Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.ersehen, wie weit diese dazu beigetragen haben, den Conflict zu schärfen;*) im Sehr zu wünschen ist, daß es dem berliner Oberkirchenroth gelingen möge, Daß Landsleute, unter ihnen sonor ein Genera lconsul. ihrem eignen Prediger Zwistig-
keiten bereitete", ist freilich sehr zu bedauern. Aber über gar manche Punkte, um die es sich hier handelte, z. V. über die Frage, ob es vom evangelischen und pädagogische" Standpunkt statthaft sei, die ganze Bibel (das Alle wie das Neue Testament) alö Schulbuch in Elementar¬ schulen zu brauche" -- lähn sich allerdings streiten. ersehen, wie weit diese dazu beigetragen haben, den Conflict zu schärfen;*) im Sehr zu wünschen ist, daß es dem berliner Oberkirchenroth gelingen möge, Daß Landsleute, unter ihnen sonor ein Genera lconsul. ihrem eignen Prediger Zwistig-
keiten bereitete», ist freilich sehr zu bedauern. Aber über gar manche Punkte, um die es sich hier handelte, z. V. über die Frage, ob es vom evangelischen und pädagogische» Standpunkt statthaft sei, die ganze Bibel (das Alle wie das Neue Testament) alö Schulbuch in Elementar¬ schulen zu brauche» — lähn sich allerdings streiten. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0208" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/190367"/> <p xml:id="ID_701" prev="#ID_700"> ersehen, wie weit diese dazu beigetragen haben, den Conflict zu schärfen;*) im<lb/> Wesentlichen ist doch anzuerkennen, daß es Männer von reinem, edlen Willen<lb/> waren, die. während sie oft nur durch angestrengteste Thätigkeit den kümmer¬<lb/> lichen Lebensunterhalt für ihre Familien erringen konnten (der Gehalt des<lb/> einen, 600 Milreis — circa 450 Thaler — reichte eben nur zur Beschaffung<lb/> der Wohnung), mit rastlosem Eifer die Kirche ihres Bekenntnisses zu bauen<lb/> suchten; die sich auch nicht durch ihre Principien über reelle Nothstände in der<lb/> Gemeinde verblendeten (wie sie z. B. die Ermöglichung der Ehescheidung als<lb/> ein dringendes Bedürfniß derselben forderten) und die im beständigen Kampfe<lb/> mit den vielen unlautern und schmählich indifferenten Gemeindegliedern oft in<lb/> großen Schaden gekommen sind, wie z, B. der treffliche F. Ap6-Lallemand (der<lb/> Bruder des berühmten Reisenden), der, um seine Stelle nur endlich aufgeben zu<lb/> können, die ihm durch Chikanen völlig unhaltbar gemacht worden war, dafür<lb/> auf den Anspruch einer Anstellung in Preußen verzichten mußte; während<lb/> wieder andere durch klimatische Krankheiten geschwächt, von jenen endlosen Miß-<lb/> Helligkeiten vollends aufgerieben, den Keim des sicheren Todes in die Heimath<lb/> hinübernahmen. wie der rührige junge Streiter, dessen Biographie hier vorliegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_702"> Sehr zu wünschen ist, daß es dem berliner Oberkirchenroth gelingen möge,<lb/> mit Aufbietung aller Mittel und sorgsamer Wahl der geeigneten Persönlichkeiten<lb/> jenes Reich, soweit es evangelische Elemente darbietet, zu einer einheitlich be¬<lb/> herrschten und wohl organisirten kirchlichen Provinz zu gewinnen. Dies wäre<lb/> nicht nur ein unnennbarer Segen für so viele Redliche unter unseren deutschen<lb/> Glaubcnsbrüdcrn jenseits des Oceans, sondern in noch höherem Grade eilte<lb/> moralische und zugleich politische Eroberung unseres jugendlich erblühenden<lb/> Großstaats, die für die Zukunft von großer Wichtigkeit werden kann. —</p><lb/> <note xml:id="FID_11" place="foot"> Daß Landsleute, unter ihnen sonor ein Genera lconsul. ihrem eignen Prediger Zwistig-<lb/> keiten bereitete», ist freilich sehr zu bedauern. Aber über gar manche Punkte, um die es sich<lb/> hier handelte, z. V. über die Frage, ob es vom evangelischen und pädagogische» Standpunkt<lb/> statthaft sei, die ganze Bibel (das Alle wie das Neue Testament) alö Schulbuch in Elementar¬<lb/> schulen zu brauche» — lähn sich allerdings streiten.</note><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0208]
ersehen, wie weit diese dazu beigetragen haben, den Conflict zu schärfen;*) im
Wesentlichen ist doch anzuerkennen, daß es Männer von reinem, edlen Willen
waren, die. während sie oft nur durch angestrengteste Thätigkeit den kümmer¬
lichen Lebensunterhalt für ihre Familien erringen konnten (der Gehalt des
einen, 600 Milreis — circa 450 Thaler — reichte eben nur zur Beschaffung
der Wohnung), mit rastlosem Eifer die Kirche ihres Bekenntnisses zu bauen
suchten; die sich auch nicht durch ihre Principien über reelle Nothstände in der
Gemeinde verblendeten (wie sie z. B. die Ermöglichung der Ehescheidung als
ein dringendes Bedürfniß derselben forderten) und die im beständigen Kampfe
mit den vielen unlautern und schmählich indifferenten Gemeindegliedern oft in
großen Schaden gekommen sind, wie z, B. der treffliche F. Ap6-Lallemand (der
Bruder des berühmten Reisenden), der, um seine Stelle nur endlich aufgeben zu
können, die ihm durch Chikanen völlig unhaltbar gemacht worden war, dafür
auf den Anspruch einer Anstellung in Preußen verzichten mußte; während
wieder andere durch klimatische Krankheiten geschwächt, von jenen endlosen Miß-
Helligkeiten vollends aufgerieben, den Keim des sicheren Todes in die Heimath
hinübernahmen. wie der rührige junge Streiter, dessen Biographie hier vorliegt.
Sehr zu wünschen ist, daß es dem berliner Oberkirchenroth gelingen möge,
mit Aufbietung aller Mittel und sorgsamer Wahl der geeigneten Persönlichkeiten
jenes Reich, soweit es evangelische Elemente darbietet, zu einer einheitlich be¬
herrschten und wohl organisirten kirchlichen Provinz zu gewinnen. Dies wäre
nicht nur ein unnennbarer Segen für so viele Redliche unter unseren deutschen
Glaubcnsbrüdcrn jenseits des Oceans, sondern in noch höherem Grade eilte
moralische und zugleich politische Eroberung unseres jugendlich erblühenden
Großstaats, die für die Zukunft von großer Wichtigkeit werden kann. —
Daß Landsleute, unter ihnen sonor ein Genera lconsul. ihrem eignen Prediger Zwistig-
keiten bereitete», ist freilich sehr zu bedauern. Aber über gar manche Punkte, um die es sich
hier handelte, z. V. über die Frage, ob es vom evangelischen und pädagogische» Standpunkt
statthaft sei, die ganze Bibel (das Alle wie das Neue Testament) alö Schulbuch in Elementar¬
schulen zu brauche» — lähn sich allerdings streiten.
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