Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.unter Brights Mitwirkung. Aber Gladstone beging dabei einen Fehler, welcher Diese Idee war keine glückliche, ein Flecken von 9,000 Einwohnern hätte unter Brights Mitwirkung. Aber Gladstone beging dabei einen Fehler, welcher Diese Idee war keine glückliche, ein Flecken von 9,000 Einwohnern hätte <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0215" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190374"/> <p xml:id="ID_728" prev="#ID_727"> unter Brights Mitwirkung. Aber Gladstone beging dabei einen Fehler, welcher<lb/> ihm verhängnißvoll ward, er ließ sich nicht die Zeit, ein vollständiges Project<lb/> auszuarbeiten, sondern brachte es stückweise vor. Dies gab den offenen und<lb/> geheimen Gegnern der Reform einen günstigen Angriffspunkt, da sie mit Recht<lb/> sagen konnten, daß eine derartige Maßregel nur als ein Ganzes durchgeführt<lb/> werden könne, weil ein Theil desselben den andern bedinge. Als daher der<lb/> Schatzkanzler eine Bill einbrachte, welche die gesammte Wählerschaft um etwa<lb/> eine halbe Million erweiterte, aber die 49 Sitze, welche durch Aufhebung des<lb/> Wahlrechts von Flecken verfügbar wurden, nicht vertheilte, war die Unzufrieden¬<lb/> heit allgemein und konnte nur durch das Versprechen der Regierung, alsbald<lb/> auch eine Bill für die Bertheilung der Sitze vorzulegen, einigermaßen be¬<lb/> schwichtigt werden. Nichtsdestoweniger erzielte das Ministerium bei der zweiten<lb/> Lesung der ersten Bill mit aller Anstrengung nur eine Mehrheit von fünf<lb/> Stimmen, schon damals wollte ein Theil seiner Mitglieder resigniren, indeß<lb/> Gladstone gab das Spiel noch nicht verloren und legte die versprochene zweite<lb/> Bill vor, wonach die 49 verfügbar werdenden Sitze - von denen 26 den eng¬<lb/> lischen, 7 den schottischen Grafschaften, der Nest den größeren Städten zufallen<lb/> sollte — gewonnen wurden, indem jeder Flecken, welcher weniger als 8 000<lb/> Einwohner hat und doch zwei Mitglieder wählt, eins verlor und mit anderen<lb/> von gleicher Größe zusammengelegt wurde.</p><lb/> <p xml:id="ID_729"> Diese Idee war keine glückliche, ein Flecken von 9,000 Einwohnern hätte<lb/> danach seine zwei Vertreter behalten, zwei von 7,000 dagegen sollten zusammen¬<lb/> gelegt werden und doch nur ein Mitglied wählen, außerdem war die vor¬<lb/> geschlagene Gruppirung durchaus fehlerhaft, weil die betreffenden Flecken geo¬<lb/> graphisch getrennt und soviel durchaus verschieden waren. Lord Stanley und<lb/> Disraeli konnten daher diesen Vorschlag mit Recht angreifen, die Stellung des<lb/> Ministeriums ward immer schwächer und seine Gegner brachten es schließlich<lb/> mit Hilfe der Mittelpartei, der sogenannten Adullamitcn, in Minorität. Lord<lb/> Rüssel trat zurück und Lord Derby bildete das gegenwärtige Cabinet. Die<lb/> Session war inzwischen so weit vorgerückt, daß nicht mehr die Rede von einer<lb/> Wiederaufnahme der Frage sein konnte, welche damit auf das nächste Jahr<lb/> vertagt wurde. Dies ist in kurzen Zügen die bisherige Geschichte der Reform,<lb/> sehen wir im nächsten Artikel, wie die Parteien zu ihr stehen und welches<lb/> ihre Aussichten sind.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0215]
unter Brights Mitwirkung. Aber Gladstone beging dabei einen Fehler, welcher
ihm verhängnißvoll ward, er ließ sich nicht die Zeit, ein vollständiges Project
auszuarbeiten, sondern brachte es stückweise vor. Dies gab den offenen und
geheimen Gegnern der Reform einen günstigen Angriffspunkt, da sie mit Recht
sagen konnten, daß eine derartige Maßregel nur als ein Ganzes durchgeführt
werden könne, weil ein Theil desselben den andern bedinge. Als daher der
Schatzkanzler eine Bill einbrachte, welche die gesammte Wählerschaft um etwa
eine halbe Million erweiterte, aber die 49 Sitze, welche durch Aufhebung des
Wahlrechts von Flecken verfügbar wurden, nicht vertheilte, war die Unzufrieden¬
heit allgemein und konnte nur durch das Versprechen der Regierung, alsbald
auch eine Bill für die Bertheilung der Sitze vorzulegen, einigermaßen be¬
schwichtigt werden. Nichtsdestoweniger erzielte das Ministerium bei der zweiten
Lesung der ersten Bill mit aller Anstrengung nur eine Mehrheit von fünf
Stimmen, schon damals wollte ein Theil seiner Mitglieder resigniren, indeß
Gladstone gab das Spiel noch nicht verloren und legte die versprochene zweite
Bill vor, wonach die 49 verfügbar werdenden Sitze - von denen 26 den eng¬
lischen, 7 den schottischen Grafschaften, der Nest den größeren Städten zufallen
sollte — gewonnen wurden, indem jeder Flecken, welcher weniger als 8 000
Einwohner hat und doch zwei Mitglieder wählt, eins verlor und mit anderen
von gleicher Größe zusammengelegt wurde.
Diese Idee war keine glückliche, ein Flecken von 9,000 Einwohnern hätte
danach seine zwei Vertreter behalten, zwei von 7,000 dagegen sollten zusammen¬
gelegt werden und doch nur ein Mitglied wählen, außerdem war die vor¬
geschlagene Gruppirung durchaus fehlerhaft, weil die betreffenden Flecken geo¬
graphisch getrennt und soviel durchaus verschieden waren. Lord Stanley und
Disraeli konnten daher diesen Vorschlag mit Recht angreifen, die Stellung des
Ministeriums ward immer schwächer und seine Gegner brachten es schließlich
mit Hilfe der Mittelpartei, der sogenannten Adullamitcn, in Minorität. Lord
Rüssel trat zurück und Lord Derby bildete das gegenwärtige Cabinet. Die
Session war inzwischen so weit vorgerückt, daß nicht mehr die Rede von einer
Wiederaufnahme der Frage sein konnte, welche damit auf das nächste Jahr
vertagt wurde. Dies ist in kurzen Zügen die bisherige Geschichte der Reform,
sehen wir im nächsten Artikel, wie die Parteien zu ihr stehen und welches
ihre Aussichten sind.
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