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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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als etwa 3.000 öffentliche Diener auf, so daß auf je 160 Seelen eine olnig-
teitliche Person kommt. Das neuster des dessen-darmstädliscken aber zählt gar
7,200 Personen, welche, vertheilt auf 850,000 Seelen, einer jeglichen großherzog-
lich-hessischen Seele das tröstliche Bewußtsein geben, daß sie zur Genüge regiert
wird und daß sie in keiner Minute ihres obrigkeitlichen Schutzengels entbehrt.
Dabei hat das Hessen-darmstädtische Handbuch vor. dem nassauischen noch den
ganz unschätzbaren Vorzug, daß-bei einer jeden Kategorie eine genaue, klare und
präcise Beschreibung der äußerlichen Hülle, d.h. der Uniform gegeben ist, nicht
nur für das Militär, sondern auch für das C>ol>. Benu Militär heißt es z. B.
ni dem Capitel "Commandements", das im Ganzen nur aus zwei einzelnen
Herren, einem General und einem Oberst besteht: "Uniform für die Offiziere
vom Obersten abwärts" (abwärts vom Obersten scheint es aber in dieser Branche
gar niemanden zu geben): "wie bei dem Gencralquartiermeisterstab -- jedoch
Borstoß, Kragen. Aufschläge. Unterfutter bei den Epauletten und Kragenpatten
des Mantels: schwefelgelb. Helm ohne Haarschwanz". Wer das ohne tief ge¬
rührt zu werden lesen kann, von dem behaupten wir gradezu, daß er nicht
verdient ein Mensch zu sein, -- wenigstens nicht ein Hessen-darmstädtischer Mensch.

Und nun erst die Civildiener. Fangen wir an mit dem Ministerium des
großherzoglichen Hauses und des Aeußern. Laut der Beschreibung, Seite 235,
sehen die Menschenkinder, welche in Hessen-Darmstadt diesem Fache angehören,
aus, wie folgt:

^..Höhere Beamte. 1) Duukclkvrnblauer Waffenrock mit gelben Chiffre-
tnöpfcn; 2) orangegelbe Kragen und Aufschläge; 3) Goldborten und silberne,
respective goldene Rosetten; 4) aschgrau meluter ,Mantel mit orangegelben
Kragcnpatten; 5) weiß und grau mclirte Pantalons (auf Deutsch: lange Hosen);
6) dreieckiger Hut mit goldner Schleife.

L. Niedere Diener: 1) Dnnleltornblauer Waffenrock mit weißen
Wappenknöpfen; 2) orangegelbe Kragen und Aufschläge; 3) weiße metallene
Rosetten; 4) aschgrau melitter Mantel mit orangegelben Kragenpatten; 5) asch¬
grau meinte Pantalons; 6) dreieckiger Hut mit silberner Schleife.

Jeder Unterthan kann sich sonach auf das genaueste unterrichten, wie seine
Vorgesetzten im Departement des Aeußern und des Hauses, oder wenigstens
wie die Röcke, Hosen, Mäntel und Hüte dieser Borgesetzten aussehen. Wir
finden unter ihnen außer dem Herrn v. Dalwigk und andern auch den General"
consul Meyer Karl v, Rothschild, den Frecheren Heinrich v. Gagern, vormals
Präsident der constituirenden Nationalversammlung und des Neichsministeriums.
jetzt Hessen"darmstädtische Excellenz und wirklicher Geheimrath,. Gesandter in
Wien und rcgrerungssrvmmes Mitglied der zweiten Kammer in Darmstadt. den
Konsul Samuel Isaac Lampert in Brüssel und verschiedene Kanzleidicner, welche
letztere sogar Orden haben.


als etwa 3.000 öffentliche Diener auf, so daß auf je 160 Seelen eine olnig-
teitliche Person kommt. Das neuster des dessen-darmstädliscken aber zählt gar
7,200 Personen, welche, vertheilt auf 850,000 Seelen, einer jeglichen großherzog-
lich-hessischen Seele das tröstliche Bewußtsein geben, daß sie zur Genüge regiert
wird und daß sie in keiner Minute ihres obrigkeitlichen Schutzengels entbehrt.
Dabei hat das Hessen-darmstädtische Handbuch vor. dem nassauischen noch den
ganz unschätzbaren Vorzug, daß-bei einer jeden Kategorie eine genaue, klare und
präcise Beschreibung der äußerlichen Hülle, d.h. der Uniform gegeben ist, nicht
nur für das Militär, sondern auch für das C>ol>. Benu Militär heißt es z. B.
ni dem Capitel „Commandements", das im Ganzen nur aus zwei einzelnen
Herren, einem General und einem Oberst besteht: „Uniform für die Offiziere
vom Obersten abwärts" (abwärts vom Obersten scheint es aber in dieser Branche
gar niemanden zu geben): „wie bei dem Gencralquartiermeisterstab — jedoch
Borstoß, Kragen. Aufschläge. Unterfutter bei den Epauletten und Kragenpatten
des Mantels: schwefelgelb. Helm ohne Haarschwanz". Wer das ohne tief ge¬
rührt zu werden lesen kann, von dem behaupten wir gradezu, daß er nicht
verdient ein Mensch zu sein, — wenigstens nicht ein Hessen-darmstädtischer Mensch.

Und nun erst die Civildiener. Fangen wir an mit dem Ministerium des
großherzoglichen Hauses und des Aeußern. Laut der Beschreibung, Seite 235,
sehen die Menschenkinder, welche in Hessen-Darmstadt diesem Fache angehören,
aus, wie folgt:

^..Höhere Beamte. 1) Duukclkvrnblauer Waffenrock mit gelben Chiffre-
tnöpfcn; 2) orangegelbe Kragen und Aufschläge; 3) Goldborten und silberne,
respective goldene Rosetten; 4) aschgrau meluter ,Mantel mit orangegelben
Kragcnpatten; 5) weiß und grau mclirte Pantalons (auf Deutsch: lange Hosen);
6) dreieckiger Hut mit goldner Schleife.

L. Niedere Diener: 1) Dnnleltornblauer Waffenrock mit weißen
Wappenknöpfen; 2) orangegelbe Kragen und Aufschläge; 3) weiße metallene
Rosetten; 4) aschgrau melitter Mantel mit orangegelben Kragenpatten; 5) asch¬
grau meinte Pantalons; 6) dreieckiger Hut mit silberner Schleife.

Jeder Unterthan kann sich sonach auf das genaueste unterrichten, wie seine
Vorgesetzten im Departement des Aeußern und des Hauses, oder wenigstens
wie die Röcke, Hosen, Mäntel und Hüte dieser Borgesetzten aussehen. Wir
finden unter ihnen außer dem Herrn v. Dalwigk und andern auch den General»
consul Meyer Karl v, Rothschild, den Frecheren Heinrich v. Gagern, vormals
Präsident der constituirenden Nationalversammlung und des Neichsministeriums.
jetzt Hessen«darmstädtische Excellenz und wirklicher Geheimrath,. Gesandter in
Wien und rcgrerungssrvmmes Mitglied der zweiten Kammer in Darmstadt. den
Konsul Samuel Isaac Lampert in Brüssel und verschiedene Kanzleidicner, welche
letztere sogar Orden haben.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/398>, abgerufen am 25.07.2024.