Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.vorhandenen Thurm anlehnen. Bon dein Bischöfe Widcrold von Straßburg, In der letzteren Gestalt kehrt die Sage in der Gegend von Köln, also Vr-,1, öl'mrajclivr Oeuvres lüstoriciuss lin'-äiwL (volmirr, 18I>5) I, 77, 8t>; Panzer bayerische Sagen und Bräuche II, 189. 44"
vorhandenen Thurm anlehnen. Bon dein Bischöfe Widcrold von Straßburg, In der letzteren Gestalt kehrt die Sage in der Gegend von Köln, also Vr-,1, öl'mrajclivr Oeuvres lüstoriciuss lin'-äiwL (volmirr, 18I>5) I, 77, 8t>; Panzer bayerische Sagen und Bräuche II, 189. 44»
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0357" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190516"/> <p xml:id="ID_1202" prev="#ID_1201"> vorhandenen Thurm anlehnen. Bon dein Bischöfe Widcrold von Straßburg,<lb/> der im Jahre 1000 starb, wird berichtet"), er habe die Verehrung nicht dulden<lb/> wollen, welche den wunderthätigen Reliquien der heiligen Attala erwiesen wurde,<lb/> weil zu diesen der Zudrang "der Gläubigen und ihre Geschenke viel größer ge¬<lb/> wesen seien, als zu seinem Münster. Da habe er versucht die heiligen Gebeine<lb/> zu rauben und, als ihm dies nicht gelungen, ingrimmig die Kanvnissen aus<lb/> dem Se. Stcphansstifte Vertrieben, wo jene Reliquien sich befanden und ihre<lb/> Güter an sich gerissen. Zur Strafe dieses Frevels erging es ihm ganz ähnlich<lb/> wie Hatto'. vor den verfolgenden Mäusen und Ratten flüchtete er in ein Schiff<lb/> auf den Rhein und wurde hier von ihnen zernagt, indem er sterbend seine<lb/> Schuld beichtete. Noch im sechzehnten Jahrhundert erblickte man im Straßburger<lb/> Münster das Bild eines Bischofs zu Schiffe, um welches Mäuse schwammen<lb/> und in gleicher Umgebung das Bild der heiligen Gertrud. Eine ganz ähnliche<lb/> Erzählung wie von Widerold ward über seine» Nachfolger Alewich in Umlauf<lb/> gesetzt, der kaum zwei Jahre regierte. Den Mönchen von Ebersheim zürnend,<lb/> weil sie sich eigenmächtig einen Abt gewählt, zog er die Güter und den Schatz<lb/> dieses in seinem Sprengel gelegenen Klosters widerrechtlich ein. Dafür erschien<lb/> ihm zuerst der heilige Mauritius mit der thebaischen Legion, dem das Stift<lb/> geweiht war, im Schlafe und ließ ihm eine empfindliche körperliche Züchtigung<lb/> angedeihen, dann nach Jahresfrist überfielen ihn garstige Mäuse von fremd¬<lb/> artiger Gestalt und Farbe und singen an ihn zu benagen. Da er sie auf keine<lb/> Weise abwehren konnte, ließ er durch seine Diener das Lager, auf dem er ruhte,<lb/> an vier Seilen in die Höhe ziehen, so daß es frei in der Luft schwebte, doch<lb/> umsonst. Die Seile dienten den Bestien als Leiter, sie bereiteten ihm auch in<lb/> der Höhe ein schreckliches Ende.</p><lb/> <p xml:id="ID_1203" next="#ID_1204"> In der letzteren Gestalt kehrt die Sage in der Gegend von Köln, also<lb/> abermals am Rheine wieder: ein Ritter, der sich Güter der Ciemenskirche un¬<lb/> rechtmäßig angeeignet, wurde im Jahre 1012 von den Mäusen verfolgt, so daß<lb/> er weder mit dem Knittel, noch mit dem Schwerte etwas wider sie vermochte.<lb/> In einer Kiste eingesargt ließ er sich daher mit einem Stricke an die Decke des<lb/> Zimmers hängen und ward dennoch am andern Morgen von ihren Bissen todt<lb/> gefunden. Noch verschiedenen anderen Personen wird von den Chronisten ein<lb/> ähnliches Ende nacherzählt, so zumal einem Hofmannc und Gegner Kaiser Hein¬<lb/> richs des Vierten, dessen Fahrzeug die Mäuse mit ihren Zähnen leck machte»,<lb/> so daß seine Leute ihn nothgedrungen am Lande ihren Bissen preisgeben mußte»,<lb/> ferner dem dänischen Jarl Asbjörn, dem Anstifter eines Aufstandes, in welchem<lb/> 1086 König Knut der Heilige siel. Die schriftlichen. Zeugnisse für diese<lb/> Sagen reichen bis in den Anfang des eilften Jahrhunderts hinauf. Neben</p><lb/> <note xml:id="FID_27" place="foot"> Vr-,1, öl'mrajclivr Oeuvres lüstoriciuss lin'-äiwL (volmirr, 18I>5) I, 77, 8t>; Panzer<lb/> bayerische Sagen und Bräuche II, 189.</note><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 44»</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0357]
vorhandenen Thurm anlehnen. Bon dein Bischöfe Widcrold von Straßburg,
der im Jahre 1000 starb, wird berichtet"), er habe die Verehrung nicht dulden
wollen, welche den wunderthätigen Reliquien der heiligen Attala erwiesen wurde,
weil zu diesen der Zudrang "der Gläubigen und ihre Geschenke viel größer ge¬
wesen seien, als zu seinem Münster. Da habe er versucht die heiligen Gebeine
zu rauben und, als ihm dies nicht gelungen, ingrimmig die Kanvnissen aus
dem Se. Stcphansstifte Vertrieben, wo jene Reliquien sich befanden und ihre
Güter an sich gerissen. Zur Strafe dieses Frevels erging es ihm ganz ähnlich
wie Hatto'. vor den verfolgenden Mäusen und Ratten flüchtete er in ein Schiff
auf den Rhein und wurde hier von ihnen zernagt, indem er sterbend seine
Schuld beichtete. Noch im sechzehnten Jahrhundert erblickte man im Straßburger
Münster das Bild eines Bischofs zu Schiffe, um welches Mäuse schwammen
und in gleicher Umgebung das Bild der heiligen Gertrud. Eine ganz ähnliche
Erzählung wie von Widerold ward über seine» Nachfolger Alewich in Umlauf
gesetzt, der kaum zwei Jahre regierte. Den Mönchen von Ebersheim zürnend,
weil sie sich eigenmächtig einen Abt gewählt, zog er die Güter und den Schatz
dieses in seinem Sprengel gelegenen Klosters widerrechtlich ein. Dafür erschien
ihm zuerst der heilige Mauritius mit der thebaischen Legion, dem das Stift
geweiht war, im Schlafe und ließ ihm eine empfindliche körperliche Züchtigung
angedeihen, dann nach Jahresfrist überfielen ihn garstige Mäuse von fremd¬
artiger Gestalt und Farbe und singen an ihn zu benagen. Da er sie auf keine
Weise abwehren konnte, ließ er durch seine Diener das Lager, auf dem er ruhte,
an vier Seilen in die Höhe ziehen, so daß es frei in der Luft schwebte, doch
umsonst. Die Seile dienten den Bestien als Leiter, sie bereiteten ihm auch in
der Höhe ein schreckliches Ende.
In der letzteren Gestalt kehrt die Sage in der Gegend von Köln, also
abermals am Rheine wieder: ein Ritter, der sich Güter der Ciemenskirche un¬
rechtmäßig angeeignet, wurde im Jahre 1012 von den Mäusen verfolgt, so daß
er weder mit dem Knittel, noch mit dem Schwerte etwas wider sie vermochte.
In einer Kiste eingesargt ließ er sich daher mit einem Stricke an die Decke des
Zimmers hängen und ward dennoch am andern Morgen von ihren Bissen todt
gefunden. Noch verschiedenen anderen Personen wird von den Chronisten ein
ähnliches Ende nacherzählt, so zumal einem Hofmannc und Gegner Kaiser Hein¬
richs des Vierten, dessen Fahrzeug die Mäuse mit ihren Zähnen leck machte»,
so daß seine Leute ihn nothgedrungen am Lande ihren Bissen preisgeben mußte»,
ferner dem dänischen Jarl Asbjörn, dem Anstifter eines Aufstandes, in welchem
1086 König Knut der Heilige siel. Die schriftlichen. Zeugnisse für diese
Sagen reichen bis in den Anfang des eilften Jahrhunderts hinauf. Neben
Vr-,1, öl'mrajclivr Oeuvres lüstoriciuss lin'-äiwL (volmirr, 18I>5) I, 77, 8t>; Panzer
bayerische Sagen und Bräuche II, 189.
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