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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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Wohl bekomm' es dir, Hans Narr;
Nein so kann es nicht mehr gehen!
Ja, ich laufe gleich davon!
Gute Nacht, mein Herr Patron!
O daß ihm der Spaß bekomme!
Drinnen löset mein Geselle
Und ich friere auf der Schwelle.
Aber he! -- beim Elemente!
Lärmen giebt es wieder hier
Leporello sich' dich für. (Er salviret sich.) u. f. f.

Der Don Juan wurde bereits 1789 in Mannheim, Bonn und Hamburg
und 1790 auch in Berlin mit deutschem Texte aufgeführt. Wer diese Ueber-
setzungen gemacht hat, vermögen wir nicht anzugeben; wahrscheinlich waren sie,
wie dies gewöhnlich so geht, in der Eile verfertigt und als ganz werthlos später
wieder vergessen worden. Aber eine Übertragung aus dem Jahre 1789 und
zwar eine höchst interessante, hat sich glücklicherweise erhalten. Sie wurde von
dem donner Kapellmeister E. G. Reese. einem literarisch gebildeten und schriftstelle¬
risch geübten Manne gemacht und hat zunächst nur die Eigenthümlichkeit, daß der
Titel und das Personal durchweg und höchst auffallend verändert ist. Die
Oper heißt:

Der bestrafte Wollüstling oder der Krug geht so lange zu Wasser.
bis er bricht.

Ein komisches Singspiel in zwei Auszügen, nach der Musik des Herrn Kapell¬
meisters Mozart.*)

Personen:

Hans von Schwänkereich, ein reicher Edelmann.
Fräulein Mariane, Geliebte des
Herrn v. Frischblut.
Der Stadtgouverneur. Vater der Fräulein Maräne.
Fräulein Elvire aus Burgos, ein von Herrn v. Schwänkereich Verlassenes
Frauenzimmer.
Fickfack, Bedienter des Herrn v. Schwänkereich.
Gürge, ein Bauer, Liebhaber von
Röschen, einer Bäuerin.

Abgesehen von dieser geschmacklosen Umschreibung ist die Arbeit Necfes
gar nicht so übel und man darf unbedenklich behaupten, daß sie allen folgenden
Uebersetzungen zur Grundlage diente. Jedenfalls benutzte sie Schröder in Ham¬
burg und Rochlitz in Leipzig, dessen Uebertragung ja heute noch (leider!) in fast



") In Leipzig, wo Don Juan 17S6 zum ersten Male aufgeführt wurde, lautet der
Theaterzettel: "Der gestrafte Ausschweifende".
Grenzboten I. 1867, 24
Wohl bekomm' es dir, Hans Narr;
Nein so kann es nicht mehr gehen!
Ja, ich laufe gleich davon!
Gute Nacht, mein Herr Patron!
O daß ihm der Spaß bekomme!
Drinnen löset mein Geselle
Und ich friere auf der Schwelle.
Aber he! — beim Elemente!
Lärmen giebt es wieder hier
Leporello sich' dich für. (Er salviret sich.) u. f. f.

Der Don Juan wurde bereits 1789 in Mannheim, Bonn und Hamburg
und 1790 auch in Berlin mit deutschem Texte aufgeführt. Wer diese Ueber-
setzungen gemacht hat, vermögen wir nicht anzugeben; wahrscheinlich waren sie,
wie dies gewöhnlich so geht, in der Eile verfertigt und als ganz werthlos später
wieder vergessen worden. Aber eine Übertragung aus dem Jahre 1789 und
zwar eine höchst interessante, hat sich glücklicherweise erhalten. Sie wurde von
dem donner Kapellmeister E. G. Reese. einem literarisch gebildeten und schriftstelle¬
risch geübten Manne gemacht und hat zunächst nur die Eigenthümlichkeit, daß der
Titel und das Personal durchweg und höchst auffallend verändert ist. Die
Oper heißt:

Der bestrafte Wollüstling oder der Krug geht so lange zu Wasser.
bis er bricht.

Ein komisches Singspiel in zwei Auszügen, nach der Musik des Herrn Kapell¬
meisters Mozart.*)

Personen:

Hans von Schwänkereich, ein reicher Edelmann.
Fräulein Mariane, Geliebte des
Herrn v. Frischblut.
Der Stadtgouverneur. Vater der Fräulein Maräne.
Fräulein Elvire aus Burgos, ein von Herrn v. Schwänkereich Verlassenes
Frauenzimmer.
Fickfack, Bedienter des Herrn v. Schwänkereich.
Gürge, ein Bauer, Liebhaber von
Röschen, einer Bäuerin.

Abgesehen von dieser geschmacklosen Umschreibung ist die Arbeit Necfes
gar nicht so übel und man darf unbedenklich behaupten, daß sie allen folgenden
Uebersetzungen zur Grundlage diente. Jedenfalls benutzte sie Schröder in Ham¬
burg und Rochlitz in Leipzig, dessen Uebertragung ja heute noch (leider!) in fast



") In Leipzig, wo Don Juan 17S6 zum ersten Male aufgeführt wurde, lautet der
Theaterzettel: „Der gestrafte Ausschweifende".
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[0195] Wohl bekomm' es dir, Hans Narr; Nein so kann es nicht mehr gehen! Ja, ich laufe gleich davon! Gute Nacht, mein Herr Patron! O daß ihm der Spaß bekomme! Drinnen löset mein Geselle Und ich friere auf der Schwelle. Aber he! — beim Elemente! Lärmen giebt es wieder hier Leporello sich' dich für. (Er salviret sich.) u. f. f. Der Don Juan wurde bereits 1789 in Mannheim, Bonn und Hamburg und 1790 auch in Berlin mit deutschem Texte aufgeführt. Wer diese Ueber- setzungen gemacht hat, vermögen wir nicht anzugeben; wahrscheinlich waren sie, wie dies gewöhnlich so geht, in der Eile verfertigt und als ganz werthlos später wieder vergessen worden. Aber eine Übertragung aus dem Jahre 1789 und zwar eine höchst interessante, hat sich glücklicherweise erhalten. Sie wurde von dem donner Kapellmeister E. G. Reese. einem literarisch gebildeten und schriftstelle¬ risch geübten Manne gemacht und hat zunächst nur die Eigenthümlichkeit, daß der Titel und das Personal durchweg und höchst auffallend verändert ist. Die Oper heißt: Der bestrafte Wollüstling oder der Krug geht so lange zu Wasser. bis er bricht. Ein komisches Singspiel in zwei Auszügen, nach der Musik des Herrn Kapell¬ meisters Mozart.*) Personen: Hans von Schwänkereich, ein reicher Edelmann. Fräulein Mariane, Geliebte des Herrn v. Frischblut. Der Stadtgouverneur. Vater der Fräulein Maräne. Fräulein Elvire aus Burgos, ein von Herrn v. Schwänkereich Verlassenes Frauenzimmer. Fickfack, Bedienter des Herrn v. Schwänkereich. Gürge, ein Bauer, Liebhaber von Röschen, einer Bäuerin. Abgesehen von dieser geschmacklosen Umschreibung ist die Arbeit Necfes gar nicht so übel und man darf unbedenklich behaupten, daß sie allen folgenden Uebersetzungen zur Grundlage diente. Jedenfalls benutzte sie Schröder in Ham¬ burg und Rochlitz in Leipzig, dessen Uebertragung ja heute noch (leider!) in fast ") In Leipzig, wo Don Juan 17S6 zum ersten Male aufgeführt wurde, lautet der Theaterzettel: „Der gestrafte Ausschweifende". Grenzboten I. 1867, 24

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/195>, abgerufen am 22.07.2024.