Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.des Ärmengesetzes, der irischen Wirren und der Umgestaltung der englischen Die Eiwartungen des Lesers an diesen dereinstigen dritten Band werden des Ärmengesetzes, der irischen Wirren und der Umgestaltung der englischen Die Eiwartungen des Lesers an diesen dereinstigen dritten Band werden <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0321" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191551"/> <p xml:id="ID_925" prev="#ID_924"> des Ärmengesetzes, der irischen Wirren und der Umgestaltung der englischen<lb/> Städteordnung bis an die Schwelle des peel - cobdenschen Kampfs für<lb/> Aufhebung der Korngesetze, um uns hier zu verlassen und einem dritten<lb/> Bande die Darstellung der neuesten Zeit vorzubehalten. Es ist das um so leb¬<lb/> hafter zu bedauern, als wir mitten in einer interessanten Epoche und ohne<lb/> daß die Summe derselben gezogen worden, stehen bleiben, das Versprechen<lb/> des Verfassers, „späterhin" das begonnene Werk fortzusetzen aber zu allgemein<lb/> gehalten ist, um bestimmte Aussichten für den Termin seiner Erfüllung zu bieten.<lb/> Und grade über dieses whigistische Reformzeitalter hätten wir das letzte, ab¬<lb/> schließende Wort des Verfassers, der demselben ein langjähriges Studium<lb/> gewidmet hat, schon jetzt gern gehört; handelt es sich doch bei dem Einlenken<lb/> Altenglands in dieBahnen der modernen Demokratie zugleich umdieBeantwortung<lb/> der Frage, in wie weit die Grundsätze dieser mit dem Parlamentarismus und<lb/> dem Sclfgovernmeiit überhaupt vereinbar sind. Mit dem Augenblick, in welchem<lb/> die britische Volksvertretung auf eine breitere Basis gestellt wird und der aristo¬<lb/> kratische Unterbau dieses großartigen Gemeinwesens einstürzt, machen sich näm¬<lb/> lich schon die Einwirkungen eines „centralisirendcn Beamtenthume", das in alle<lb/> Gebiete des Staatslebens eingreift, auch in England geltend und wird selbst<lb/> von Freunden der Reform eingestanden, die Tüchtigkeit der Vertretung sei in<lb/> konstanten Abnehmen begriffen, die Fortbildung neuer parlamentarischer Führer<lb/> ins Stocken gerathen. Die Frage nach dem Verhältniß der demokratischen Idee<lb/> zu dem parlamentarischen System, die seitdem an beinahe sämmtliche Siaaten<lb/> des europäischen Continents herangetreten ist, tritt uns somit bereits hier<lb/> in aller Schärfe entgegen und die Antwort, welche die englische Geschichte<lb/> der letzten zwanzig Jahre auf dieselbe gegeben, spricht — wenigstens scheinbar<lb/> so deuilich zu Gunsten des alten aristokratischen Systems, das es von höchstem<lb/> Interesse gewesen wäre, aus dem Munde des englischen Specialhistorikers zu<lb/> hören, in wieweit die Degeneration des Parlamentarismus auf Rechnung lokaler,<lb/> in der allgemeinen Siructur des Jnselreiches begründeter Verhältnisse kommt,<lb/> was auf Rechnung der specifischen Schattenseiten des Dnnvtratismus zu setzen<lb/> ist. Bevor diese A»tworl uns durch den verheißenen dritten Band des pauli-<lb/> schcn Buchs ertheilt, die Gejchichte der Reform in ein Ganzes gebracht und<lb/> einheitlich verarbeitet worden ist, wird ein abschließendes Urtheil über dieses<lb/> Werk kaum möglich sein.</p><lb/> <p xml:id="ID_926" next="#ID_927"> Die Eiwartungen des Lesers an diesen dereinstigen dritten Band werden<lb/> aber um so höher gespannt, als der vorliegende zweite Theil bereits verschie¬<lb/> dene Vorzüge vor dem ersten auszuweisen hat. Vor allem ist zu conjlatuen,<lb/> daß das Quelleomaterial, aus welchem der Autor schöpfte, für die dreißiger<lb/> Jahre ungleich reicher ist. als für den vorhergehenden Abschnitt. Neben dem<lb/> Hansard, der nach wie vor für die Geschichte der Parlameotsvcrhandlungen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0321]
des Ärmengesetzes, der irischen Wirren und der Umgestaltung der englischen
Städteordnung bis an die Schwelle des peel - cobdenschen Kampfs für
Aufhebung der Korngesetze, um uns hier zu verlassen und einem dritten
Bande die Darstellung der neuesten Zeit vorzubehalten. Es ist das um so leb¬
hafter zu bedauern, als wir mitten in einer interessanten Epoche und ohne
daß die Summe derselben gezogen worden, stehen bleiben, das Versprechen
des Verfassers, „späterhin" das begonnene Werk fortzusetzen aber zu allgemein
gehalten ist, um bestimmte Aussichten für den Termin seiner Erfüllung zu bieten.
Und grade über dieses whigistische Reformzeitalter hätten wir das letzte, ab¬
schließende Wort des Verfassers, der demselben ein langjähriges Studium
gewidmet hat, schon jetzt gern gehört; handelt es sich doch bei dem Einlenken
Altenglands in dieBahnen der modernen Demokratie zugleich umdieBeantwortung
der Frage, in wie weit die Grundsätze dieser mit dem Parlamentarismus und
dem Sclfgovernmeiit überhaupt vereinbar sind. Mit dem Augenblick, in welchem
die britische Volksvertretung auf eine breitere Basis gestellt wird und der aristo¬
kratische Unterbau dieses großartigen Gemeinwesens einstürzt, machen sich näm¬
lich schon die Einwirkungen eines „centralisirendcn Beamtenthume", das in alle
Gebiete des Staatslebens eingreift, auch in England geltend und wird selbst
von Freunden der Reform eingestanden, die Tüchtigkeit der Vertretung sei in
konstanten Abnehmen begriffen, die Fortbildung neuer parlamentarischer Führer
ins Stocken gerathen. Die Frage nach dem Verhältniß der demokratischen Idee
zu dem parlamentarischen System, die seitdem an beinahe sämmtliche Siaaten
des europäischen Continents herangetreten ist, tritt uns somit bereits hier
in aller Schärfe entgegen und die Antwort, welche die englische Geschichte
der letzten zwanzig Jahre auf dieselbe gegeben, spricht — wenigstens scheinbar
so deuilich zu Gunsten des alten aristokratischen Systems, das es von höchstem
Interesse gewesen wäre, aus dem Munde des englischen Specialhistorikers zu
hören, in wieweit die Degeneration des Parlamentarismus auf Rechnung lokaler,
in der allgemeinen Siructur des Jnselreiches begründeter Verhältnisse kommt,
was auf Rechnung der specifischen Schattenseiten des Dnnvtratismus zu setzen
ist. Bevor diese A»tworl uns durch den verheißenen dritten Band des pauli-
schcn Buchs ertheilt, die Gejchichte der Reform in ein Ganzes gebracht und
einheitlich verarbeitet worden ist, wird ein abschließendes Urtheil über dieses
Werk kaum möglich sein.
Die Eiwartungen des Lesers an diesen dereinstigen dritten Band werden
aber um so höher gespannt, als der vorliegende zweite Theil bereits verschie¬
dene Vorzüge vor dem ersten auszuweisen hat. Vor allem ist zu conjlatuen,
daß das Quelleomaterial, aus welchem der Autor schöpfte, für die dreißiger
Jahre ungleich reicher ist. als für den vorhergehenden Abschnitt. Neben dem
Hansard, der nach wie vor für die Geschichte der Parlameotsvcrhandlungen
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