Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.gläubigen, die sich sonst um Politik wenig kümmerten und in ihrer Unbildung "In der vollsten Ueberzeugung, daß jeder die allgemein gepriesene Milde Zufolge des vom unsterblichen Kaiser Joseph dem Zweiten den sämmtlichen Mittelst einer Aorle>dung des galizischen Landesgouverneurs Herrn Grafen Grcnzl'oder III 18S7. 3S
gläubigen, die sich sonst um Politik wenig kümmerten und in ihrer Unbildung „In der vollsten Ueberzeugung, daß jeder die allgemein gepriesene Milde Zufolge des vom unsterblichen Kaiser Joseph dem Zweiten den sämmtlichen Mittelst einer Aorle>dung des galizischen Landesgouverneurs Herrn Grafen Grcnzl'oder III 18S7. 3S
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gläubigen, die sich sonst um Politik wenig kümmerten und in ihrer Unbildung
kaum verstehen mochten, worum es sich eigentlich handele, neue Hoffnungen ein:
sahen sie die Welt doch ausschließlich von dem Standpunkt ihrer religiösen
Interessen an, glaubten sie doch, daß ihre Gemeinschaft das eigentliche Salz der
Welt sei. Da ihr gnädiger Gönner aus früherer Zeit, der Graf Kolowrat, an
die Spitze der neuen Negierung getreten war und ein neuer Geist das gesammte
östreichische Staatswesen durchdrungen zu haben schien, glaubten sie die Auf¬
hebung der Anordnungen Metternichs mit leichter Mühe bewirken zu können.
Im Namen sämmtlicher Altgläubigen überreichte Olvmpius dem Grafen Kolowrat
am 26. März 1848, also inmitten der Hochflnih der revolutionären Bewegung
eine in deutscher und russischer Sprache abgefaßte Bittschrift, die wir wegen
der Eigenthümlichkeiten ihrer Fassung ausführlich mittheilen:
„In der vollsten Ueberzeugung, daß jeder die allgemein gepriesene Milde
und Hochherzigkeit Eurer Excellenz in Anspruch nehmende, gnädigst erhört,
Trost und Hilfe findet, wage auch ich unterihänigst meine gehorsame Bitte um
so mehr mit kindlichem Zutrauen zu Euer Excellenz Füßen zu breiten, da mir
schon einmal, als Deputirten des bjelvkrinilM Klosters und der sämmtlichen
Altgläuver- (sie) Gemeinden in der Bukowina, die süßen Früchte der vale> liehen
Frusorge und Gnade Eurer Excellenz zu verkosten das höchste Glück zu Theil
wurde.
Zufolge des vom unsterblichen Kaiser Joseph dem Zweiten den sämmtlichen
Altgläubergemeindcn im Jahre 1783 ertheilten Privilegiums hinsichtlich der
Freiheit der Religion und der Geistlichkeit haben Seine Majestät unser aller-
gnädigster Kaiser Ferdinand der Erste durck die gnädigste und klüftigste Für¬
sprache Eurer Excellenz bewogen, laut allerhöchster Entschließung vom 18. Sep¬
tember 1844 den benannten Gemeinden die Einführung eines ausländischen
Overhirten allergnäcigst zu bewilligen geiuht, welche Gemeinden durch ihre
Depuliricn im Jahre 1846 auch wirklich den hochwürdigen Metropoliten Am-
vrosius aus Konstantinopel hereuNührten, den auch Seine Majestät nach der in
diplomatischem Wege gepflogene» Ueberzeugung von dessen leinen und untadel-
hafren Sielen und unbescholtenen AusMnung Und allerhöchster Entschließung
vom S. März 1847 nicht nur in seiner früheren Würde zu bestätigen, sondern
in das k. k. Unierthansvaterland (sie) aufzunehmen geruhlcn, worüber er auch
bei dem k. k. bukowiner Kreisamte de» Untcrthanseid den S. Auaust 1847 mit
der größten Freude ablegte.
Mittelst einer Aorle>dung des galizischen Landesgouverneurs Herrn Grafen
v. Stadion wurde derselbe nach Lemberg berufen, von welchem er die Weisung
bekam, sich sogleich nacb Wien zu ve,fügen und obgleich er zu dieser Reise nicht
vorbereite! war. so reiste er dennoch weiter und langte schon am 27. December
vorigen Jahres herein, ohne zu wissen, was man von ihm verlangte.
Grcnzl'oder III 18S7. 3S
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