Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Ambrosius in der Person Onufrys, eines von jenem geweihten Bischofs, einen
Vicar und setzten das angefangene Werk der Organisation einer altgläubigen
Hierarchie eifrig fort. Binnen weniger Monate wurden den in Rußland
lebenden Brüdern drei neugeweibte Bischöfe und e'n Erzbischof heimlich zu¬
gesandt. Die russische Regierung hatte nichts weiter erreicht, als den Haß der
Altgläubigen gegen sich zu schüren, zahlreiche ihrer eigenen Unterthanen von
sich abwendig zu machen und die Mönche von Bjelokrinitz in der Ueberzeugung
zu destär^en. daß ihre besten Freunde in Konstantinopel, ihre gefährlichsten Feinde
in Petersburg zu finden seien. Die wiederholt in Moskau und Petersburg
cinglstcllten Untersuchungen blieben, Dank der Berschlagenbeit und der unwider¬
stehlichen Kraft der Silberrubel, welche die Altgläubigen zu ihrer Verfügung
hatten, erfolglos; da die Regierung mit besonderer Strenge verfahren zu müssen
glaubte, nahm die Zahl der nach Oestreich und in die Türkei flüchtenden Russen
in der Zeit zwischen dem ungarischen Feldzuge und dem orientalischen Kriege
beträchtlich zu, wurden die Bande zwischen der Hierarchie von Bjelokrinitz und
dem in dem Vorstande des moskauer Nogoschtirchhof repräsentirten russischen Theil
der Secte immer enger. Die Betrachtung der nächsten Folgen dieses Verhält¬
nisses und des Einflusses, den dasselbe auf den Krimkrieg und die späteren
Ereignisse ausübte, behalten wir der nächsten Nummer dieser Zeitschrift vor.




Die Geschichte Englands von R. Pauli (1830-41).

Staatengeschichte der neuesten Zeit. Bd. XIII. Geschichte Englands seit den Friedens¬
schlüssen von 1814 und 1818. B. 2. (Leipzig, bei S. Hirzel. 1867),
607 S. in gr. 8.

nack mehrjähriger Pause ist der zweite Band des paulischen Buchs über
England erschienen; derselbe umfaßt die Periode des eilfjährigen Wbigregiments,
das bald nach der Thronbesteigung Wilhelms des Vierten die Erbschaft der
Jahrzehnte langen Herrschaft der Tones, des Zeitalters der Pitt. Castlereagh,
Canning und Wellington übernahm und durch eine Reihe tief einschneidender
Reformen eine Umgestaltung der britischen Verhältnisse herbeiführte, die noch
heute nicht verwunden ist und in der Geschichte des Parlamentarismus eine
ungeheure Rolle spielt. Leider bricht der Verfasser inmitten seiner Darstellung
ab; er führte uns durch die Geschichte der großen greyschen Parlamentsreform,


Ambrosius in der Person Onufrys, eines von jenem geweihten Bischofs, einen
Vicar und setzten das angefangene Werk der Organisation einer altgläubigen
Hierarchie eifrig fort. Binnen weniger Monate wurden den in Rußland
lebenden Brüdern drei neugeweibte Bischöfe und e'n Erzbischof heimlich zu¬
gesandt. Die russische Regierung hatte nichts weiter erreicht, als den Haß der
Altgläubigen gegen sich zu schüren, zahlreiche ihrer eigenen Unterthanen von
sich abwendig zu machen und die Mönche von Bjelokrinitz in der Ueberzeugung
zu destär^en. daß ihre besten Freunde in Konstantinopel, ihre gefährlichsten Feinde
in Petersburg zu finden seien. Die wiederholt in Moskau und Petersburg
cinglstcllten Untersuchungen blieben, Dank der Berschlagenbeit und der unwider¬
stehlichen Kraft der Silberrubel, welche die Altgläubigen zu ihrer Verfügung
hatten, erfolglos; da die Regierung mit besonderer Strenge verfahren zu müssen
glaubte, nahm die Zahl der nach Oestreich und in die Türkei flüchtenden Russen
in der Zeit zwischen dem ungarischen Feldzuge und dem orientalischen Kriege
beträchtlich zu, wurden die Bande zwischen der Hierarchie von Bjelokrinitz und
dem in dem Vorstande des moskauer Nogoschtirchhof repräsentirten russischen Theil
der Secte immer enger. Die Betrachtung der nächsten Folgen dieses Verhält¬
nisses und des Einflusses, den dasselbe auf den Krimkrieg und die späteren
Ereignisse ausübte, behalten wir der nächsten Nummer dieser Zeitschrift vor.




Die Geschichte Englands von R. Pauli (1830-41).

Staatengeschichte der neuesten Zeit. Bd. XIII. Geschichte Englands seit den Friedens¬
schlüssen von 1814 und 1818. B. 2. (Leipzig, bei S. Hirzel. 1867),
607 S. in gr. 8.

nack mehrjähriger Pause ist der zweite Band des paulischen Buchs über
England erschienen; derselbe umfaßt die Periode des eilfjährigen Wbigregiments,
das bald nach der Thronbesteigung Wilhelms des Vierten die Erbschaft der
Jahrzehnte langen Herrschaft der Tones, des Zeitalters der Pitt. Castlereagh,
Canning und Wellington übernahm und durch eine Reihe tief einschneidender
Reformen eine Umgestaltung der britischen Verhältnisse herbeiführte, die noch
heute nicht verwunden ist und in der Geschichte des Parlamentarismus eine
ungeheure Rolle spielt. Leider bricht der Verfasser inmitten seiner Darstellung
ab; er führte uns durch die Geschichte der großen greyschen Parlamentsreform,


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0320" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191550"/>
          <p xml:id="ID_922" prev="#ID_921"> Ambrosius in der Person Onufrys, eines von jenem geweihten Bischofs, einen<lb/>
Vicar und setzten das angefangene Werk der Organisation einer altgläubigen<lb/>
Hierarchie eifrig fort. Binnen weniger Monate wurden den in Rußland<lb/>
lebenden Brüdern drei neugeweibte Bischöfe und e'n Erzbischof heimlich zu¬<lb/>
gesandt. Die russische Regierung hatte nichts weiter erreicht, als den Haß der<lb/>
Altgläubigen gegen sich zu schüren, zahlreiche ihrer eigenen Unterthanen von<lb/>
sich abwendig zu machen und die Mönche von Bjelokrinitz in der Ueberzeugung<lb/>
zu destär^en. daß ihre besten Freunde in Konstantinopel, ihre gefährlichsten Feinde<lb/>
in Petersburg zu finden seien. Die wiederholt in Moskau und Petersburg<lb/>
cinglstcllten Untersuchungen blieben, Dank der Berschlagenbeit und der unwider¬<lb/>
stehlichen Kraft der Silberrubel, welche die Altgläubigen zu ihrer Verfügung<lb/>
hatten, erfolglos; da die Regierung mit besonderer Strenge verfahren zu müssen<lb/>
glaubte, nahm die Zahl der nach Oestreich und in die Türkei flüchtenden Russen<lb/>
in der Zeit zwischen dem ungarischen Feldzuge und dem orientalischen Kriege<lb/>
beträchtlich zu, wurden die Bande zwischen der Hierarchie von Bjelokrinitz und<lb/>
dem in dem Vorstande des moskauer Nogoschtirchhof repräsentirten russischen Theil<lb/>
der Secte immer enger. Die Betrachtung der nächsten Folgen dieses Verhält¬<lb/>
nisses und des Einflusses, den dasselbe auf den Krimkrieg und die späteren<lb/>
Ereignisse ausübte, behalten wir der nächsten Nummer dieser Zeitschrift vor.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die Geschichte Englands von R. Pauli (1830-41).</head><lb/>
          <p xml:id="ID_923"> Staatengeschichte der neuesten Zeit. Bd. XIII. Geschichte Englands seit den Friedens¬<lb/>
schlüssen von 1814 und 1818.  B. 2.  (Leipzig, bei S. Hirzel. 1867),<lb/>
607 S. in gr. 8.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_924" next="#ID_925"> nack mehrjähriger Pause ist der zweite Band des paulischen Buchs über<lb/>
England erschienen; derselbe umfaßt die Periode des eilfjährigen Wbigregiments,<lb/>
das bald nach der Thronbesteigung Wilhelms des Vierten die Erbschaft der<lb/>
Jahrzehnte langen Herrschaft der Tones, des Zeitalters der Pitt. Castlereagh,<lb/>
Canning und Wellington übernahm und durch eine Reihe tief einschneidender<lb/>
Reformen eine Umgestaltung der britischen Verhältnisse herbeiführte, die noch<lb/>
heute nicht verwunden ist und in der Geschichte des Parlamentarismus eine<lb/>
ungeheure Rolle spielt. Leider bricht der Verfasser inmitten seiner Darstellung<lb/>
ab; er führte uns durch die Geschichte der großen greyschen Parlamentsreform,</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0320] Ambrosius in der Person Onufrys, eines von jenem geweihten Bischofs, einen Vicar und setzten das angefangene Werk der Organisation einer altgläubigen Hierarchie eifrig fort. Binnen weniger Monate wurden den in Rußland lebenden Brüdern drei neugeweibte Bischöfe und e'n Erzbischof heimlich zu¬ gesandt. Die russische Regierung hatte nichts weiter erreicht, als den Haß der Altgläubigen gegen sich zu schüren, zahlreiche ihrer eigenen Unterthanen von sich abwendig zu machen und die Mönche von Bjelokrinitz in der Ueberzeugung zu destär^en. daß ihre besten Freunde in Konstantinopel, ihre gefährlichsten Feinde in Petersburg zu finden seien. Die wiederholt in Moskau und Petersburg cinglstcllten Untersuchungen blieben, Dank der Berschlagenbeit und der unwider¬ stehlichen Kraft der Silberrubel, welche die Altgläubigen zu ihrer Verfügung hatten, erfolglos; da die Regierung mit besonderer Strenge verfahren zu müssen glaubte, nahm die Zahl der nach Oestreich und in die Türkei flüchtenden Russen in der Zeit zwischen dem ungarischen Feldzuge und dem orientalischen Kriege beträchtlich zu, wurden die Bande zwischen der Hierarchie von Bjelokrinitz und dem in dem Vorstande des moskauer Nogoschtirchhof repräsentirten russischen Theil der Secte immer enger. Die Betrachtung der nächsten Folgen dieses Verhält¬ nisses und des Einflusses, den dasselbe auf den Krimkrieg und die späteren Ereignisse ausübte, behalten wir der nächsten Nummer dieser Zeitschrift vor. Die Geschichte Englands von R. Pauli (1830-41). Staatengeschichte der neuesten Zeit. Bd. XIII. Geschichte Englands seit den Friedens¬ schlüssen von 1814 und 1818. B. 2. (Leipzig, bei S. Hirzel. 1867), 607 S. in gr. 8. nack mehrjähriger Pause ist der zweite Band des paulischen Buchs über England erschienen; derselbe umfaßt die Periode des eilfjährigen Wbigregiments, das bald nach der Thronbesteigung Wilhelms des Vierten die Erbschaft der Jahrzehnte langen Herrschaft der Tones, des Zeitalters der Pitt. Castlereagh, Canning und Wellington übernahm und durch eine Reihe tief einschneidender Reformen eine Umgestaltung der britischen Verhältnisse herbeiführte, die noch heute nicht verwunden ist und in der Geschichte des Parlamentarismus eine ungeheure Rolle spielt. Leider bricht der Verfasser inmitten seiner Darstellung ab; er führte uns durch die Geschichte der großen greyschen Parlamentsreform,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/320
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/320>, abgerufen am 15.01.2025.