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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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das Spiel sofort. In Wiesbaden wurde es nicht unterdrückt. In Eins lebte
es später wieder auf. Die Militär- und Civilautoritätcn scheinen verschiedener
Meinung gewesen zu sein, die der letzteren -- vorläufig nichts zu thun --
scheint gesiegt zu haben.

Die nassauischen Taunusbäder Schwalbach und Schlangenbad hatten früher
auch Spielbanken. Seit Abschaffung derselben haben beide Bäder einen be¬
deutenden Aufschwung genommen. Derselbe würde noch weit größer gewesen
sein, wenn nicht das Monopol der herzoglichen Domänenverwaltung im Wege
gestanden hätte, die sich in den alleinigen Betrieb der Heilanstalten zu setzen
gewußt hat.


6. Das Fürstenthum Waldeck

hat Spielbanken in Pyrmont und in Wildungen. Dieselben sind an einen
Franzosen Namens Fossard und an den bereits öfters genannten Jean de Wetters
verpachtet. In dem Pachtvertrag ist der Fall einer Unterdrückung der Spiele
durch den Bundestag oder was an dessen Stelle tritt vorgesehen. In diesem
Falle ist die Regierung berechtigt, ohne Ersatzleistung den Vertrag einseitig auf¬
zulösen. Der Pachtertrag fließt direct oder indirect in die Staatskasse, beläuft
sich indeß im Ganzen nur auf 7 -- 8,000 Thaler. Das Spiel selbst hat be¬
scheidene Dimensionen und soll in einzelnen Jahren mit Unterbilanz "gearbeitet"
haben.


7. Die Hansastadt Lübeck

hat eine Spielbank in Travemünde, ist indeß im gegenwärtigen Augenblicke da¬
mit beschäftigt, dieselbe zu beseitigen, weshalb füglich das bisherige nicht sehr
löbliche Treiben mit dem Mantel der christlichen Liebe bedeckt bleiben mag. --

Folgendes ist das statistische Ergebniß unserer Rundschau. Es bestehen
dermalen noch Spielbanken in Deutschland:

1) in Baden 1
2) - Hessen-Homburg 1
3) - Kurhessen 4
4) - Lübeck 1
5) - Mecklenburg 1
6) - Nassau 2
7) - Waldeck 2
im Ganzen 12

Hessen-Homburg. Kurhessen und Nassau haben aufgehört als Staaten zu
existiren. Die dort concessionirten Spielbanken haben die Dynastien überlebt,
welche sie concesstvnirt haben. Die Frage ist, auf wie lange?

Von den sieben Spielbanken, welche in diesen Ländern existiren, kommen


das Spiel sofort. In Wiesbaden wurde es nicht unterdrückt. In Eins lebte
es später wieder auf. Die Militär- und Civilautoritätcn scheinen verschiedener
Meinung gewesen zu sein, die der letzteren — vorläufig nichts zu thun —
scheint gesiegt zu haben.

Die nassauischen Taunusbäder Schwalbach und Schlangenbad hatten früher
auch Spielbanken. Seit Abschaffung derselben haben beide Bäder einen be¬
deutenden Aufschwung genommen. Derselbe würde noch weit größer gewesen
sein, wenn nicht das Monopol der herzoglichen Domänenverwaltung im Wege
gestanden hätte, die sich in den alleinigen Betrieb der Heilanstalten zu setzen
gewußt hat.


6. Das Fürstenthum Waldeck

hat Spielbanken in Pyrmont und in Wildungen. Dieselben sind an einen
Franzosen Namens Fossard und an den bereits öfters genannten Jean de Wetters
verpachtet. In dem Pachtvertrag ist der Fall einer Unterdrückung der Spiele
durch den Bundestag oder was an dessen Stelle tritt vorgesehen. In diesem
Falle ist die Regierung berechtigt, ohne Ersatzleistung den Vertrag einseitig auf¬
zulösen. Der Pachtertrag fließt direct oder indirect in die Staatskasse, beläuft
sich indeß im Ganzen nur auf 7 — 8,000 Thaler. Das Spiel selbst hat be¬
scheidene Dimensionen und soll in einzelnen Jahren mit Unterbilanz „gearbeitet"
haben.


7. Die Hansastadt Lübeck

hat eine Spielbank in Travemünde, ist indeß im gegenwärtigen Augenblicke da¬
mit beschäftigt, dieselbe zu beseitigen, weshalb füglich das bisherige nicht sehr
löbliche Treiben mit dem Mantel der christlichen Liebe bedeckt bleiben mag. —

Folgendes ist das statistische Ergebniß unserer Rundschau. Es bestehen
dermalen noch Spielbanken in Deutschland:

1) in Baden 1
2) - Hessen-Homburg 1
3) - Kurhessen 4
4) - Lübeck 1
5) - Mecklenburg 1
6) - Nassau 2
7) - Waldeck 2
im Ganzen 12

Hessen-Homburg. Kurhessen und Nassau haben aufgehört als Staaten zu
existiren. Die dort concessionirten Spielbanken haben die Dynastien überlebt,
welche sie concesstvnirt haben. Die Frage ist, auf wie lange?

Von den sieben Spielbanken, welche in diesen Ländern existiren, kommen


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[0037] das Spiel sofort. In Wiesbaden wurde es nicht unterdrückt. In Eins lebte es später wieder auf. Die Militär- und Civilautoritätcn scheinen verschiedener Meinung gewesen zu sein, die der letzteren — vorläufig nichts zu thun — scheint gesiegt zu haben. Die nassauischen Taunusbäder Schwalbach und Schlangenbad hatten früher auch Spielbanken. Seit Abschaffung derselben haben beide Bäder einen be¬ deutenden Aufschwung genommen. Derselbe würde noch weit größer gewesen sein, wenn nicht das Monopol der herzoglichen Domänenverwaltung im Wege gestanden hätte, die sich in den alleinigen Betrieb der Heilanstalten zu setzen gewußt hat. 6. Das Fürstenthum Waldeck hat Spielbanken in Pyrmont und in Wildungen. Dieselben sind an einen Franzosen Namens Fossard und an den bereits öfters genannten Jean de Wetters verpachtet. In dem Pachtvertrag ist der Fall einer Unterdrückung der Spiele durch den Bundestag oder was an dessen Stelle tritt vorgesehen. In diesem Falle ist die Regierung berechtigt, ohne Ersatzleistung den Vertrag einseitig auf¬ zulösen. Der Pachtertrag fließt direct oder indirect in die Staatskasse, beläuft sich indeß im Ganzen nur auf 7 — 8,000 Thaler. Das Spiel selbst hat be¬ scheidene Dimensionen und soll in einzelnen Jahren mit Unterbilanz „gearbeitet" haben. 7. Die Hansastadt Lübeck hat eine Spielbank in Travemünde, ist indeß im gegenwärtigen Augenblicke da¬ mit beschäftigt, dieselbe zu beseitigen, weshalb füglich das bisherige nicht sehr löbliche Treiben mit dem Mantel der christlichen Liebe bedeckt bleiben mag. — Folgendes ist das statistische Ergebniß unserer Rundschau. Es bestehen dermalen noch Spielbanken in Deutschland: 1) in Baden 1 2) - Hessen-Homburg 1 3) - Kurhessen 4 4) - Lübeck 1 5) - Mecklenburg 1 6) - Nassau 2 7) - Waldeck 2 im Ganzen 12 Hessen-Homburg. Kurhessen und Nassau haben aufgehört als Staaten zu existiren. Die dort concessionirten Spielbanken haben die Dynastien überlebt, welche sie concesstvnirt haben. Die Frage ist, auf wie lange? Von den sieben Spielbanken, welche in diesen Ländern existiren, kommen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/37>, abgerufen am 22.12.2024.