Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.Neue politische Flugschriften. Der deutsche Handel und die beabsichtigte deutsche Kriegs¬ Eine Broschüre, die unter ihren wieder zahlreicher werdenden Zeitgenössinnen Um so erfreulicheren Eindruck machen die Brochüren. deren Titel wir Neue politische Flugschriften. Der deutsche Handel und die beabsichtigte deutsche Kriegs¬ Eine Broschüre, die unter ihren wieder zahlreicher werdenden Zeitgenössinnen Um so erfreulicheren Eindruck machen die Brochüren. deren Titel wir <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0410" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190569"/> </div> <div n="1"> <head> Neue politische Flugschriften.</head><lb/> <p xml:id="ID_1353"> Der deutsche Handel und die beabsichtigte deutsche Kriegs¬<lb/> flotte von N. D. Wichmann. Hamburg: Otto Meißner. 1867.</p><lb/> <p xml:id="ID_1354"> Eine Broschüre, die unter ihren wieder zahlreicher werdenden Zeitgenössinnen<lb/> die bedenkliche Ehre in Anspruch nimmt, uns den Particulansmus in der Gestalt<lb/> des Lobes harmloser Schwäche zur See kennen zu lehren. Denn der Verfasser<lb/> bemüht sich, seinen Protest gegen die Gründung einer deutschen Kriegsflotte<lb/> auf die Beobachtung zu gründen, daß der Deutsche grade Dank seiner Ohnmacht<lb/> und nationalen Nullität bisher verhältnißmäßig am ungeschorensten geblieben ist,<lb/> und daß es sonach ein Unglück für das Geschäft und für die persönliche Wohl¬<lb/> fahrt der deutschen Outre-mer sein würde, wenn wir eine deutsche Kriegsflotte<lb/> und dadurch Gelegenheit zu allerlei maritimen Ehrenhändeln bekämen. Unter<lb/> den Bemerkungen des Verfassers über die Schattenseiten des Kolonialbesitzes,<lb/> der offenbar allenthalben nach Emancipation drängt, ist sicherlich manches Rich¬<lb/> tige, aber es ist sehr beklagenswerth, wenn ein verständiger und fachmäßig<lb/> unterrichteter Mann in solchen Fragen gegen nationale Institutionen, die uns<lb/> erst völlig ebenbürtig machen, um deswillen protestirt. weil auch Mißbrauch und<lb/> Nachtheil daraus mitfolgen kann, und unverzeihlich, daß er die oft erlebten Schäden<lb/> einfach verschweigt, denen der deutsche Handel bei mangelhaftem Schutze unserer<lb/> Küsten — und das ist doch die nächste Aufgabe einer deutschen Kriegsmarine —<lb/> im eigenen Hause ausgesetzt ist. — Die Schrift urtheilt fast ausschließlich<lb/> nach transatlantischen Gesichtspunkten; aber das Gute, das eine deutsche Kriegs¬<lb/> flotte stiften und das Böse, dem sie wehren soll, liegt fürs erste sehr nah! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1355" next="#ID_1356"> Um so erfreulicheren Eindruck machen die Brochüren. deren Titel wir<lb/> folgen lassen: In C. v. Stemanns Schrift „Ueber die Einreibung der<lb/> Schleswig-Holsteinischen Rechtsordnung in die Preußische" (Kiel.<lb/> Schwerssche Buchhandlung, 1867) begrüßen wir eine ähnliche sachliche Anselm.<lb/> andersetzung. wie sie die früher von uns erörterte beningsche Arbeit für Hanno¬<lb/> ver bot. eine Parallele der preußischen und Schleswig-holsteinischen Rechtsinstitu¬<lb/> tionen, unternommen in der patriotischen Absicht billiger Verständigung. Zeigt<lb/> schon die Aufschrift, daß der Verfasser sein Problem auf Grund der gegebenen<lb/> Thatsachen stellt, so geben die Ausführungen jedem Verständigen die Beruhigung,<lb/> daß die Conjunctiv« der neuen Provinz mit dem preußischen Staate auch in<lb/> den Beziehungen, die hier erörtert werden, weder unmöglich noch beklagenswerth</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0410]
Neue politische Flugschriften.
Der deutsche Handel und die beabsichtigte deutsche Kriegs¬
flotte von N. D. Wichmann. Hamburg: Otto Meißner. 1867.
Eine Broschüre, die unter ihren wieder zahlreicher werdenden Zeitgenössinnen
die bedenkliche Ehre in Anspruch nimmt, uns den Particulansmus in der Gestalt
des Lobes harmloser Schwäche zur See kennen zu lehren. Denn der Verfasser
bemüht sich, seinen Protest gegen die Gründung einer deutschen Kriegsflotte
auf die Beobachtung zu gründen, daß der Deutsche grade Dank seiner Ohnmacht
und nationalen Nullität bisher verhältnißmäßig am ungeschorensten geblieben ist,
und daß es sonach ein Unglück für das Geschäft und für die persönliche Wohl¬
fahrt der deutschen Outre-mer sein würde, wenn wir eine deutsche Kriegsflotte
und dadurch Gelegenheit zu allerlei maritimen Ehrenhändeln bekämen. Unter
den Bemerkungen des Verfassers über die Schattenseiten des Kolonialbesitzes,
der offenbar allenthalben nach Emancipation drängt, ist sicherlich manches Rich¬
tige, aber es ist sehr beklagenswerth, wenn ein verständiger und fachmäßig
unterrichteter Mann in solchen Fragen gegen nationale Institutionen, die uns
erst völlig ebenbürtig machen, um deswillen protestirt. weil auch Mißbrauch und
Nachtheil daraus mitfolgen kann, und unverzeihlich, daß er die oft erlebten Schäden
einfach verschweigt, denen der deutsche Handel bei mangelhaftem Schutze unserer
Küsten — und das ist doch die nächste Aufgabe einer deutschen Kriegsmarine —
im eigenen Hause ausgesetzt ist. — Die Schrift urtheilt fast ausschließlich
nach transatlantischen Gesichtspunkten; aber das Gute, das eine deutsche Kriegs¬
flotte stiften und das Böse, dem sie wehren soll, liegt fürs erste sehr nah! —
Um so erfreulicheren Eindruck machen die Brochüren. deren Titel wir
folgen lassen: In C. v. Stemanns Schrift „Ueber die Einreibung der
Schleswig-Holsteinischen Rechtsordnung in die Preußische" (Kiel.
Schwerssche Buchhandlung, 1867) begrüßen wir eine ähnliche sachliche Anselm.
andersetzung. wie sie die früher von uns erörterte beningsche Arbeit für Hanno¬
ver bot. eine Parallele der preußischen und Schleswig-holsteinischen Rechtsinstitu¬
tionen, unternommen in der patriotischen Absicht billiger Verständigung. Zeigt
schon die Aufschrift, daß der Verfasser sein Problem auf Grund der gegebenen
Thatsachen stellt, so geben die Ausführungen jedem Verständigen die Beruhigung,
daß die Conjunctiv« der neuen Provinz mit dem preußischen Staate auch in
den Beziehungen, die hier erörtert werden, weder unmöglich noch beklagenswerth
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