Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.Schutze seines Reiches ausrücken, während er rastlos daran arbeitet, den allge¬ Lange habe ich angestanden, ob ich auch nur einmal diese Thatsache bekannt Schutze seines Reiches ausrücken, während er rastlos daran arbeitet, den allge¬ Lange habe ich angestanden, ob ich auch nur einmal diese Thatsache bekannt <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0032" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190191"/> <p xml:id="ID_59" prev="#ID_58"> Schutze seines Reiches ausrücken, während er rastlos daran arbeitet, den allge¬<lb/> meinen Frieden in Europa wieder herzustellen und darin den Frieden für sein<lb/> eignes Reich und zugleich Genugthuung, die schönste die sich denken läßt, für<lb/> widerfahrnes Unrecht zu suchen. Wir haben noch keinen Krieg, noch keinen er¬<lb/> klärten Feind, und die Schritte der Regierung sind so wenig mit Glanz um¬<lb/> strahlt, daß sie überall, außer in den Preußischen Staaten, eher das Gegentheil<lb/> als die Aeußerungen des Patriotismus zu wecken geeignet scheinen. Dennoch<lb/> haben die Stände in den Marken in Pommern und in Magdeburg bey der<lb/> ersten Nachricht von der Ausrüstung der Armee sogleich ohne alle Veranlassung<lb/> beschlossen, das zur Verpflegung der Armee erforderliche Getreide und Mehl<lb/> dem Könige unentgeldlich zu liefern. Bürger und Bauern und alle Classen<lb/> von Unterthanen haben sich an die Stände enge angeschlossen und dadurch den<lb/> übrigen Provinzen das Beyspiel gegeben, so daß die Provinzen mit einander<lb/> wetteiferten die Kosten der Ausrüstung der Armee zu tragen. Die ganze Rein¬<lb/> heit dieses edlen Wettstreites äußerte sich in ihrem schönsten Glänze darin, daß<lb/> keine ihr patriotisches Opfer zuerst darbringen, sondern alle gemeinschaftlich es<lb/> dem Könige zu Füßen legen wollten. Jede aber ging in ihren Anstrengungen<lb/> weiter, als es das Bedürfniß erforderte und als ihre Kräfte es verstatteten.<lb/> So hatte die Churmark allein dem Könige ein Geschenk von 10,000 Wispel<lb/> Roggen votirt. Und dies alles geschah in einem Jahre wo manu nur eben,<lb/> durch die größten Aufopferungen der Regierung, einer Hungersnoth entgangen<lb/> war; so daß der König ins Mittel treten, das Opfer sich verbitten, und damit<lb/> keine Provinz über ihre Kräfte angestrengt wurde, die Lieferungen für ange¬<lb/> messene Mittelpreise verhältnißmäßig auf das gantze Land vertheilen mußte.<lb/> Wo hat manu je ein so schönes EinVerständniß zwischen Herrn und Volk ge¬<lb/> sehen? Wo anders als in Preußen kann manu so etwas erwarten. In Preußen<lb/> allein, dessen Völker den 7 jährigen Kampf gegen fast ganz Europa ruhmvoll<lb/> bestanden und nicht verzweifelten, als die Hauptstadt zweymal in die Hände<lb/> des Feindes gerieth, als nach den unglücklichen Schlachten bey Collin und<lb/> Cunersdorff fast alle Provinzen vom Feinde überwältigt waren und der Staat<lb/> nur in den Lagern der zusammengeschmolzenen Heere des großen und einzigen<lb/> Königs zu suchen war, ist so etwas möglich.</p><lb/> <p xml:id="ID_60"> Lange habe ich angestanden, ob ich auch nur einmal diese Thatsache bekannt<lb/> werden lassen sollte. Der Gedanke, daß das Verschweigen derselben eine Un¬<lb/> gerechtigkeit gegen die heldenmüthige Nation seyn würde, wozu Ew. Wohl¬<lb/> geboren Plan mir Veranlassung gab, siegte endlich und ich bitte Sie daher,<lb/> den Vorgang, ohne alle Schminke, die ihn nur entstellen würde, im Frey-<lb/> müthigen zu erzählen und hiernächst in die Zeitungen ni'ergehen zu lassen. Ich<lb/> komme in einigen Tagen nach Berlin und da soll es mir sehr angenehm seyn<lb/><note type="bibl"> Beyme.</note> mit Ihnen über Ihren Plan mehr zu sprechen." </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0032]
Schutze seines Reiches ausrücken, während er rastlos daran arbeitet, den allge¬
meinen Frieden in Europa wieder herzustellen und darin den Frieden für sein
eignes Reich und zugleich Genugthuung, die schönste die sich denken läßt, für
widerfahrnes Unrecht zu suchen. Wir haben noch keinen Krieg, noch keinen er¬
klärten Feind, und die Schritte der Regierung sind so wenig mit Glanz um¬
strahlt, daß sie überall, außer in den Preußischen Staaten, eher das Gegentheil
als die Aeußerungen des Patriotismus zu wecken geeignet scheinen. Dennoch
haben die Stände in den Marken in Pommern und in Magdeburg bey der
ersten Nachricht von der Ausrüstung der Armee sogleich ohne alle Veranlassung
beschlossen, das zur Verpflegung der Armee erforderliche Getreide und Mehl
dem Könige unentgeldlich zu liefern. Bürger und Bauern und alle Classen
von Unterthanen haben sich an die Stände enge angeschlossen und dadurch den
übrigen Provinzen das Beyspiel gegeben, so daß die Provinzen mit einander
wetteiferten die Kosten der Ausrüstung der Armee zu tragen. Die ganze Rein¬
heit dieses edlen Wettstreites äußerte sich in ihrem schönsten Glänze darin, daß
keine ihr patriotisches Opfer zuerst darbringen, sondern alle gemeinschaftlich es
dem Könige zu Füßen legen wollten. Jede aber ging in ihren Anstrengungen
weiter, als es das Bedürfniß erforderte und als ihre Kräfte es verstatteten.
So hatte die Churmark allein dem Könige ein Geschenk von 10,000 Wispel
Roggen votirt. Und dies alles geschah in einem Jahre wo manu nur eben,
durch die größten Aufopferungen der Regierung, einer Hungersnoth entgangen
war; so daß der König ins Mittel treten, das Opfer sich verbitten, und damit
keine Provinz über ihre Kräfte angestrengt wurde, die Lieferungen für ange¬
messene Mittelpreise verhältnißmäßig auf das gantze Land vertheilen mußte.
Wo hat manu je ein so schönes EinVerständniß zwischen Herrn und Volk ge¬
sehen? Wo anders als in Preußen kann manu so etwas erwarten. In Preußen
allein, dessen Völker den 7 jährigen Kampf gegen fast ganz Europa ruhmvoll
bestanden und nicht verzweifelten, als die Hauptstadt zweymal in die Hände
des Feindes gerieth, als nach den unglücklichen Schlachten bey Collin und
Cunersdorff fast alle Provinzen vom Feinde überwältigt waren und der Staat
nur in den Lagern der zusammengeschmolzenen Heere des großen und einzigen
Königs zu suchen war, ist so etwas möglich.
Lange habe ich angestanden, ob ich auch nur einmal diese Thatsache bekannt
werden lassen sollte. Der Gedanke, daß das Verschweigen derselben eine Un¬
gerechtigkeit gegen die heldenmüthige Nation seyn würde, wozu Ew. Wohl¬
geboren Plan mir Veranlassung gab, siegte endlich und ich bitte Sie daher,
den Vorgang, ohne alle Schminke, die ihn nur entstellen würde, im Frey-
müthigen zu erzählen und hiernächst in die Zeitungen ni'ergehen zu lassen. Ich
komme in einigen Tagen nach Berlin und da soll es mir sehr angenehm seyn
Beyme. mit Ihnen über Ihren Plan mehr zu sprechen."
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