzten Auseinandersetzungen über die<lb/> britische Auffassung einer Garantieübernahme nicht überraschend kommen konnten<lb/> und so begreiflich die Verstimmung unserer Osficiösen über die bezüglichen Aeuße¬<lb/> rungen ist, im Grunde wissen diese ebensogut wie andere Leute, daß Preußen<lb/> in der luxemburger. wie in jeder anderen Frage nur auf sich selbst zu rechnen hat,<lb/> wenn es Ernst wird. Die Geschichte der letzten Jahre ist zugleich die Geschichte<lb/> des Absterbens der alten europäischen Politik, welche es sich zur Aufgabe ge¬<lb/> macht hatte, die internationalen Beziehungen der Völker dieses Welttheiles<lb/> in ein von der großmächtlichen Diplomatie geleitetes System zu bringen.<lb/> Wollen zwei streitende Völker es nicht zum Kriege kommen lassen, so übertragen<lb/> sie dieser Diplomatie das Geschäft, die bereits früher gewellte Ausgleichung zu<lb/> formuliren und zu Paragraphiren, — andernfalls handelt es sich um nichts<lb/> weiter, .als um einen Aufschub, zu welchem diese Vermittlerin den Vorwand<lb/> geben muß. Angesichts der thatsächlichen Jsolirung, in welcher die einzelnen<lb/> Staaten sich seit dem Krimkriege befinden, ist die Rolle der Diplomatie,<lb/> in soweit diese mehr thut, als augenblickliche Beziehungen regeln, aus¬<lb/> gespielt und die Garantie, welche sie dem europäischen Frieden bietet, ist sicher<lb/> die schwächste von allen vorhandenen.</p><lb/> <p xml:id="ID_100"> Wenn wir noch vermerken, daß Jefferson Davis gegen Bürgschaft<lb/> seiner Hast entlassen und in den Stand gesetzt ist, von Amerika nach<lb/> England überzusiedeln und daß pariser Journale den Erzherzog Maximilian<lb/> bereits auf der Reise nach Europa begriffen sein lassen, so sind die hervor¬<lb/> ragendsten Begebenheiten des abgelaufenen Monats — von Ereignissen kann<lb/> nicht wohl die Rede sein — recapitulirt, das erste Halbjahr 1867 beschlossen.<lb/> Der Schluß des preußischen Landtags nach allendlicher Annahme der nun mehr<lb/> publicirten Bundesverfassung durch das Herrenhaus leitet die politischen Ferien<lb/> ein. welche für Deutschland mit dem Julimonat beginnen, dieses Mal durch<lb/> die allgemeine Abspannung der Gemüther übrigens schon früher indicirt waren.</p><lb/> <p xml:id="ID_101"> Die bevorstehende Zolleinigung mit dem Süden und die angekündigte<lb/> Tabakssteuer sind übrigens nicht die einzigen „Zeichen der Zeit", unter denen<lb/> das neue Halbjahr beginnen soll. In der sächsischen Localpresse circulirten<lb/> jüngst Gerüchte von einer bevorstehenden Regierungsvorlage behufs selbstver¬<lb/> ständlich „liberaler" Abänderungen der Verfassung unseres Königreiches; von<lb/> diesen in omnem evontum Act zu nehmen, wollen wir nicht verfehlen!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0047]
That ziemlich gewundene Erklärung Lord Stanleys über die Bedeutung der eng¬
lischen Garantie in Sachen Luxemburgs. Ueber seine Abneigung gegen jede Ein¬
mischung in continentale Händel hat der edle Lord sich bereits vor Jahresfrist
so deutlich ausgesprochen, daß uns seine letzten Auseinandersetzungen über die
britische Auffassung einer Garantieübernahme nicht überraschend kommen konnten
und so begreiflich die Verstimmung unserer Osficiösen über die bezüglichen Aeuße¬
rungen ist, im Grunde wissen diese ebensogut wie andere Leute, daß Preußen
in der luxemburger. wie in jeder anderen Frage nur auf sich selbst zu rechnen hat,
wenn es Ernst wird. Die Geschichte der letzten Jahre ist zugleich die Geschichte
des Absterbens der alten europäischen Politik, welche es sich zur Aufgabe ge¬
macht hatte, die internationalen Beziehungen der Völker dieses Welttheiles
in ein von der großmächtlichen Diplomatie geleitetes System zu bringen.
Wollen zwei streitende Völker es nicht zum Kriege kommen lassen, so übertragen
sie dieser Diplomatie das Geschäft, die bereits früher gewellte Ausgleichung zu
formuliren und zu Paragraphiren, — andernfalls handelt es sich um nichts
weiter, .als um einen Aufschub, zu welchem diese Vermittlerin den Vorwand
geben muß. Angesichts der thatsächlichen Jsolirung, in welcher die einzelnen
Staaten sich seit dem Krimkriege befinden, ist die Rolle der Diplomatie,
in soweit diese mehr thut, als augenblickliche Beziehungen regeln, aus¬
gespielt und die Garantie, welche sie dem europäischen Frieden bietet, ist sicher
die schwächste von allen vorhandenen.
Wenn wir noch vermerken, daß Jefferson Davis gegen Bürgschaft
seiner Hast entlassen und in den Stand gesetzt ist, von Amerika nach
England überzusiedeln und daß pariser Journale den Erzherzog Maximilian
bereits auf der Reise nach Europa begriffen sein lassen, so sind die hervor¬
ragendsten Begebenheiten des abgelaufenen Monats — von Ereignissen kann
nicht wohl die Rede sein — recapitulirt, das erste Halbjahr 1867 beschlossen.
Der Schluß des preußischen Landtags nach allendlicher Annahme der nun mehr
publicirten Bundesverfassung durch das Herrenhaus leitet die politischen Ferien
ein. welche für Deutschland mit dem Julimonat beginnen, dieses Mal durch
die allgemeine Abspannung der Gemüther übrigens schon früher indicirt waren.
Die bevorstehende Zolleinigung mit dem Süden und die angekündigte
Tabakssteuer sind übrigens nicht die einzigen „Zeichen der Zeit", unter denen
das neue Halbjahr beginnen soll. In der sächsischen Localpresse circulirten
jüngst Gerüchte von einer bevorstehenden Regierungsvorlage behufs selbstver¬
ständlich „liberaler" Abänderungen der Verfassung unseres Königreiches; von
diesen in omnem evontum Act zu nehmen, wollen wir nicht verfehlen!
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