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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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Eigenschaften besitzt jedes Buch, das dieses Zeichen aufweist, es ist mit einer
in Deutschland durchschnittlich unbekannten Eleganz und Vornehmheit ausgestattet
und es ist trotzdem zu einem Preise käuflich, wie er auf dem deutschen Bücher¬
markt sonst nicht üblich ist. Auch die Bavana nimmt Theil an diesen beiden
Vorzügen: aus dem Kreise der verwandten Bücher, also unserer deutschen Landes¬
und Volkskunde, läßt sich ihr kein einziges in der einen wie andern Hinsicht
an die Seite stellen. Dazu mag auch noch gleichfalls als ein nicht geringer
Vorzug gerechnet werden, daß sie mit einer in Deutschland sonst ungesehenen
Naschheit gefördert worden ist. Im Jahre 1860 erschienen die beiden ersten
Bände. Herbst 1866 der siebente, dem der achte und letzte bald folgen wird.
Da dieser Schlußband die überrheinischen Theile Bayerns, die Nheinpfolz um¬
faßt, so darf mit dem, was bereits erschienen ist, die eigentliche Aufgabe der
Bavana für gelöst gelten. Denn jene rheinischen Lande und Leute hängen,
wie männiglich sattsam weiß, so lose an dem sonst kräftig-derben Rumpfe des
bayerischen Staates, daß man sie und nicht blos auf dem Papier, recht Wohl
ganz abgetrennt denken kann, ohne daß jener etwas von seiner natürlichen Kraft
verlieren würde. Die äußere Vollständigkeit erheischt freilich auch die Berück-
sichtigung jener Glieder, die man in mehr als einem Sinne grade von dem
Standpunkt aus, welchen die Bavana durchweg zur Geltung zu bringen sucht,
unorganisch nennen mußte. Aber eben deshalb mag es auch erlaubt sein, schon
jetzt das ganze Werk als ein fertiges zu betrachten und zu beurtheilen.

Den stattlichen acht Bänden -- jeder hat im Durchschnitt fast 600 Seiten
größtes Octav -- oder, wenn wir der Bezeichnung des Buches selbst folgen,
den vier Bänden in je zwei Abtheilungen, ist auch noch eine brauchbare Zugabe
gratis durch die Munificenz des königlichen Urhebers und Protectors beigefügt,
eine Uebersichlskarte des diesseitigen Bayerns, also mit Ausschluß der Rhein¬
pfalz, in nicht weniger als fünfzehn Blättern Großfolio. Die Karte kann dem¬
nach, trotz ihres anspruchslose" Titels, schon ziemlich ins Detail der geographischen
und topographische" Darstellung eingehn. Es liegt ihr die große bayerische
Generalstabskarte zu Grunde, denn billigerweise kann man für den Zweck, den
sie zu erfülle" hat, l'are vollständige Neuarbeit verlangen. Nach jener, deren
Zuverlässigkeit freilich durch allbekannte Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit
nicht über allen Zweifel erhaben sein dürfte, ist diese auf galvanvplastischcm
Wege copirt. Es sind saubere Blätter, nur infolge des Verfahrens bei ihrer'
Herstellung mitunter etwas undeutlich in der Darstellung des Terrains. Doch
da sie dem .Käufer des Werkes rein geschenkt werden, hat er auch kein Recht
sie zu tadeln. Da der Preis jedes Halbbandes etwa zwei Thaler beträgt, so
sind diese Kalten wirklich und nicht blos nominell, wie in andern Fällen, eine
Graels^ugabe. Einen seltsamen Eindruck macht es, daß eine Anzahl davon,
welche nach der Abiheilung des zu Grunde gelegten quadratischen Netzes blos


Eigenschaften besitzt jedes Buch, das dieses Zeichen aufweist, es ist mit einer
in Deutschland durchschnittlich unbekannten Eleganz und Vornehmheit ausgestattet
und es ist trotzdem zu einem Preise käuflich, wie er auf dem deutschen Bücher¬
markt sonst nicht üblich ist. Auch die Bavana nimmt Theil an diesen beiden
Vorzügen: aus dem Kreise der verwandten Bücher, also unserer deutschen Landes¬
und Volkskunde, läßt sich ihr kein einziges in der einen wie andern Hinsicht
an die Seite stellen. Dazu mag auch noch gleichfalls als ein nicht geringer
Vorzug gerechnet werden, daß sie mit einer in Deutschland sonst ungesehenen
Naschheit gefördert worden ist. Im Jahre 1860 erschienen die beiden ersten
Bände. Herbst 1866 der siebente, dem der achte und letzte bald folgen wird.
Da dieser Schlußband die überrheinischen Theile Bayerns, die Nheinpfolz um¬
faßt, so darf mit dem, was bereits erschienen ist, die eigentliche Aufgabe der
Bavana für gelöst gelten. Denn jene rheinischen Lande und Leute hängen,
wie männiglich sattsam weiß, so lose an dem sonst kräftig-derben Rumpfe des
bayerischen Staates, daß man sie und nicht blos auf dem Papier, recht Wohl
ganz abgetrennt denken kann, ohne daß jener etwas von seiner natürlichen Kraft
verlieren würde. Die äußere Vollständigkeit erheischt freilich auch die Berück-
sichtigung jener Glieder, die man in mehr als einem Sinne grade von dem
Standpunkt aus, welchen die Bavana durchweg zur Geltung zu bringen sucht,
unorganisch nennen mußte. Aber eben deshalb mag es auch erlaubt sein, schon
jetzt das ganze Werk als ein fertiges zu betrachten und zu beurtheilen.

Den stattlichen acht Bänden — jeder hat im Durchschnitt fast 600 Seiten
größtes Octav — oder, wenn wir der Bezeichnung des Buches selbst folgen,
den vier Bänden in je zwei Abtheilungen, ist auch noch eine brauchbare Zugabe
gratis durch die Munificenz des königlichen Urhebers und Protectors beigefügt,
eine Uebersichlskarte des diesseitigen Bayerns, also mit Ausschluß der Rhein¬
pfalz, in nicht weniger als fünfzehn Blättern Großfolio. Die Karte kann dem¬
nach, trotz ihres anspruchslose» Titels, schon ziemlich ins Detail der geographischen
und topographische» Darstellung eingehn. Es liegt ihr die große bayerische
Generalstabskarte zu Grunde, denn billigerweise kann man für den Zweck, den
sie zu erfülle» hat, l'are vollständige Neuarbeit verlangen. Nach jener, deren
Zuverlässigkeit freilich durch allbekannte Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit
nicht über allen Zweifel erhaben sein dürfte, ist diese auf galvanvplastischcm
Wege copirt. Es sind saubere Blätter, nur infolge des Verfahrens bei ihrer'
Herstellung mitunter etwas undeutlich in der Darstellung des Terrains. Doch
da sie dem .Käufer des Werkes rein geschenkt werden, hat er auch kein Recht
sie zu tadeln. Da der Preis jedes Halbbandes etwa zwei Thaler beträgt, so
sind diese Kalten wirklich und nicht blos nominell, wie in andern Fällen, eine
Graels^ugabe. Einen seltsamen Eindruck macht es, daß eine Anzahl davon,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/142>, abgerufen am 22.12.2024.