Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.liegen, mit Dank zurück. Und sollte Preußen dennoch Lust haben, beim Staate Sollte wirklich das preußische Volk gewillt sein, fortan das im Verhält¬ Directe oder indirecte Wahlen? Ein Stück populärer Mathematik. Die Frage: "Welche Art des Mahlens ist die gerechtere, bessere, die directe 52*
liegen, mit Dank zurück. Und sollte Preußen dennoch Lust haben, beim Staate Sollte wirklich das preußische Volk gewillt sein, fortan das im Verhält¬ Directe oder indirecte Wahlen? Ein Stück populärer Mathematik. Die Frage: „Welche Art des Mahlens ist die gerechtere, bessere, die directe 52*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0421" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191651"/> <p xml:id="ID_1220" prev="#ID_1219"> liegen, mit Dank zurück. Und sollte Preußen dennoch Lust haben, beim Staate<lb/> Waldeck den Existenzretter zu spielen?</p><lb/> <p xml:id="ID_1221"> Sollte wirklich das preußische Volk gewillt sein, fortan das im Verhält¬<lb/> niß sehr beträchtliche Deficit des waldeckschen Budgets aus seiner Kasse zu<lb/> decken, nur um einem ihm durchaus fremden Fürsten eine reichlichere Dotation,<lb/> und einem ihm fremden Kleinstaate den jämmerlichsten Schatten der Selbstän¬<lb/> digkeit zu sichern? Es hieße dies doch zum mindesten den übrigen Kleinfürsten<lb/> ein gefährliches Beispiel geben, ein Beispiel, welches, wenn fleißig nachgeahmt,<lb/> dem preußischen Staatsseckel gar theuer zu stehen kommen könnte. So wenig<lb/> wir daher auch hoffen, daß unser am 9. September zusammentretender Land¬<lb/> tag sich der vielgepriesenen Accession zu erwehren wissen wird, so vertrauen<lb/> wir doch noch auf Preußen, auf seine Regierung und seinen Landtag. Mögen<lb/> es diese noch einmal gründlich in Erwägung ziehen, ob nicht die von dem<lb/> waldeckschen Volke gewünschte sofortige Einverleibung die für alle Theile be¬<lb/> friedigendste Lösung, oder, wenn dieselbe denn doch vertagt werden soll, ob es<lb/> gut sei, dem waldeckschen Volke einen Vertrag aufzuzwingen, der nur Einen<lb/> befriedigen kann, der aber die berechtigten Interessen von sechzig Tausenden<lb/> auf das härteste verleut und gegen die zukünftigen Zustände Voreingenom¬<lb/> menheit und blinden Haß erzeugen muß.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Directe oder indirecte Wahlen?<lb/> Ein Stück populärer Mathematik.</head><lb/> <p xml:id="ID_1222" next="#ID_1223"> Die Frage: „Welche Art des Mahlens ist die gerechtere, bessere, die directe<lb/> oder die indirecte?" ist in der neueren Zeit wieder lebhafter an uns herangetreten.<lb/> Die Tagespresse hat zur Beurtheilung derselben in socialer und politischer Be¬<lb/> ziehung manches Moment beigebracht, geschichtliche und statistische Notizen ge¬<lb/> geben, auch auf die Leidenschaften und Agitationen hingewiesen, die das Gefolge<lb/> und die Vorläufer der verschiedenen Methoden bilden, aber den Grundstein<lb/> für die Beurtheilung der ganzen Frage hat sie bisher wenig beleuchtet. Und<lb/> welcher ist dieser Grundstein? Die Untersuchung des Problems vom rein mathe¬<lb/> matischen Standpunkt aus. — Erst wenn man die Durchschnittsmajvritäten<lb/> kennt, die der direct und der indirect Gewählte hinter sich haben, wenn man die</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 52*</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0421]
liegen, mit Dank zurück. Und sollte Preußen dennoch Lust haben, beim Staate
Waldeck den Existenzretter zu spielen?
Sollte wirklich das preußische Volk gewillt sein, fortan das im Verhält¬
niß sehr beträchtliche Deficit des waldeckschen Budgets aus seiner Kasse zu
decken, nur um einem ihm durchaus fremden Fürsten eine reichlichere Dotation,
und einem ihm fremden Kleinstaate den jämmerlichsten Schatten der Selbstän¬
digkeit zu sichern? Es hieße dies doch zum mindesten den übrigen Kleinfürsten
ein gefährliches Beispiel geben, ein Beispiel, welches, wenn fleißig nachgeahmt,
dem preußischen Staatsseckel gar theuer zu stehen kommen könnte. So wenig
wir daher auch hoffen, daß unser am 9. September zusammentretender Land¬
tag sich der vielgepriesenen Accession zu erwehren wissen wird, so vertrauen
wir doch noch auf Preußen, auf seine Regierung und seinen Landtag. Mögen
es diese noch einmal gründlich in Erwägung ziehen, ob nicht die von dem
waldeckschen Volke gewünschte sofortige Einverleibung die für alle Theile be¬
friedigendste Lösung, oder, wenn dieselbe denn doch vertagt werden soll, ob es
gut sei, dem waldeckschen Volke einen Vertrag aufzuzwingen, der nur Einen
befriedigen kann, der aber die berechtigten Interessen von sechzig Tausenden
auf das härteste verleut und gegen die zukünftigen Zustände Voreingenom¬
menheit und blinden Haß erzeugen muß.
Directe oder indirecte Wahlen?
Ein Stück populärer Mathematik.
Die Frage: „Welche Art des Mahlens ist die gerechtere, bessere, die directe
oder die indirecte?" ist in der neueren Zeit wieder lebhafter an uns herangetreten.
Die Tagespresse hat zur Beurtheilung derselben in socialer und politischer Be¬
ziehung manches Moment beigebracht, geschichtliche und statistische Notizen ge¬
geben, auch auf die Leidenschaften und Agitationen hingewiesen, die das Gefolge
und die Vorläufer der verschiedenen Methoden bilden, aber den Grundstein
für die Beurtheilung der ganzen Frage hat sie bisher wenig beleuchtet. Und
welcher ist dieser Grundstein? Die Untersuchung des Problems vom rein mathe¬
matischen Standpunkt aus. — Erst wenn man die Durchschnittsmajvritäten
kennt, die der direct und der indirect Gewählte hinter sich haben, wenn man die
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