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Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band.

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stellenweise zu weit. So kann doch sicherlich die Verurtheilung Neys nur
unter bedenklichster Verwirrung aller lltechlsbegriffe ein "politischer Mord" ge¬
nannt werben. 'Abgesehen von solchen Einzelheiten muh man zugestehen, daß
der Verfasser nicht nur etwas Iiueressanles, sondern auch Verdienstliches ge¬
liefert hat.

Welt minder gelungen ist sein neuestes Buch:


Polignac. Historisch-polnischer !)tvman in zwei Bänden. Ebendaselbst.

Schmidt-Weißenfels bekämpft hier die Willkür und ÄewaltlhäNgteit des
Absolutismus, indem er uns das französische Ministerium der Preßvrdvnnanzen
und dessen Gegner darzustellen versucht. Aber ein deutliches Bild von den da¬
maligen Zuständen Frankreichs erhallen wir nicht, namentlich nicht Von dem
französischen Geiste, der jene Tage durchspricht. Was wir zu erkennen vermögen,
ist nur die Absicht, nur Gedanken, die in steif geschnittenen Schablonenfiguren
verkörpert sind, enim Kampf gegen gewisse Zustände unseres Vaterlandes ein¬
zugehen, der in dieser Gestalt grötzlenlheils bereits zum Anachronismus ge¬
worden ist. Keine rührigen, pratlljchen Franzosen bevölkern dieses Buch, Mdern
fast nur schwerjällige Ideologen, deren Deutschthum sich auch äußerlich lo wenig
verläugnet, daß einer unter ihnen, Gras Quömvnl, seinen zum Constuutiona-
lismus umgeschlagenen Sohn einen "Schwärmer Marquis Posa" nennt. Das
Buch ist ein in bester Absicht ulllernommener, aber in der Ausführung ver¬
kümmerter Versuch. Die Skizzen aus dem Leben der Heimath, die der Ver¬
fasser in einem früheren Werke mit geschickter Hand gezeichnet hat, sind jeden¬
falls das geeignetere Feld für seine Thängkelt.

Zum Schluß wenden wir den Blick auf eine Tendcnzschrist wider den
Katholicismus, deren Titel anziehend genug klingt:


Verlorene Seelen, lltoman in 3 Bänden von Leo Wolfram, Verfasser
der viLLolvillA views. Berlin, Janke.

Der Auior klagt über die Schwierigkeit, für unser jetziges verwöhntes
Publikum einen pikanten Romanansang zu bieten, findet ihn indessen glücklich
in einer schlüpfrigen Situation. Doch wird der Leser, den der Anfang ge¬
winnen sollte, bald ernüchtert. Das wäre nicht schlimm, wenn nur das übrige
Buch nicht zu sehr mit langweiligen theologischen Streitigkeiten angefüllt wäre,
die wiederum in ihrer Seichtheit und Unzulänglichkeit den tiefer Gebildeten ab¬
stoßen. Die beiden verlorenen Seelen sind: weibllcherseus eine Dame, die, um
sich scheiden zu lassen, Protestantin wirb und als angehender Freigeist sich be¬
sonders mit Laugnung der persönlichen Unsterblichkeit hervorthut; männlicher-
seits ein Geistlicher ans vornehmer Familie, der durch naturwissenschaftliche
Studien seinem Stand entfremdet, >n demselben doch unter allerhand Schwan¬
kungen verharrt, bis seine Oberen, da sie ihre Hoffnung, sein Erbe zu er¬
schleichen, vereitelt sehen, ihn unter lügnerischen Vorspiegelungen in ein Kloster
locken und dort als Sträfling gefangen halte"; dies endlich bewirkt, nachdem
es ihm gelungen, zu entkommen, seine Bekehrung zum Protestantismus und
die Vermählung nut der andern "verlorenen Seele". Die Geistlichkeit stiehlt
in diesem Buche kostbare Diamanten und schiebt dasür geringere unter; sie
dingt den ersten besten Lump, um zu einer gläubigen Christin die Geisterstimmen
ihrer verstorbenen Aeltern reden zu lassen und das Mädchen dadurch zu einer
unnatürlichen Ehe zu bestimmen; versteht sich^ wieder um Geld zu erpressen,
-- und tgi. mehr. Wer solche selbstgemachte Strohpuppen verbrennt, hat frei¬
lich leichtes Spiel, aber in Wahrheit fehlt ihm von den realen geistigen Mächten,
über die der Katholicismus gebietet, jeder Begriff und er besitzt daher für die
Bekämpfung desselben den allergeringsten Beruf. -- Die Entwicklung ist nach¬
lässig und erfordert beständige Einschaltungen und Nachträge; der Stil ist un¬
d. rein, mit Fremdwörtern und Provilicialismen gleichsam gespickt. --




Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Verlag von F. L. Hcrbig. -- Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

stellenweise zu weit. So kann doch sicherlich die Verurtheilung Neys nur
unter bedenklichster Verwirrung aller lltechlsbegriffe ein „politischer Mord" ge¬
nannt werben. 'Abgesehen von solchen Einzelheiten muh man zugestehen, daß
der Verfasser nicht nur etwas Iiueressanles, sondern auch Verdienstliches ge¬
liefert hat.

Welt minder gelungen ist sein neuestes Buch:


Polignac. Historisch-polnischer !)tvman in zwei Bänden. Ebendaselbst.

Schmidt-Weißenfels bekämpft hier die Willkür und ÄewaltlhäNgteit des
Absolutismus, indem er uns das französische Ministerium der Preßvrdvnnanzen
und dessen Gegner darzustellen versucht. Aber ein deutliches Bild von den da¬
maligen Zuständen Frankreichs erhallen wir nicht, namentlich nicht Von dem
französischen Geiste, der jene Tage durchspricht. Was wir zu erkennen vermögen,
ist nur die Absicht, nur Gedanken, die in steif geschnittenen Schablonenfiguren
verkörpert sind, enim Kampf gegen gewisse Zustände unseres Vaterlandes ein¬
zugehen, der in dieser Gestalt grötzlenlheils bereits zum Anachronismus ge¬
worden ist. Keine rührigen, pratlljchen Franzosen bevölkern dieses Buch, Mdern
fast nur schwerjällige Ideologen, deren Deutschthum sich auch äußerlich lo wenig
verläugnet, daß einer unter ihnen, Gras Quömvnl, seinen zum Constuutiona-
lismus umgeschlagenen Sohn einen „Schwärmer Marquis Posa" nennt. Das
Buch ist ein in bester Absicht ulllernommener, aber in der Ausführung ver¬
kümmerter Versuch. Die Skizzen aus dem Leben der Heimath, die der Ver¬
fasser in einem früheren Werke mit geschickter Hand gezeichnet hat, sind jeden¬
falls das geeignetere Feld für seine Thängkelt.

Zum Schluß wenden wir den Blick auf eine Tendcnzschrist wider den
Katholicismus, deren Titel anziehend genug klingt:


Verlorene Seelen, lltoman in 3 Bänden von Leo Wolfram, Verfasser
der viLLolvillA views. Berlin, Janke.

Der Auior klagt über die Schwierigkeit, für unser jetziges verwöhntes
Publikum einen pikanten Romanansang zu bieten, findet ihn indessen glücklich
in einer schlüpfrigen Situation. Doch wird der Leser, den der Anfang ge¬
winnen sollte, bald ernüchtert. Das wäre nicht schlimm, wenn nur das übrige
Buch nicht zu sehr mit langweiligen theologischen Streitigkeiten angefüllt wäre,
die wiederum in ihrer Seichtheit und Unzulänglichkeit den tiefer Gebildeten ab¬
stoßen. Die beiden verlorenen Seelen sind: weibllcherseus eine Dame, die, um
sich scheiden zu lassen, Protestantin wirb und als angehender Freigeist sich be¬
sonders mit Laugnung der persönlichen Unsterblichkeit hervorthut; männlicher-
seits ein Geistlicher ans vornehmer Familie, der durch naturwissenschaftliche
Studien seinem Stand entfremdet, >n demselben doch unter allerhand Schwan¬
kungen verharrt, bis seine Oberen, da sie ihre Hoffnung, sein Erbe zu er¬
schleichen, vereitelt sehen, ihn unter lügnerischen Vorspiegelungen in ein Kloster
locken und dort als Sträfling gefangen halte»; dies endlich bewirkt, nachdem
es ihm gelungen, zu entkommen, seine Bekehrung zum Protestantismus und
die Vermählung nut der andern „verlorenen Seele". Die Geistlichkeit stiehlt
in diesem Buche kostbare Diamanten und schiebt dasür geringere unter; sie
dingt den ersten besten Lump, um zu einer gläubigen Christin die Geisterstimmen
ihrer verstorbenen Aeltern reden zu lassen und das Mädchen dadurch zu einer
unnatürlichen Ehe zu bestimmen; versteht sich^ wieder um Geld zu erpressen,
— und tgi. mehr. Wer solche selbstgemachte Strohpuppen verbrennt, hat frei¬
lich leichtes Spiel, aber in Wahrheit fehlt ihm von den realen geistigen Mächten,
über die der Katholicismus gebietet, jeder Begriff und er besitzt daher für die
Bekämpfung desselben den allergeringsten Beruf. — Die Entwicklung ist nach¬
lässig und erfordert beständige Einschaltungen und Nachträge; der Stil ist un¬
d. rein, mit Fremdwörtern und Provilicialismen gleichsam gespickt. —




Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Verlag von F. L. Hcrbig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.
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[0130] stellenweise zu weit. So kann doch sicherlich die Verurtheilung Neys nur unter bedenklichster Verwirrung aller lltechlsbegriffe ein „politischer Mord" ge¬ nannt werben. 'Abgesehen von solchen Einzelheiten muh man zugestehen, daß der Verfasser nicht nur etwas Iiueressanles, sondern auch Verdienstliches ge¬ liefert hat. Welt minder gelungen ist sein neuestes Buch: Polignac. Historisch-polnischer !)tvman in zwei Bänden. Ebendaselbst. Schmidt-Weißenfels bekämpft hier die Willkür und ÄewaltlhäNgteit des Absolutismus, indem er uns das französische Ministerium der Preßvrdvnnanzen und dessen Gegner darzustellen versucht. Aber ein deutliches Bild von den da¬ maligen Zuständen Frankreichs erhallen wir nicht, namentlich nicht Von dem französischen Geiste, der jene Tage durchspricht. Was wir zu erkennen vermögen, ist nur die Absicht, nur Gedanken, die in steif geschnittenen Schablonenfiguren verkörpert sind, enim Kampf gegen gewisse Zustände unseres Vaterlandes ein¬ zugehen, der in dieser Gestalt grötzlenlheils bereits zum Anachronismus ge¬ worden ist. Keine rührigen, pratlljchen Franzosen bevölkern dieses Buch, Mdern fast nur schwerjällige Ideologen, deren Deutschthum sich auch äußerlich lo wenig verläugnet, daß einer unter ihnen, Gras Quömvnl, seinen zum Constuutiona- lismus umgeschlagenen Sohn einen „Schwärmer Marquis Posa" nennt. Das Buch ist ein in bester Absicht ulllernommener, aber in der Ausführung ver¬ kümmerter Versuch. Die Skizzen aus dem Leben der Heimath, die der Ver¬ fasser in einem früheren Werke mit geschickter Hand gezeichnet hat, sind jeden¬ falls das geeignetere Feld für seine Thängkelt. Zum Schluß wenden wir den Blick auf eine Tendcnzschrist wider den Katholicismus, deren Titel anziehend genug klingt: Verlorene Seelen, lltoman in 3 Bänden von Leo Wolfram, Verfasser der viLLolvillA views. Berlin, Janke. Der Auior klagt über die Schwierigkeit, für unser jetziges verwöhntes Publikum einen pikanten Romanansang zu bieten, findet ihn indessen glücklich in einer schlüpfrigen Situation. Doch wird der Leser, den der Anfang ge¬ winnen sollte, bald ernüchtert. Das wäre nicht schlimm, wenn nur das übrige Buch nicht zu sehr mit langweiligen theologischen Streitigkeiten angefüllt wäre, die wiederum in ihrer Seichtheit und Unzulänglichkeit den tiefer Gebildeten ab¬ stoßen. Die beiden verlorenen Seelen sind: weibllcherseus eine Dame, die, um sich scheiden zu lassen, Protestantin wirb und als angehender Freigeist sich be¬ sonders mit Laugnung der persönlichen Unsterblichkeit hervorthut; männlicher- seits ein Geistlicher ans vornehmer Familie, der durch naturwissenschaftliche Studien seinem Stand entfremdet, >n demselben doch unter allerhand Schwan¬ kungen verharrt, bis seine Oberen, da sie ihre Hoffnung, sein Erbe zu er¬ schleichen, vereitelt sehen, ihn unter lügnerischen Vorspiegelungen in ein Kloster locken und dort als Sträfling gefangen halte»; dies endlich bewirkt, nachdem es ihm gelungen, zu entkommen, seine Bekehrung zum Protestantismus und die Vermählung nut der andern „verlorenen Seele". Die Geistlichkeit stiehlt in diesem Buche kostbare Diamanten und schiebt dasür geringere unter; sie dingt den ersten besten Lump, um zu einer gläubigen Christin die Geisterstimmen ihrer verstorbenen Aeltern reden zu lassen und das Mädchen dadurch zu einer unnatürlichen Ehe zu bestimmen; versteht sich^ wieder um Geld zu erpressen, — und tgi. mehr. Wer solche selbstgemachte Strohpuppen verbrennt, hat frei¬ lich leichtes Spiel, aber in Wahrheit fehlt ihm von den realen geistigen Mächten, über die der Katholicismus gebietet, jeder Begriff und er besitzt daher für die Bekämpfung desselben den allergeringsten Beruf. — Die Entwicklung ist nach¬ lässig und erfordert beständige Einschaltungen und Nachträge; der Stil ist un¬ d. rein, mit Fremdwörtern und Provilicialismen gleichsam gespickt. — Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag. Verlag von F. L. Hcrbig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 26, 1867, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341805_190158/130>, abgerufen am 22.12.2024.