Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.Winkeleisen prüfen kann. Die heiße Lufi des Maschinenraums zieht natürlich Die vierte (Glattdeck-) Corvette, welche Preußen gegenwärtig besitzt, die Winkeleisen prüfen kann. Die heiße Lufi des Maschinenraums zieht natürlich Die vierte (Glattdeck-) Corvette, welche Preußen gegenwärtig besitzt, die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0264" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191494"/> <p xml:id="ID_783" prev="#ID_782"> Winkeleisen prüfen kann. Die heiße Lufi des Maschinenraums zieht natürlich<lb/> in die Röhre hinein, und steigt dann in dem hohlen Mast aufwärts, um erst<lb/> oben über dem Mars wieder zu entweichen; die Masten dienen somit zweckmäßiger¬<lb/> weise zugleich als Ventilatoren. Sonst bietet der Maschinenraum der „Augusta"<lb/> welcher da, wo er über die Wasserlinie emporragt, durch Stahlplattcn gegen<lb/> Kugeln geschützt ist, wie das Zwischendeck nichts Ungewöhnliches; nur frappirt<lb/> es etwas, wenn im Zwischendeck am Hinteren, dem Kreuznaht, Plötzlich das<lb/> lebensgroße vergoldete Brustbild eines Japanesen entgegenstarrt, das frühere<lb/> Galjonbild des Schiffs aus der „Ieddo"-Zeit. Natürlich hat jenes Bild bei<lb/> der Umlaufung der Corvette dem Brustbild der Königin Augusta Raum gemacht,<lb/> und Seemannshumor hat es in der Stille zur inneren Decoration des Schiffs<lb/> verwandt. Das Oberdeck weist, wie bei allen Glattdcckcorvetten, die einzelnen<lb/> Stücke der Takelage neben den Kanonen in buntem, mannigfaltigem Wechsel<lb/> der Formen und zeichnet sich durch die elegante Mahagonytäfelung der 6 Fuß<lb/> hohen, 3 Zoll starken eichenen Neilings vor dem Deck aller anderen preußischen<lb/> Kriegsschiffe aus. Die bronzene Schraube, welche der verhältnißmäßig sehr<lb/> großen Stärke der Maschine entsprechend eine ganz beträchtliche Größe hat, ist<lb/> wie bei den meisten Schraubenschiffen so eingerichtet, daß sie ausgehoben und<lb/> im sogenannten Schraubcnbrunncn in das Hinterschiff emporgewunden werden<lb/> kann, sobald das Schiff segeln will. Die „Augusta" ist übrigens infolge<lb/> ihrer schlanken Formen ein ganz vorzüglicher Segler geworden, und verhältni߬<lb/> mäßig noch besser läuft sie unter Dampf, so daß sie zu den allerschnellsten Schiffen<lb/> der preußischen Flotte zählt und 13 bis 14 Knoten zurücklegen soll — wenigstens<lb/> hat sie unter Dampf die 16 Seemeilen von Bremcrhaven nach Bremen gegen<lb/> die Strömung in 1'/, Stunde zurückgelegt. Als ihr einziger Fehler wird getadelt,<lb/> daß sie bei hohem Seegang wegen der Schärfe ihres vordern Theiles zu sehr<lb/> „einHaut" und dann von den Seen überschwemmt wird, während andere Schiffe,<lb/> die einen voller gebauten Bug haben, sich mit dem Vorschiff nicht so tief ins<lb/> Wasser drücken lassen.</p><lb/> <p xml:id="ID_784" next="#ID_785"> Die vierte (Glattdeck-) Corvette, welche Preußen gegenwärtig besitzt, die<lb/> „Victoria", 14, 3S0 Pferdekraft, (unter dem Namen „Osakka" erbaut, nunmehr<lb/> nach der Kronprinzessin von Preußen umgetauft) läßt sich im Aeußeren von der<lb/> „Augusta", ihrem Schwesterschiff, kaum unterscheiden, wenn man nicht auf den<lb/> ausfällig blaßgelb gestrichnen mächtigen Schornstein achtet. Auch die „Victoria"<lb/> ist von Armand in Bordeaux gebaut und von Preußen für 363,000 Thaler<lb/> angekauft, auch sie zeichnet sich durch scharfen schlanken Bau und jene eigen¬<lb/> thümliche Vollschifftakelage aus, die wir bei der „Augusta" beschrieben, sowie<lb/> durch die vergoldeten zackigen Blitze an ihrem schwarzen rund geformten Heat;<lb/> auch sie führt unter ihren 14 Geschützen 6 gezogne Bronze-12pfünder (29 pfün-<lb/> diges Vollgeschoß) und 8 glatte 36Pfänder und weist ähnliche Schnelligkeit unter</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0264]
Winkeleisen prüfen kann. Die heiße Lufi des Maschinenraums zieht natürlich
in die Röhre hinein, und steigt dann in dem hohlen Mast aufwärts, um erst
oben über dem Mars wieder zu entweichen; die Masten dienen somit zweckmäßiger¬
weise zugleich als Ventilatoren. Sonst bietet der Maschinenraum der „Augusta"
welcher da, wo er über die Wasserlinie emporragt, durch Stahlplattcn gegen
Kugeln geschützt ist, wie das Zwischendeck nichts Ungewöhnliches; nur frappirt
es etwas, wenn im Zwischendeck am Hinteren, dem Kreuznaht, Plötzlich das
lebensgroße vergoldete Brustbild eines Japanesen entgegenstarrt, das frühere
Galjonbild des Schiffs aus der „Ieddo"-Zeit. Natürlich hat jenes Bild bei
der Umlaufung der Corvette dem Brustbild der Königin Augusta Raum gemacht,
und Seemannshumor hat es in der Stille zur inneren Decoration des Schiffs
verwandt. Das Oberdeck weist, wie bei allen Glattdcckcorvetten, die einzelnen
Stücke der Takelage neben den Kanonen in buntem, mannigfaltigem Wechsel
der Formen und zeichnet sich durch die elegante Mahagonytäfelung der 6 Fuß
hohen, 3 Zoll starken eichenen Neilings vor dem Deck aller anderen preußischen
Kriegsschiffe aus. Die bronzene Schraube, welche der verhältnißmäßig sehr
großen Stärke der Maschine entsprechend eine ganz beträchtliche Größe hat, ist
wie bei den meisten Schraubenschiffen so eingerichtet, daß sie ausgehoben und
im sogenannten Schraubcnbrunncn in das Hinterschiff emporgewunden werden
kann, sobald das Schiff segeln will. Die „Augusta" ist übrigens infolge
ihrer schlanken Formen ein ganz vorzüglicher Segler geworden, und verhältni߬
mäßig noch besser läuft sie unter Dampf, so daß sie zu den allerschnellsten Schiffen
der preußischen Flotte zählt und 13 bis 14 Knoten zurücklegen soll — wenigstens
hat sie unter Dampf die 16 Seemeilen von Bremcrhaven nach Bremen gegen
die Strömung in 1'/, Stunde zurückgelegt. Als ihr einziger Fehler wird getadelt,
daß sie bei hohem Seegang wegen der Schärfe ihres vordern Theiles zu sehr
„einHaut" und dann von den Seen überschwemmt wird, während andere Schiffe,
die einen voller gebauten Bug haben, sich mit dem Vorschiff nicht so tief ins
Wasser drücken lassen.
Die vierte (Glattdeck-) Corvette, welche Preußen gegenwärtig besitzt, die
„Victoria", 14, 3S0 Pferdekraft, (unter dem Namen „Osakka" erbaut, nunmehr
nach der Kronprinzessin von Preußen umgetauft) läßt sich im Aeußeren von der
„Augusta", ihrem Schwesterschiff, kaum unterscheiden, wenn man nicht auf den
ausfällig blaßgelb gestrichnen mächtigen Schornstein achtet. Auch die „Victoria"
ist von Armand in Bordeaux gebaut und von Preußen für 363,000 Thaler
angekauft, auch sie zeichnet sich durch scharfen schlanken Bau und jene eigen¬
thümliche Vollschifftakelage aus, die wir bei der „Augusta" beschrieben, sowie
durch die vergoldeten zackigen Blitze an ihrem schwarzen rund geformten Heat;
auch sie führt unter ihren 14 Geschützen 6 gezogne Bronze-12pfünder (29 pfün-
diges Vollgeschoß) und 8 glatte 36Pfänder und weist ähnliche Schnelligkeit unter
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