Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.nahe am Kiel, der Bau nach dem V-Lliaxvcl pi'ineiplö der Engländer, ist äußerst Noch vor wenig Jahren waren keine anderen Glattdeckcorvetten als von nahe am Kiel, der Bau nach dem V-Lliaxvcl pi'ineiplö der Engländer, ist äußerst Noch vor wenig Jahren waren keine anderen Glattdeckcorvetten als von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0262" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191492"/> <p xml:id="ID_779" prev="#ID_778"> nahe am Kiel, der Bau nach dem V-Lliaxvcl pi'ineiplö der Engländer, ist äußerst<lb/> vollkommen zur Anwendung gebracht, und nur dieser feinen Form ist es zu<lb/> danken, daß bei der verhältnißmäßig schweren Maschine dennoch beide Schiffe<lb/> eine kaum geringere Schnelligkeit erlangt haben als die „Arkona". Auch in<lb/> Dienst gestellt, bieten „Medusa" wie „Nymphe" dem Auge einen gefälligen<lb/> Anblick. Mehrmals wurde uns von fremden Seeleuten im Gespräch die<lb/> Bemerkung: „Sehen Sie nur, wie schön die Nymphe takelt." — Die schöne<lb/> Formung des Rumpfes beider Schiffe, der „Medusa" wie der „Nymphe", im Profil,<lb/> bildet einen recht auffälligen Gegensatz zu den beiden andern Glattdeckcorvetten<lb/> „Augusta" und „Victoria". Die ersteren haben noch die alte geschwungene<lb/> Form des Bugs, welche einer geschweiften Cvnsole ähnlich dem Bugspriet von<lb/> unten eine Stütze zu gewähren scheint, also ein nach vorn unten hin gewölbtes<lb/> Profi!, wie bei den englischen Corvetten und den meisten englischen Kriegsschiffen.<lb/> Die beiden anderen Schiffe dagegen zeigen die Bugform der neueren Dampfer,<lb/> scharf, nüchtern, in der Weise geschnitten, daß das Profil als ein noch dem<lb/> Fockmast hin, also rückwärts gewölbter Kreisbogen erscheint, der oben am Äus-<lb/> trittsvunkt des Bugspriets, unten an dem Punkt endigt, wo der Bug in den<lb/> Wasserspiegel hineingeht.</p><lb/> <p xml:id="ID_780" next="#ID_781"> Noch vor wenig Jahren waren keine anderen Glattdeckcorvetten als von<lb/> der Classe der „Nymphe" und „Medusa" in Aussicht genommen: während des<lb/> dänischen Kriegs aber fand man es nöthig, den Bestand derartiger Schiffe von<lb/> größtmöglichster Schnelligkeit rascher zu vermehren, und so wurden in Frankreich<lb/> rasch noch zwei Dampfer von ungewöhnlicher Geschwindigkeit angekauft, die<lb/> durch ihren Bau befähigt waren, die Geschützarmirung leichter Glattdeckcorvetten<lb/> zu tragen. Diese beiden Dampfer waren allem Anschein nach ursprünglich für<lb/> die consöderirten Staaten von Nordamerika bestimmt gewesen, aber da der Bau<lb/> von consöderirten Kriegsschiffen in Frankreich nicht statthaft war, ostensibel für<lb/> Japan gebaut worden, unter den japanischen Namen „Ueddo" und „Osakka".<lb/> Plötzlich fand sich, daß Preußen die beiden Schiffe acquirirt hatte; dieselben<lb/> kamen eins nach dem andern mit französischer Bemannung, 60 Matrosen und<lb/> L Offizieren, (natürlich von der Handelsmarine) in Bremcrhavcn an, gleich darauf<lb/> trafen dort preußische Matrosen und Offiziere von der Kriegsmarine ein, die<lb/> vorher die Bemannung der Segelsregatte „Niobe" und des Avisos „Preußischer<lb/> Adler" gebildet hatten, ebenso kamen schleunigst preußische Geschütze an, und<lb/> bald darauf gingen die beiden Schiffe unter den Namen „Augusta" und „Victoria"<lb/> wieder in See, um einen Zuwachs für die preußische Flotte zu bilden. „Augusta",<lb/> nach der regierenden Königin von Preußen benannt, früher „Aeddo", schloß<lb/> sich mit ihrer Bemannung von 280 Köpfen sofort dem östreichisch-preußischen<lb/> Geschwader an, das nach dem Seegefecht von Helgoland in Kuxhavcn lag und<lb/> an preußischen Schiffen bereits die aus Konstantinopel heimgekehrten beiden</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0262]
nahe am Kiel, der Bau nach dem V-Lliaxvcl pi'ineiplö der Engländer, ist äußerst
vollkommen zur Anwendung gebracht, und nur dieser feinen Form ist es zu
danken, daß bei der verhältnißmäßig schweren Maschine dennoch beide Schiffe
eine kaum geringere Schnelligkeit erlangt haben als die „Arkona". Auch in
Dienst gestellt, bieten „Medusa" wie „Nymphe" dem Auge einen gefälligen
Anblick. Mehrmals wurde uns von fremden Seeleuten im Gespräch die
Bemerkung: „Sehen Sie nur, wie schön die Nymphe takelt." — Die schöne
Formung des Rumpfes beider Schiffe, der „Medusa" wie der „Nymphe", im Profil,
bildet einen recht auffälligen Gegensatz zu den beiden andern Glattdeckcorvetten
„Augusta" und „Victoria". Die ersteren haben noch die alte geschwungene
Form des Bugs, welche einer geschweiften Cvnsole ähnlich dem Bugspriet von
unten eine Stütze zu gewähren scheint, also ein nach vorn unten hin gewölbtes
Profi!, wie bei den englischen Corvetten und den meisten englischen Kriegsschiffen.
Die beiden anderen Schiffe dagegen zeigen die Bugform der neueren Dampfer,
scharf, nüchtern, in der Weise geschnitten, daß das Profil als ein noch dem
Fockmast hin, also rückwärts gewölbter Kreisbogen erscheint, der oben am Äus-
trittsvunkt des Bugspriets, unten an dem Punkt endigt, wo der Bug in den
Wasserspiegel hineingeht.
Noch vor wenig Jahren waren keine anderen Glattdeckcorvetten als von
der Classe der „Nymphe" und „Medusa" in Aussicht genommen: während des
dänischen Kriegs aber fand man es nöthig, den Bestand derartiger Schiffe von
größtmöglichster Schnelligkeit rascher zu vermehren, und so wurden in Frankreich
rasch noch zwei Dampfer von ungewöhnlicher Geschwindigkeit angekauft, die
durch ihren Bau befähigt waren, die Geschützarmirung leichter Glattdeckcorvetten
zu tragen. Diese beiden Dampfer waren allem Anschein nach ursprünglich für
die consöderirten Staaten von Nordamerika bestimmt gewesen, aber da der Bau
von consöderirten Kriegsschiffen in Frankreich nicht statthaft war, ostensibel für
Japan gebaut worden, unter den japanischen Namen „Ueddo" und „Osakka".
Plötzlich fand sich, daß Preußen die beiden Schiffe acquirirt hatte; dieselben
kamen eins nach dem andern mit französischer Bemannung, 60 Matrosen und
L Offizieren, (natürlich von der Handelsmarine) in Bremcrhavcn an, gleich darauf
trafen dort preußische Matrosen und Offiziere von der Kriegsmarine ein, die
vorher die Bemannung der Segelsregatte „Niobe" und des Avisos „Preußischer
Adler" gebildet hatten, ebenso kamen schleunigst preußische Geschütze an, und
bald darauf gingen die beiden Schiffe unter den Namen „Augusta" und „Victoria"
wieder in See, um einen Zuwachs für die preußische Flotte zu bilden. „Augusta",
nach der regierenden Königin von Preußen benannt, früher „Aeddo", schloß
sich mit ihrer Bemannung von 280 Köpfen sofort dem östreichisch-preußischen
Geschwader an, das nach dem Seegefecht von Helgoland in Kuxhavcn lag und
an preußischen Schiffen bereits die aus Konstantinopel heimgekehrten beiden
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