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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Jahrhunderte alter Bestrebungen entgegenführt? will man ejner Nechtscontinuität,
die keine Nechtscontinuität ist, das Gelingen eines "gewagten Unternehmens"
opfern, das die geistige Continuität mit den nationalen Ideen von 1848 in
sich trägt? will man immer wieder nach dem Unausführbaren streben, wo das
Ausführbare sichere Aussicht auf Erfüllung hat?

Unsere Antwort liegt in der Frage; unser Programm heißt: keine Grund¬
rechte, ein geeinigtes Deutschland; unser Feldruf ist: "frisch drauf"!




Literatur.

Geschichte des Landes Anhalt und seiner Fürsten. Von Gerhard
Heine. Köthen, 1866. Verlag von Eduard Heine.

Die Geschichte eines der kleinsten deutschen Kleinstaaten im Jahre 1866 dem
anhaltischcn "Volte" erzählt zu hören, hat fast etwas Rührendes. Denn dieses
historische Unternehmen gemahnt lebhaft an den Doppelsinn des "historischen" Inter¬
esses. Bis zu dem wahrscheinlich nicht mehr fernen Zeitpunkte indessen, von welchem
die kleinen Sonderexistenzen Deutschlands im Bewußtsein der zu ihren Jahren ge¬
kommenen Nation nur noch als Erinnerungen an Altvüterhausrath bestehen werden,
mag der vorliegende populäre Abriß der cmhaltinischcn Landesgeschichte als ein
brauchbares Nachschlagcbüchlein gern empfohlen werden. Ueberdies schreitet ja in
diesem kleinen Raume manche wackere Gestalt an uns vorüber, dcrelr Gedächtniß
zu bewahren nicht blos Pflicht des Specialpatrioten ist. Die Darstellung beruht
zwar nicht auf Originalforschungcn; aber von der einschlagenden Geschichtslitcratur
ist das Wichtigste benutzt und die Wiedercrzählung ist in den meisten Abschnitten
geschickt und schlicht, wenn auch hin und wieder der Liebhaber der Heimath etwas
zu stark hervortritt.




Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Verlag von F. L. Hcrbig. -- Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

Jahrhunderte alter Bestrebungen entgegenführt? will man ejner Nechtscontinuität,
die keine Nechtscontinuität ist, das Gelingen eines „gewagten Unternehmens"
opfern, das die geistige Continuität mit den nationalen Ideen von 1848 in
sich trägt? will man immer wieder nach dem Unausführbaren streben, wo das
Ausführbare sichere Aussicht auf Erfüllung hat?

Unsere Antwort liegt in der Frage; unser Programm heißt: keine Grund¬
rechte, ein geeinigtes Deutschland; unser Feldruf ist: „frisch drauf"!




Literatur.

Geschichte des Landes Anhalt und seiner Fürsten. Von Gerhard
Heine. Köthen, 1866. Verlag von Eduard Heine.

Die Geschichte eines der kleinsten deutschen Kleinstaaten im Jahre 1866 dem
anhaltischcn „Volte" erzählt zu hören, hat fast etwas Rührendes. Denn dieses
historische Unternehmen gemahnt lebhaft an den Doppelsinn des „historischen" Inter¬
esses. Bis zu dem wahrscheinlich nicht mehr fernen Zeitpunkte indessen, von welchem
die kleinen Sonderexistenzen Deutschlands im Bewußtsein der zu ihren Jahren ge¬
kommenen Nation nur noch als Erinnerungen an Altvüterhausrath bestehen werden,
mag der vorliegende populäre Abriß der cmhaltinischcn Landesgeschichte als ein
brauchbares Nachschlagcbüchlein gern empfohlen werden. Ueberdies schreitet ja in
diesem kleinen Raume manche wackere Gestalt an uns vorüber, dcrelr Gedächtniß
zu bewahren nicht blos Pflicht des Specialpatrioten ist. Die Darstellung beruht
zwar nicht auf Originalforschungcn; aber von der einschlagenden Geschichtslitcratur
ist das Wichtigste benutzt und die Wiedercrzählung ist in den meisten Abschnitten
geschickt und schlicht, wenn auch hin und wieder der Liebhaber der Heimath etwas
zu stark hervortritt.




Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag.
Verlag von F. L. Hcrbig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.
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[0092] Jahrhunderte alter Bestrebungen entgegenführt? will man ejner Nechtscontinuität, die keine Nechtscontinuität ist, das Gelingen eines „gewagten Unternehmens" opfern, das die geistige Continuität mit den nationalen Ideen von 1848 in sich trägt? will man immer wieder nach dem Unausführbaren streben, wo das Ausführbare sichere Aussicht auf Erfüllung hat? Unsere Antwort liegt in der Frage; unser Programm heißt: keine Grund¬ rechte, ein geeinigtes Deutschland; unser Feldruf ist: „frisch drauf"! Literatur. Geschichte des Landes Anhalt und seiner Fürsten. Von Gerhard Heine. Köthen, 1866. Verlag von Eduard Heine. Die Geschichte eines der kleinsten deutschen Kleinstaaten im Jahre 1866 dem anhaltischcn „Volte" erzählt zu hören, hat fast etwas Rührendes. Denn dieses historische Unternehmen gemahnt lebhaft an den Doppelsinn des „historischen" Inter¬ esses. Bis zu dem wahrscheinlich nicht mehr fernen Zeitpunkte indessen, von welchem die kleinen Sonderexistenzen Deutschlands im Bewußtsein der zu ihren Jahren ge¬ kommenen Nation nur noch als Erinnerungen an Altvüterhausrath bestehen werden, mag der vorliegende populäre Abriß der cmhaltinischcn Landesgeschichte als ein brauchbares Nachschlagcbüchlein gern empfohlen werden. Ueberdies schreitet ja in diesem kleinen Raume manche wackere Gestalt an uns vorüber, dcrelr Gedächtniß zu bewahren nicht blos Pflicht des Specialpatrioten ist. Die Darstellung beruht zwar nicht auf Originalforschungcn; aber von der einschlagenden Geschichtslitcratur ist das Wichtigste benutzt und die Wiedercrzählung ist in den meisten Abschnitten geschickt und schlicht, wenn auch hin und wieder der Liebhaber der Heimath etwas zu stark hervortritt. Verantwortlicher Redacteur: Gustav Freytag. Verlag von F. L. Hcrbig. — Druck von Hüthel Legler in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/92>, abgerufen am 02.07.2024.