Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.zu demselben gab es keine erhebliche Meinungsverschiedenheit. Dennoch boten Vor allem schien es geboten, der Erklärung einen Protest gegen i/de Art Auch die Bestimmungen des prager Friedens kamen in diesem Zusammen¬ zu demselben gab es keine erhebliche Meinungsverschiedenheit. Dennoch boten Vor allem schien es geboten, der Erklärung einen Protest gegen i/de Art Auch die Bestimmungen des prager Friedens kamen in diesem Zusammen¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0327" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191557"/> <p xml:id="ID_939" prev="#ID_938"> zu demselben gab es keine erhebliche Meinungsverschiedenheit. Dennoch boten<lb/> die zweitägigen Verbcmdlunaen durch den Austausch der seither gemachten Er¬<lb/> fahrungen, durch die Berichte über die Stimmuna in den ein^circum Ländern<lb/> und durch die Motivirung. welche die einzelnen Sätze erhielten, ein lebhaftes<lb/> Interesse dar.</p><lb/> <p xml:id="ID_940"> Vor allem schien es geboten, der Erklärung einen Protest gegen i/de Art<lb/> von fremder Einmischung in unsre nationalen Angelegenheiten vorauszuschicken.<lb/> Dazu forderte schon die Thatsache auf, daß die französische Diplomatie bis in<lb/> die neueste Zeit an den süddeutschen Höfen geaen alle Anscblusibestrebungen »u<lb/> arbeiten versucht. Man bat es von dieser Seite weder an Drobunaen. noch<lb/> an Lockungen fehlen lassen. Man bat auf die bedrohlichen Folaen einer Per»<lb/> teilung des prager Friedens hingewiesen, hat den Südbund in geneigte Erinner¬<lb/> ung gebracht, hat einen Zollverein der süddeutschen Staaten, eventuell mit der<lb/> Schweiz, angeregt, um so Süddeutschland definitiv vom Norden zu trennen.<lb/> Diele Versuche scheinen noch nickt zur Ruhe gekommen zu sein, und ihnen pa¬<lb/> rallel läuft das freilich noch ungefährlichere Treiben der partieularistischen Par¬<lb/> teien im Inlande. die stets a tempo und genau mit denselben Schlagworten<lb/> operiren. die ihnen durch die französische Diplomatie an die Hand gegeben sind.<lb/> 5 Ein Protest gegen fremde Einmischung richtet sich ebenso an das französische<lb/> Volk als an die französische Regierung. Er ist berechnet, ein Gewicht ip die<lb/> Wagschale des Friedens zu legen. So lange man jenseit des Rheins in dem<lb/> Wahn befangen ist, es handle sich bei der Einigung Deutschlands um einen<lb/> Eroberungszug Preußens, um eine Vergewaltigung des Südens, so lancie wird<lb/> auch immer das Gelüste sich erneuern, sich der unterdrückten Völkerschaften an¬<lb/> zunehmen. Ein Vorwand wenigstens der Einmischungsversucbe wird hinfällig,<lb/> Wenn das Volk im Süden selbst aus freien Stücken kraft seiner Selbstbestim¬<lb/> mung die Wiedervereinigung mit dem Norden verlangt und die Protection durch<lb/> das Ausland sich verbittet. Es kann in Frankreich nicht ohne Eindruck bleiben,<lb/> wenn man sich überzeugen muß, daß die versuchte Einmischung nicht ein Werk<lb/> der Befreiung, sondern eine muthwillige Herausforderung, ein Werk der Unter¬<lb/> drückung freien Volkswillens wäre, und es heißt die Partei des Friedens in<lb/> Frankreich stärken, sofern sie nämlich wirklich den Frieden will, wenn man sie<lb/> über diesen Punkt nicht im Zweifel läßt. Jedenfalls ist dies eine wirksamere<lb/> Unterstützung, als wenn man auch diesseits des Rheins müßige Unterschriften<lb/> für sentimentale Friedensprogramme sammelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_941" next="#ID_942"> Auch die Bestimmungen des prager Friedens kamen in diesem Zusammen¬<lb/> hange zur Sprache. Namentlich von Seile der Hessen, denen man in der darm¬<lb/> städtischen Kammer auf das Verlangen des Eintritts in den Nordbund das Gvrgo-<lb/> haupt jenes Friedens vorgehalten hat. In schlagenden Ausführungen wurde<lb/> gezeigt, daß die Errichtung eines Südbunds nur eine sacultgtive Pestimmung</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0327]
zu demselben gab es keine erhebliche Meinungsverschiedenheit. Dennoch boten
die zweitägigen Verbcmdlunaen durch den Austausch der seither gemachten Er¬
fahrungen, durch die Berichte über die Stimmuna in den ein^circum Ländern
und durch die Motivirung. welche die einzelnen Sätze erhielten, ein lebhaftes
Interesse dar.
Vor allem schien es geboten, der Erklärung einen Protest gegen i/de Art
von fremder Einmischung in unsre nationalen Angelegenheiten vorauszuschicken.
Dazu forderte schon die Thatsache auf, daß die französische Diplomatie bis in
die neueste Zeit an den süddeutschen Höfen geaen alle Anscblusibestrebungen »u
arbeiten versucht. Man bat es von dieser Seite weder an Drobunaen. noch
an Lockungen fehlen lassen. Man bat auf die bedrohlichen Folaen einer Per»
teilung des prager Friedens hingewiesen, hat den Südbund in geneigte Erinner¬
ung gebracht, hat einen Zollverein der süddeutschen Staaten, eventuell mit der
Schweiz, angeregt, um so Süddeutschland definitiv vom Norden zu trennen.
Diele Versuche scheinen noch nickt zur Ruhe gekommen zu sein, und ihnen pa¬
rallel läuft das freilich noch ungefährlichere Treiben der partieularistischen Par¬
teien im Inlande. die stets a tempo und genau mit denselben Schlagworten
operiren. die ihnen durch die französische Diplomatie an die Hand gegeben sind.
5 Ein Protest gegen fremde Einmischung richtet sich ebenso an das französische
Volk als an die französische Regierung. Er ist berechnet, ein Gewicht ip die
Wagschale des Friedens zu legen. So lange man jenseit des Rheins in dem
Wahn befangen ist, es handle sich bei der Einigung Deutschlands um einen
Eroberungszug Preußens, um eine Vergewaltigung des Südens, so lancie wird
auch immer das Gelüste sich erneuern, sich der unterdrückten Völkerschaften an¬
zunehmen. Ein Vorwand wenigstens der Einmischungsversucbe wird hinfällig,
Wenn das Volk im Süden selbst aus freien Stücken kraft seiner Selbstbestim¬
mung die Wiedervereinigung mit dem Norden verlangt und die Protection durch
das Ausland sich verbittet. Es kann in Frankreich nicht ohne Eindruck bleiben,
wenn man sich überzeugen muß, daß die versuchte Einmischung nicht ein Werk
der Befreiung, sondern eine muthwillige Herausforderung, ein Werk der Unter¬
drückung freien Volkswillens wäre, und es heißt die Partei des Friedens in
Frankreich stärken, sofern sie nämlich wirklich den Frieden will, wenn man sie
über diesen Punkt nicht im Zweifel läßt. Jedenfalls ist dies eine wirksamere
Unterstützung, als wenn man auch diesseits des Rheins müßige Unterschriften
für sentimentale Friedensprogramme sammelt.
Auch die Bestimmungen des prager Friedens kamen in diesem Zusammen¬
hange zur Sprache. Namentlich von Seile der Hessen, denen man in der darm¬
städtischen Kammer auf das Verlangen des Eintritts in den Nordbund das Gvrgo-
haupt jenes Friedens vorgehalten hat. In schlagenden Ausführungen wurde
gezeigt, daß die Errichtung eines Südbunds nur eine sacultgtive Pestimmung
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |