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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band.

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dem sich ein immer größeres Gefolge aus Tyrus, Sidon, Berytos und Byblos
angeschlossen hat. nimmt in Tripolis einen längeren Aufenthalt. Er beginnt
damit, die verderbliche Lehre des Magiers zu widerlegen, und setzt nun drei
Monate täglich seine Lehrvorträge fort. Gegen das Ende dieser Zeit wird
Clemens getauft. Schließlich wird auch hier ein Bischof eingesetzt, und Pres¬
byter und Diakonen gewählt. Dann geht es nach Syrien. Von Orthosia aus
werden Aquila und Niketas mit einem Theil der Anhänger nach Laodikeia ge¬
schickt. Petrus verspricht in ein paar Tagen gleichfalls dort einzutreffen und
reist nach Antarados.

Clemens freut sich, daß er bei Petrus bleiben darf, und seine Aeußerung:
„du vertrittst mir die Stelle meines Vaters, meiner Mutter und meiner
Brüder", führt das Gespräch aus die Familienverhältnisse des Clemens. Von
Petrus aufgefordert berichtet Clemens Folgendes:

„Meine Eltern, Faustus und Matthidia, der kaiserlichen Familie verwandt,
hatten außer mir noch zwei ältere Söhne, Faustinus und Faustinianus. Gleich
nach meiner Geburt mußte meine Mutter, wie mir der Vater späterhin mit¬
theilte, Rom mit meinen beiden älteren Brüdern auf 10 Jahre verlassen und
nach Athen gehen. Als aber mein Vater in langer Zeit gar nichts von ihnen
vernahm und endlich erfuhr, daß sie gar nicht in Athen angekommen waren,
entschloß er sich, selbst aus Reisen sich zu begeben, um sie aufzusuchen. Seit
dieser Zeit — ich war damals 12 Jahre alt — habe ich nie wieder etwas weder
von Vater, von Mutter noch von Brüdern gehört, höchstwahrscheinlich sind
sie alle längst gestorben, da bereits zwanzig Jahre seit der Abreise meines Vaters
vergangen sind." Petrus nimmt innigen Antheil an seinem Schicksal und kann
sich der Thränen nicht enthalten.

Am folgenden Tage macht Petrus mit seinen Begleitern einen Ausflug
nach der Insel Aratos. Während die andern sich entfernen, um die Sehens¬
würdigkeiten in Augenschein zu nehmen, bleibt Petrus zurück. Ein altes
Weib, das am Wege liegt und bettelt, zieht seine Aufmerksamkeit auf sich.
Er läßt sich mit ihr in ein Gespräch ein. erkundigt sich nach ihren früheren
Schicksalen, und erfährt: sie habe einst in glänzenden Verhätnissen gelebt, ihr
Mann sei dem kaiserlichen Hause verwandt gewesen, und sie hätten drei Söhne
gehabt. Da aber der Bruder ihres Mannes in unreiner Leidenschaft für sie
entbrannte, habe sie, um seinen Nachstellungen zu entgehen, unter Vorspieglung
eines Traumgesichts beschlossen auf längere Zeit die Heimath zu verlassen. Sie
Wollte mit ihren beiden ältesten Söhnen sich nach Athen begeben, wurde aber
durch ungünstige Winde verschlagen und erlitt Schiffbruch, in welchem sie allein
gerettet und nach dieser Insel getrieben worden sei. Kurz, es stellt sich
heraus, daß es Matthidia. die todtgeglaubte Mutter des Clemens ist. und es er¬
folgt die erste Scene des Wiedererkennens. An demselben Tage segeln Petrus.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_191229/185>, abgerufen am 24.01.2025.