Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.mit chodowieckischen Kupfern und Modebildern. die nachgrade wieder anfangen Von Romanen mögen heute nur einige hier genannt sein. G. Horn gab Als einer Zusammenstellung meist schon gedruckter Aufsätze, Reden ze. e" Wer mit Interesse einen Roman liest, wird, ehe ers selbst gemerkt, den Grenzboten I. 18t>7. 3S
mit chodowieckischen Kupfern und Modebildern. die nachgrade wieder anfangen Von Romanen mögen heute nur einige hier genannt sein. G. Horn gab Als einer Zusammenstellung meist schon gedruckter Aufsätze, Reden ze. e» Wer mit Interesse einen Roman liest, wird, ehe ers selbst gemerkt, den Grenzboten I. 18t>7. 3S
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0283" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190442"/> <p xml:id="ID_976" prev="#ID_975"> mit chodowieckischen Kupfern und Modebildern. die nachgrade wieder anfangen<lb/> modern zu werden. Auch die Musenalmanache enthielten ein Calendarium und<lb/> vielleicht auch Pergamentblätter für Notizen. Später vereinigte sich Poesie und<lb/> Prosa mehr, das Format wuchs, die Modcbilder verschwanden. Nun kam die<lb/> Zeit der Almanache und Taschenbücher, bei denen der weibliche Olymp Pathen«<lb/> stelle vertreten mühte. Unsere Romantiker arbeiteten viel für sie; aber auch<lb/> Clauren gab dem vorigen Geschlecht manchen Speisezettel und manches Ball¬<lb/> programm in Romanform in seinem „Vergißmeinnicht". Heute fristen nur noch<lb/> wenige Kalender alten Stils kümmerlich ihr Leben. Dafür ist unser Volks-<lb/> kalender obenauf, auch ein Zeichen unserer praktischen Zeit: billig, meist schon<lb/> beschnitten und eingerichtet, ihn ohne Gewissensbisse zu ruiniren. Er bringt<lb/> meist nur Prosa und der Hort derer, die ihrer Schmerzen und Wonnen in<lb/> Versen sich entledigen, ist der Verleger der Anthologien der „Künstler-" und<lb/> sonstigen „Albums" geworden.</p><lb/> <p xml:id="ID_977"> Von Romanen mögen heute nur einige hier genannt sein. G. Horn gab<lb/> „Haus und Volk, Roman aus dem achtzehnten Jahrhundert" in 4 Bänden her¬<lb/> aus; F. Plug einen historischen Roman „Geglänzt und erloschen", 3 Bände;<lb/> I. Mestors schrieb „Wiebecke Kruse. eine holsteinische Bauerntochtcr. Ein Blatt<lb/> aus der Zeit Christians des Vierten"; Hackländer gab zwei Bände „neuer No¬<lb/> vellen" und O.Müller die Erzählung „Die Förstersbraut von Neunkirchen";<lb/> Th. Storm brachte eine kleine Novelle „Von jenseits des Meeres"; Elise Pvlko<lb/> die achte Folge ihrer „Neuen Novellen" und C.Reinhardt, der Maler, das<lb/> Lebensbild von der Unterelbe „Der fünfte May", während die Hahn-Hahn aus<lb/> ihrer klösterlichen Einsamkeit ein Zeitgemälde aus dem fünften Jahrhundert „Die<lb/> Kaiserin Eudoxia" der verruchten Welt schenkte.</p><lb/> <p xml:id="ID_978"> Als einer Zusammenstellung meist schon gedruckter Aufsätze, Reden ze. e»<lb/> erwähnen wir auch die Neue Folge von Auerbachs „Deutschen Abenden". Eine<lb/> andre buchhändlerische Erscheinung reiht sich an diesen Theil der Belletristik<lb/> naturgemäß an. Es sind dies die Illustrationen zu unseren Dichtern, die als<lb/> selbständige Werke zur 'Ausgabe gelaugen. Das Christfest brachte uns Kindlers<lb/> Zeichnungen zu Auerbachs „Joseph im Schnee" und Hiddemanns Bilder zu<lb/> Fritz Reuters „Stromtid".</p><lb/> <p xml:id="ID_979" next="#ID_980"> Wer mit Interesse einen Roman liest, wird, ehe ers selbst gemerkt, den<lb/> einzelnen Gestalten desselben das Aeußere der Leute angedichtet haben, die ihm<lb/> i» ähnlichen Lagen des Lebens oder mit ähnlichem Charakter ausgestattet er¬<lb/> schienen. Und vergliche man alle diese mannigfaltigen Repräsentanten eines<lb/> bestimmten Begriffs, so würde sich trotz der großen Verschiedenheiten ein Grund-<lb/> typus ergeben, welcher der Figur eigen ist. Ihn zu finden, ist des Malers<lb/> Aufge.be. Gelang ihm dies nicht, so zerstört er das Bild, das jeder mit sich<lb/> herumtrug und die reelle Copie eines geistigen Originals schadet, anstatt zu</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten I. 18t>7. 3S</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0283]
mit chodowieckischen Kupfern und Modebildern. die nachgrade wieder anfangen
modern zu werden. Auch die Musenalmanache enthielten ein Calendarium und
vielleicht auch Pergamentblätter für Notizen. Später vereinigte sich Poesie und
Prosa mehr, das Format wuchs, die Modcbilder verschwanden. Nun kam die
Zeit der Almanache und Taschenbücher, bei denen der weibliche Olymp Pathen«
stelle vertreten mühte. Unsere Romantiker arbeiteten viel für sie; aber auch
Clauren gab dem vorigen Geschlecht manchen Speisezettel und manches Ball¬
programm in Romanform in seinem „Vergißmeinnicht". Heute fristen nur noch
wenige Kalender alten Stils kümmerlich ihr Leben. Dafür ist unser Volks-
kalender obenauf, auch ein Zeichen unserer praktischen Zeit: billig, meist schon
beschnitten und eingerichtet, ihn ohne Gewissensbisse zu ruiniren. Er bringt
meist nur Prosa und der Hort derer, die ihrer Schmerzen und Wonnen in
Versen sich entledigen, ist der Verleger der Anthologien der „Künstler-" und
sonstigen „Albums" geworden.
Von Romanen mögen heute nur einige hier genannt sein. G. Horn gab
„Haus und Volk, Roman aus dem achtzehnten Jahrhundert" in 4 Bänden her¬
aus; F. Plug einen historischen Roman „Geglänzt und erloschen", 3 Bände;
I. Mestors schrieb „Wiebecke Kruse. eine holsteinische Bauerntochtcr. Ein Blatt
aus der Zeit Christians des Vierten"; Hackländer gab zwei Bände „neuer No¬
vellen" und O.Müller die Erzählung „Die Förstersbraut von Neunkirchen";
Th. Storm brachte eine kleine Novelle „Von jenseits des Meeres"; Elise Pvlko
die achte Folge ihrer „Neuen Novellen" und C.Reinhardt, der Maler, das
Lebensbild von der Unterelbe „Der fünfte May", während die Hahn-Hahn aus
ihrer klösterlichen Einsamkeit ein Zeitgemälde aus dem fünften Jahrhundert „Die
Kaiserin Eudoxia" der verruchten Welt schenkte.
Als einer Zusammenstellung meist schon gedruckter Aufsätze, Reden ze. e»
erwähnen wir auch die Neue Folge von Auerbachs „Deutschen Abenden". Eine
andre buchhändlerische Erscheinung reiht sich an diesen Theil der Belletristik
naturgemäß an. Es sind dies die Illustrationen zu unseren Dichtern, die als
selbständige Werke zur 'Ausgabe gelaugen. Das Christfest brachte uns Kindlers
Zeichnungen zu Auerbachs „Joseph im Schnee" und Hiddemanns Bilder zu
Fritz Reuters „Stromtid".
Wer mit Interesse einen Roman liest, wird, ehe ers selbst gemerkt, den
einzelnen Gestalten desselben das Aeußere der Leute angedichtet haben, die ihm
i» ähnlichen Lagen des Lebens oder mit ähnlichem Charakter ausgestattet er¬
schienen. Und vergliche man alle diese mannigfaltigen Repräsentanten eines
bestimmten Begriffs, so würde sich trotz der großen Verschiedenheiten ein Grund-
typus ergeben, welcher der Figur eigen ist. Ihn zu finden, ist des Malers
Aufge.be. Gelang ihm dies nicht, so zerstört er das Bild, das jeder mit sich
herumtrug und die reelle Copie eines geistigen Originals schadet, anstatt zu
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