Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.den ganz überwiegenden Einfluß der Rittergutsbesitzer in Bezug auf das active Die Petrussagen. 4. So oft wieder ein Fortschritt, eine Modification der Petrussage bemerkbar Wir müssen zu diesem Zweck zurückgehen auf die persönlichen Beziehungen, Als der-Tag von Damaskus aus dem Verfolger der jungen Gemeinde einen den ganz überwiegenden Einfluß der Rittergutsbesitzer in Bezug auf das active Die Petrussagen. 4. So oft wieder ein Fortschritt, eine Modification der Petrussage bemerkbar Wir müssen zu diesem Zweck zurückgehen auf die persönlichen Beziehungen, Als der-Tag von Damaskus aus dem Verfolger der jungen Gemeinde einen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0225" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/191455"/> <p xml:id="ID_659" prev="#ID_658"> den ganz überwiegenden Einfluß der Rittergutsbesitzer in Bezug auf das active<lb/> wie passive Wahlrecht zum Landrath, wie die alten Provinzen ihn noch haben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> <div n="1"> <head> Die Petrussagen.</head><lb/> <div n="2"> <head> 4.</head><lb/> <p xml:id="ID_660"> So oft wieder ein Fortschritt, eine Modification der Petrussage bemerkbar<lb/> ist, läßt sich auch das bestimmte Interesse nachweisen, welches der Veränderung<lb/> zu Grunde liegt. Ueberall weisen uns die einzelnen Züge derselben hinaus<lb/> auf die geschichtlichen Verhältnisse der ersten zwei christlichen Jahrhunderte, ihre<lb/> Entwicklung ist nur der Reflex der Entwicklung des kirchlichen Parteiwesens.<lb/> Es bleibt uns noch übrig, was uns bisher im Einzelnen und gelegentlich auf¬<lb/> stieß, zusammenzufassen und uns die geschichtlichen Verhältnisse zu vergegenwär¬<lb/> tigen, unter welchen dieser Sagenkreis sich gebildet hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_661"> Wir müssen zu diesem Zweck zurückgehen auf die persönlichen Beziehungen,<lb/> wie sie nachweisbar zwischen den beiden Männern Petrus und Paulus statt¬<lb/> gefunden haben. Die einzig zuverlässige Kunde, die uns hierüber erhalten ist,<lb/> bietet der in unserm Kanon befindliche Brief, welchen der Apostel Paulus an<lb/> die galatischen Gemeinden geschrieben hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_662" next="#ID_663"> Als der-Tag von Damaskus aus dem Verfolger der jungen Gemeinde einen<lb/> Bekenner des Kreuzes Jesu gemacht hatte, war das Erste nicht, wie man das<lb/> erwarten könnte, daß der Neubekehrte nach Jerusalem ging, die alten Apostel aus¬<lb/> zusuchen und sich über Jesu Leben und Lehre bei ihnen zu unterrichten, sondern<lb/> er ging mit dem Gedanken, der ihm aufgegangen war, nach Arabien, um in<lb/> der Stille eine Ueberzeugung in sich auszugestalten, durch welche sein bisheriges<lb/> Denksystem auf den Kopf gestellt war. Er war sich bewußt, nichts von Men¬<lb/> schen gelernt zu haben, er verdankte nichts der Predigt der Apostel, der Herr<lb/> selbst war es, der ihn berufen, sich ihm geoffenbart hatte. Darum wußte er<lb/> auch, daß die älteren Apostel, die mit Jesus zusammengelebt, nichts vor ihm<lb/> Voraus hatten. Was der irdische Jesus gewesen war, hatte keinen Werth für<lb/> ihn, denn erst mit dem Kreuzestods des Messias sing die Neuschöpfung an, zu<lb/> deren Verkündigung auch er sich berufen fühlte. Nach dreijährigem Aufenthalt</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0225]
den ganz überwiegenden Einfluß der Rittergutsbesitzer in Bezug auf das active
wie passive Wahlrecht zum Landrath, wie die alten Provinzen ihn noch haben.
Die Petrussagen.
4.
So oft wieder ein Fortschritt, eine Modification der Petrussage bemerkbar
ist, läßt sich auch das bestimmte Interesse nachweisen, welches der Veränderung
zu Grunde liegt. Ueberall weisen uns die einzelnen Züge derselben hinaus
auf die geschichtlichen Verhältnisse der ersten zwei christlichen Jahrhunderte, ihre
Entwicklung ist nur der Reflex der Entwicklung des kirchlichen Parteiwesens.
Es bleibt uns noch übrig, was uns bisher im Einzelnen und gelegentlich auf¬
stieß, zusammenzufassen und uns die geschichtlichen Verhältnisse zu vergegenwär¬
tigen, unter welchen dieser Sagenkreis sich gebildet hat.
Wir müssen zu diesem Zweck zurückgehen auf die persönlichen Beziehungen,
wie sie nachweisbar zwischen den beiden Männern Petrus und Paulus statt¬
gefunden haben. Die einzig zuverlässige Kunde, die uns hierüber erhalten ist,
bietet der in unserm Kanon befindliche Brief, welchen der Apostel Paulus an
die galatischen Gemeinden geschrieben hat.
Als der-Tag von Damaskus aus dem Verfolger der jungen Gemeinde einen
Bekenner des Kreuzes Jesu gemacht hatte, war das Erste nicht, wie man das
erwarten könnte, daß der Neubekehrte nach Jerusalem ging, die alten Apostel aus¬
zusuchen und sich über Jesu Leben und Lehre bei ihnen zu unterrichten, sondern
er ging mit dem Gedanken, der ihm aufgegangen war, nach Arabien, um in
der Stille eine Ueberzeugung in sich auszugestalten, durch welche sein bisheriges
Denksystem auf den Kopf gestellt war. Er war sich bewußt, nichts von Men¬
schen gelernt zu haben, er verdankte nichts der Predigt der Apostel, der Herr
selbst war es, der ihn berufen, sich ihm geoffenbart hatte. Darum wußte er
auch, daß die älteren Apostel, die mit Jesus zusammengelebt, nichts vor ihm
Voraus hatten. Was der irdische Jesus gewesen war, hatte keinen Werth für
ihn, denn erst mit dem Kreuzestods des Messias sing die Neuschöpfung an, zu
deren Verkündigung auch er sich berufen fühlte. Nach dreijährigem Aufenthalt
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