Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.als ob es der Regierung Ernst wäre, und rechtfertigt es, wenn wir auf die Zustände und Aussichten in Oestreich. 3. Der Ausgleich mit Ungarn. Ueber den Triumph der magyarischen Staatsmänner soll berichtet, von den als ob es der Regierung Ernst wäre, und rechtfertigt es, wenn wir auf die Zustände und Aussichten in Oestreich. 3. Der Ausgleich mit Ungarn. Ueber den Triumph der magyarischen Staatsmänner soll berichtet, von den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0521" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190680"/> <p xml:id="ID_1723"> als ob es der Regierung Ernst wäre, und rechtfertigt es, wenn wir auf die<lb/> zuversichtlichen Aeußerungen Bismarcks erwiedern: Garantien, Herr Graf,<lb/><note type="byline"/> Garantien!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Zustände und Aussichten in Oestreich.</head><lb/> <div n="2"> <head> 3.<lb/> Der Ausgleich mit Ungarn.</head><lb/> <p xml:id="ID_1724" next="#ID_1725"> Ueber den Triumph der magyarischen Staatsmänner soll berichtet, von den<lb/> Bestrel'ungen und Zielen der ungarischen Minister erzählt werden: der erste<lb/> Name aber, der unter die Feder kommt, ist abermals der Freiherr v. Beust.<lb/> Das sieht nachgrade geschmacklos aus und erinnert an den Mann, der nur<lb/> eine einzige Anekdote im Verrathe besaß, diese aber dafür um so eifriger bei<lb/> jeder Gelegenheit zum Besten gab. Dennoch liegt in der Nennung dieses<lb/> Namens keine Abschweifung von der Sache. Herr v. Reuse spielt eben den<lb/> Ueberall und Nirgends in Oestreich, dirigirt alles, soufflirt alles, spricht über<lb/> alles und denkt für alle; er ist der politische Spiritus röetvi-, er tritt aber auch<lb/> in der socialen Welt in Heldenrollen auf. Las man in den letzten Wochen die<lb/> wiener Cameo^lschronik, gewiß wurde Herr v, Beust, mit Fräulein Wvlter<lb/> vom Hofburgtheater am Arme, als Mittelpunkt der Ballfeste gepriesen; blätterte<lb/> man in den wiener Theaternachrichten, so erfuhr man heute, daß Herr v, Beust<lb/> ein Drama, etwa den Statthalter von Bengalen, aus den Klauen der Censur<lb/> befreit, am andern Tage, daß er im Gespräche mit dem Possenschreiber Berg<lb/> sein Entzücken über die wiener Vorstadtbühnen geäußert und wie sehr seine<lb/> Kenntniß Oestreichs durch das Studium der „alten Schachtel" und der „schönen<lb/> Helene« gewonnen, versichert habe. Er steht am Hichinger Hofe in großem<lb/> Ansehen, weiß aber auch die Aengstlichcn, welche einen vorzeitigen Ausbruch<lb/> des Nachegcfühls gegen Preußen fürchten, zu beruhige». An Bismarcks Stelle<lb/> würde er nicht anders, gehandelt haben. Die Freunde des Concordates ver¬<lb/> trauen auf ihn, die Anhänger des Liberalismus vertheidigen ihn eifrig gegen<lb/> Belcredi. Thun und die Patrone des „Vaterlandes". Mit derselben Gewandt-<lb/> heit, mit welcher er die schwebenden Fragen behandelt, die Parteien durchein¬<lb/> anderschiebt und neu ordnet, nimmt er auch jeden beliebigen Charakter an.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0521]
als ob es der Regierung Ernst wäre, und rechtfertigt es, wenn wir auf die
zuversichtlichen Aeußerungen Bismarcks erwiedern: Garantien, Herr Graf,
Garantien!
Zustände und Aussichten in Oestreich.
3.
Der Ausgleich mit Ungarn.
Ueber den Triumph der magyarischen Staatsmänner soll berichtet, von den
Bestrel'ungen und Zielen der ungarischen Minister erzählt werden: der erste
Name aber, der unter die Feder kommt, ist abermals der Freiherr v. Beust.
Das sieht nachgrade geschmacklos aus und erinnert an den Mann, der nur
eine einzige Anekdote im Verrathe besaß, diese aber dafür um so eifriger bei
jeder Gelegenheit zum Besten gab. Dennoch liegt in der Nennung dieses
Namens keine Abschweifung von der Sache. Herr v. Reuse spielt eben den
Ueberall und Nirgends in Oestreich, dirigirt alles, soufflirt alles, spricht über
alles und denkt für alle; er ist der politische Spiritus röetvi-, er tritt aber auch
in der socialen Welt in Heldenrollen auf. Las man in den letzten Wochen die
wiener Cameo^lschronik, gewiß wurde Herr v, Beust, mit Fräulein Wvlter
vom Hofburgtheater am Arme, als Mittelpunkt der Ballfeste gepriesen; blätterte
man in den wiener Theaternachrichten, so erfuhr man heute, daß Herr v, Beust
ein Drama, etwa den Statthalter von Bengalen, aus den Klauen der Censur
befreit, am andern Tage, daß er im Gespräche mit dem Possenschreiber Berg
sein Entzücken über die wiener Vorstadtbühnen geäußert und wie sehr seine
Kenntniß Oestreichs durch das Studium der „alten Schachtel" und der „schönen
Helene« gewonnen, versichert habe. Er steht am Hichinger Hofe in großem
Ansehen, weiß aber auch die Aengstlichcn, welche einen vorzeitigen Ausbruch
des Nachegcfühls gegen Preußen fürchten, zu beruhige». An Bismarcks Stelle
würde er nicht anders, gehandelt haben. Die Freunde des Concordates ver¬
trauen auf ihn, die Anhänger des Liberalismus vertheidigen ihn eifrig gegen
Belcredi. Thun und die Patrone des „Vaterlandes". Mit derselben Gewandt-
heit, mit welcher er die schwebenden Fragen behandelt, die Parteien durchein¬
anderschiebt und neu ordnet, nimmt er auch jeden beliebigen Charakter an.
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