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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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annehmen zu wollen erscheint uns a!>? unvortheilhaft-. einmal kann man durch
eine noch weitergehende Verringerung der Zahl das Gewicht der Geschütze doch
nicht steigern, da das Vermögen, Geschütz zu tragen, bei Schiffen von solcher
Länge nicht durch die allgemeine Schwimmkraft, sondern durch die Stärke der
lokalen Substruction (Eisenknie u. s. w.) bedingt wird, und eine Uebertragung
eines größern Gewichts auf eine größere Länge des Schiffs hin wieder allzu¬
schwere Constructionen erfordern würde; und dann verliert ein Schiff mit ge¬
ringerer Geschützzahl als 6 oder wenigstens S zu schnell allen Werth, sobald einige-
Geschütze außer Gefecht gesetzt sind. Außerdem ist es oft von Wichtigkeit, das
feindliche Schiff an mehren Stellen zu verwunden, nicht blos an einer Stelle
mit größerer Percussionskraft. und überhaupt sind die Chancen des Treffens für
ein Schiff mit 6 Geschützen viel größer als für ein Schiff mit 2, wenn auch be¬
deutend schwereren Kanonen. Wir glauben also, daß die eben gemachten Vor¬
schläge für den Bau der neuen Glatideckcorvetten ihre volle Berechtigung in sich
tragen und empfehlen sie geneigter Beachtung.




Die kirchliche Frage in Italien.

Selten mögen sich tödtliche Gegensätze so nahe berührt haben: fast zu der¬
selben Zeit tagte in den Räumen des Vatican die Versammlung der Bischöfe
um aus die Politik des non possumus das Siegel der katholischen Welt zu
drücken, und tagte im Saal der Fünfhundert zu Florenz das italienische Par¬
lament als die lebendigste Protestation gegen das heutige Rom. Wahrend noch
die letzten Festlichkeiten über dem Grab des Apostelfürsten nicht verrauscht waren,
während die Bischöfe die Kasse des Peterspfennigs füllten, Volk und Geistlichkeit,
Fremde und Einheimische an der Girandola des Pincio, an der Illumination
der Peterskirche, an dem Fackellicht der vaticanischen Säle sich ergötzten, begannen
im Parlament die ernsten Verhandlungen, die wie ein Warnungszeichen in all
diese Herrlichkeit hineinfuhren. Dort das stumpfe Einerlei einer seit Jahrhunderten
auswendig gelernten Melodie, hier das angestrengte Ringen des modernen
Staats, dem Mittelalter seine letzte Burg zu entreißen. In wenigen Stunden
jhe jetzt Rom von Florenz zu erreichen. Wer aber in diesen Tagen aus der


annehmen zu wollen erscheint uns a!>? unvortheilhaft-. einmal kann man durch
eine noch weitergehende Verringerung der Zahl das Gewicht der Geschütze doch
nicht steigern, da das Vermögen, Geschütz zu tragen, bei Schiffen von solcher
Länge nicht durch die allgemeine Schwimmkraft, sondern durch die Stärke der
lokalen Substruction (Eisenknie u. s. w.) bedingt wird, und eine Uebertragung
eines größern Gewichts auf eine größere Länge des Schiffs hin wieder allzu¬
schwere Constructionen erfordern würde; und dann verliert ein Schiff mit ge¬
ringerer Geschützzahl als 6 oder wenigstens S zu schnell allen Werth, sobald einige-
Geschütze außer Gefecht gesetzt sind. Außerdem ist es oft von Wichtigkeit, das
feindliche Schiff an mehren Stellen zu verwunden, nicht blos an einer Stelle
mit größerer Percussionskraft. und überhaupt sind die Chancen des Treffens für
ein Schiff mit 6 Geschützen viel größer als für ein Schiff mit 2, wenn auch be¬
deutend schwereren Kanonen. Wir glauben also, daß die eben gemachten Vor¬
schläge für den Bau der neuen Glatideckcorvetten ihre volle Berechtigung in sich
tragen und empfehlen sie geneigter Beachtung.




Die kirchliche Frage in Italien.

Selten mögen sich tödtliche Gegensätze so nahe berührt haben: fast zu der¬
selben Zeit tagte in den Räumen des Vatican die Versammlung der Bischöfe
um aus die Politik des non possumus das Siegel der katholischen Welt zu
drücken, und tagte im Saal der Fünfhundert zu Florenz das italienische Par¬
lament als die lebendigste Protestation gegen das heutige Rom. Wahrend noch
die letzten Festlichkeiten über dem Grab des Apostelfürsten nicht verrauscht waren,
während die Bischöfe die Kasse des Peterspfennigs füllten, Volk und Geistlichkeit,
Fremde und Einheimische an der Girandola des Pincio, an der Illumination
der Peterskirche, an dem Fackellicht der vaticanischen Säle sich ergötzten, begannen
im Parlament die ernsten Verhandlungen, die wie ein Warnungszeichen in all
diese Herrlichkeit hineinfuhren. Dort das stumpfe Einerlei einer seit Jahrhunderten
auswendig gelernten Melodie, hier das angestrengte Ringen des modernen
Staats, dem Mittelalter seine letzte Burg zu entreißen. In wenigen Stunden
jhe jetzt Rom von Florenz zu erreichen. Wer aber in diesen Tagen aus der


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[0268] annehmen zu wollen erscheint uns a!>? unvortheilhaft-. einmal kann man durch eine noch weitergehende Verringerung der Zahl das Gewicht der Geschütze doch nicht steigern, da das Vermögen, Geschütz zu tragen, bei Schiffen von solcher Länge nicht durch die allgemeine Schwimmkraft, sondern durch die Stärke der lokalen Substruction (Eisenknie u. s. w.) bedingt wird, und eine Uebertragung eines größern Gewichts auf eine größere Länge des Schiffs hin wieder allzu¬ schwere Constructionen erfordern würde; und dann verliert ein Schiff mit ge¬ ringerer Geschützzahl als 6 oder wenigstens S zu schnell allen Werth, sobald einige- Geschütze außer Gefecht gesetzt sind. Außerdem ist es oft von Wichtigkeit, das feindliche Schiff an mehren Stellen zu verwunden, nicht blos an einer Stelle mit größerer Percussionskraft. und überhaupt sind die Chancen des Treffens für ein Schiff mit 6 Geschützen viel größer als für ein Schiff mit 2, wenn auch be¬ deutend schwereren Kanonen. Wir glauben also, daß die eben gemachten Vor¬ schläge für den Bau der neuen Glatideckcorvetten ihre volle Berechtigung in sich tragen und empfehlen sie geneigter Beachtung. Die kirchliche Frage in Italien. Selten mögen sich tödtliche Gegensätze so nahe berührt haben: fast zu der¬ selben Zeit tagte in den Räumen des Vatican die Versammlung der Bischöfe um aus die Politik des non possumus das Siegel der katholischen Welt zu drücken, und tagte im Saal der Fünfhundert zu Florenz das italienische Par¬ lament als die lebendigste Protestation gegen das heutige Rom. Wahrend noch die letzten Festlichkeiten über dem Grab des Apostelfürsten nicht verrauscht waren, während die Bischöfe die Kasse des Peterspfennigs füllten, Volk und Geistlichkeit, Fremde und Einheimische an der Girandola des Pincio, an der Illumination der Peterskirche, an dem Fackellicht der vaticanischen Säle sich ergötzten, begannen im Parlament die ernsten Verhandlungen, die wie ein Warnungszeichen in all diese Herrlichkeit hineinfuhren. Dort das stumpfe Einerlei einer seit Jahrhunderten auswendig gelernten Melodie, hier das angestrengte Ringen des modernen Staats, dem Mittelalter seine letzte Burg zu entreißen. In wenigen Stunden jhe jetzt Rom von Florenz zu erreichen. Wer aber in diesen Tagen aus der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/268>, abgerufen am 15.01.2025.