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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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geschleppt wurde und sich fortwährend guten Wetters erfreute. Bei der Probe¬
fahrt, die er mit dem preußischen Panzerschiffe in Kiel anstellte, hat letz¬
teres ihn nicht blos bedeutend hinter sich gelassen, sondern ist sogar rund um
ihn herumgelaufen -- der glänzendste Beweis Von Ueberlegenheit, der über¬
haupt geliefert werden kann. Diese Thatsache wiegt um so schwerer, als heut¬
zutage die Schnelligkeit, mit der ma" sich dem Gegner entziehen oder ihn ver¬
folgen kann, oder mit der man ihm die Flanke einzurennen vermag, die aller-
wichtigste Eigenschaft jedes Kriegsschiffs ist. Die Seeschlacht bei Lissa hat in
dieser Beziehung allen Zweifeln ein Ende gemacht. Ein Theil der Langsamkeit
des Miantonomoh ist übrigens auch der Form seines Borschiffs zuzuschreiben,
welches überdies nicht einmal, wie die meisten englischen und französischen
Panzerschiffe mit einer Spitze oder Schneide zum Einrennen feindlicher Fahr¬
zeuge versehn ist. Auch die Form des Hinterschiffs ist wenig geschickt, wenn
auch vortheilhafter, als sich nach der Form des Deckes schließen läßt; er ist
nämlich nach dem neuen Princip mit zwei Schrauben, einer auf jeder
Seite des Steuerruders, versehen, um leichter wenden zu können, und zum
Schutz der Schrauben wie des Steuers ist das Deck hinten weit über letztere
überragend gebaut worden.

Die Höbe des Decks über Wasser beträgt blos etwa 3 Fuß (wir maßen
nur 2 Fuß 8 Zoll), im Gefecht sogar nur 6 Zoll, da da-? Schiff durch Ein¬
nehmen von Wasserballast noch gesenkt werden kann, um dem Gegner weniger
Zielfläche darzubieten. So weit es aus dem Wasser herausragt (3 Fuß) und
noch 6 Fuß tiefer unter der Wasserlinie ist es mit 6 über einander gemieteten
zolldicken Eisenplatten gepanzert, die ihrerseits auf 3 Fuß dicken Widerlager
von bestem Eichenholz aufgebolzt sind. Das Deck besteht aus übereinander be¬
festigten etwa zolldicken Eisenplatten von Zoll Stärke im Ganzen, und
ruht auf 18 Zoll dicken eichenen Deckbalken, während es selbst oben noch mit
3 Zoll dicken gewöhnlichen Planken belegt ist, so daß es wie ein gewöhnliches
Schiffsdeck aussieht. Aus diesem Plankcnboden des Decks ragen nun an ver¬
schiedenen Stellen eiserne Klampen und Ringe zum Belegen und Festmachen von
Tauen hervor, und am Rande des Decks erheben sich an jedem Bord 4 Darieh
(Stützen, in welchen die Boote hängen,- und die sich beim Klarmachen zum Ge¬
fecht wegnehme" lassen), während aus der Spitze an jedem Ende des Schiffs
je eine Flaggenstange in die Luft ragt und außerdem nach vorn die Krahn-
ballc" und anderweiten Ankervorrichtungen angebracht sind: sonst aber ist, ab¬
gesehen von den Thürmen und dem Raum zwischen ihnen, das ganze Deck eine
flache Platform ohne irgendwelche Unterbrechung, ohne irgendeins der Aus¬
rüstungsobjecte; durch welche der Anblick anderer Schiffe so reiche Mannigfaltig¬
keit erhält. Nicht einmal eine Schanzklcidung, eine Brüstung umgiebt das Deck


geschleppt wurde und sich fortwährend guten Wetters erfreute. Bei der Probe¬
fahrt, die er mit dem preußischen Panzerschiffe in Kiel anstellte, hat letz¬
teres ihn nicht blos bedeutend hinter sich gelassen, sondern ist sogar rund um
ihn herumgelaufen — der glänzendste Beweis Von Ueberlegenheit, der über¬
haupt geliefert werden kann. Diese Thatsache wiegt um so schwerer, als heut¬
zutage die Schnelligkeit, mit der ma» sich dem Gegner entziehen oder ihn ver¬
folgen kann, oder mit der man ihm die Flanke einzurennen vermag, die aller-
wichtigste Eigenschaft jedes Kriegsschiffs ist. Die Seeschlacht bei Lissa hat in
dieser Beziehung allen Zweifeln ein Ende gemacht. Ein Theil der Langsamkeit
des Miantonomoh ist übrigens auch der Form seines Borschiffs zuzuschreiben,
welches überdies nicht einmal, wie die meisten englischen und französischen
Panzerschiffe mit einer Spitze oder Schneide zum Einrennen feindlicher Fahr¬
zeuge versehn ist. Auch die Form des Hinterschiffs ist wenig geschickt, wenn
auch vortheilhafter, als sich nach der Form des Deckes schließen läßt; er ist
nämlich nach dem neuen Princip mit zwei Schrauben, einer auf jeder
Seite des Steuerruders, versehen, um leichter wenden zu können, und zum
Schutz der Schrauben wie des Steuers ist das Deck hinten weit über letztere
überragend gebaut worden.

Die Höbe des Decks über Wasser beträgt blos etwa 3 Fuß (wir maßen
nur 2 Fuß 8 Zoll), im Gefecht sogar nur 6 Zoll, da da-? Schiff durch Ein¬
nehmen von Wasserballast noch gesenkt werden kann, um dem Gegner weniger
Zielfläche darzubieten. So weit es aus dem Wasser herausragt (3 Fuß) und
noch 6 Fuß tiefer unter der Wasserlinie ist es mit 6 über einander gemieteten
zolldicken Eisenplatten gepanzert, die ihrerseits auf 3 Fuß dicken Widerlager
von bestem Eichenholz aufgebolzt sind. Das Deck besteht aus übereinander be¬
festigten etwa zolldicken Eisenplatten von Zoll Stärke im Ganzen, und
ruht auf 18 Zoll dicken eichenen Deckbalken, während es selbst oben noch mit
3 Zoll dicken gewöhnlichen Planken belegt ist, so daß es wie ein gewöhnliches
Schiffsdeck aussieht. Aus diesem Plankcnboden des Decks ragen nun an ver¬
schiedenen Stellen eiserne Klampen und Ringe zum Belegen und Festmachen von
Tauen hervor, und am Rande des Decks erheben sich an jedem Bord 4 Darieh
(Stützen, in welchen die Boote hängen,- und die sich beim Klarmachen zum Ge¬
fecht wegnehme» lassen), während aus der Spitze an jedem Ende des Schiffs
je eine Flaggenstange in die Luft ragt und außerdem nach vorn die Krahn-
ballc» und anderweiten Ankervorrichtungen angebracht sind: sonst aber ist, ab¬
gesehen von den Thürmen und dem Raum zwischen ihnen, das ganze Deck eine
flache Platform ohne irgendwelche Unterbrechung, ohne irgendeins der Aus¬
rüstungsobjecte; durch welche der Anblick anderer Schiffe so reiche Mannigfaltig¬
keit erhält. Nicht einmal eine Schanzklcidung, eine Brüstung umgiebt das Deck


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/134>, abgerufen am 22.12.2024.