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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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Wer wollte rechten mit dem Ingrimm einer aufgeregten Poetenseele, der
wahllos in die Saiten reißt! Aber auch zu trösten fühlen wir uns nicht auf¬
gelegt, wo wir solche" Refrains begegnen, wie dem des letzten Verses; den wahren
Werth dessen, was unser Poet verherrlichen will, sehen wir ungern in der Ge¬
fahr, der hergebrachten Tragödie alles historisch Hervorragenden zu Verfallen,
deren Gesetz ist, daß^ was ewig im Gesang soll leben, im Leben untergeben
muß. Denn in solcher Poesie sortexistiren zu sollen, ist kein beneidenswerthes
Loos, und wir haben das feste Zutrauen zu dem Takt und dem Geschmack
derer, die sich so besungen hören, daß ihnen solche Herolde ihrer Thaten, wie
Herr Lantzsch ist, unwillkommen sind.

Zum Schlüsse sei noch eines poetischen Ergusses gedacht, mit welchem wir
einen wohlbekannten Namen im Gedächtniß unserer Leser auffrischen. Denn
öfter schon war uns gegönnt, des würdigen Scholarchen zu erwähnen, dessen
Muse mit der Pünktlichkeit einer Sonnenfinsterniß jede Schicksalswcndung Sach¬
sens rhapsodisch glorisicirt. Leider liebt Herr Robbe in solennen lateinischen
Oden zu schwärmen und so Hie Facctien seines Genius der Masse zu entziehen.
Er verzeihe, wenn wir, um diese Unbill gut zu machen, es versuchen, sein
neuestes Poem wenigstens zum Theil in barbarischem Deutsch wiederzugeben.
Er singt u. c>>:



In uLur" ctolxkiiii geben wir hier das lateinische Original obiger Strophen:

Wer wollte rechten mit dem Ingrimm einer aufgeregten Poetenseele, der
wahllos in die Saiten reißt! Aber auch zu trösten fühlen wir uns nicht auf¬
gelegt, wo wir solche» Refrains begegnen, wie dem des letzten Verses; den wahren
Werth dessen, was unser Poet verherrlichen will, sehen wir ungern in der Ge¬
fahr, der hergebrachten Tragödie alles historisch Hervorragenden zu Verfallen,
deren Gesetz ist, daß^ was ewig im Gesang soll leben, im Leben untergeben
muß. Denn in solcher Poesie sortexistiren zu sollen, ist kein beneidenswerthes
Loos, und wir haben das feste Zutrauen zu dem Takt und dem Geschmack
derer, die sich so besungen hören, daß ihnen solche Herolde ihrer Thaten, wie
Herr Lantzsch ist, unwillkommen sind.

Zum Schlüsse sei noch eines poetischen Ergusses gedacht, mit welchem wir
einen wohlbekannten Namen im Gedächtniß unserer Leser auffrischen. Denn
öfter schon war uns gegönnt, des würdigen Scholarchen zu erwähnen, dessen
Muse mit der Pünktlichkeit einer Sonnenfinsterniß jede Schicksalswcndung Sach¬
sens rhapsodisch glorisicirt. Leider liebt Herr Robbe in solennen lateinischen
Oden zu schwärmen und so Hie Facctien seines Genius der Masse zu entziehen.
Er verzeihe, wenn wir, um diese Unbill gut zu machen, es versuchen, sein
neuestes Poem wenigstens zum Theil in barbarischem Deutsch wiederzugeben.
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[0341] Wer wollte rechten mit dem Ingrimm einer aufgeregten Poetenseele, der wahllos in die Saiten reißt! Aber auch zu trösten fühlen wir uns nicht auf¬ gelegt, wo wir solche» Refrains begegnen, wie dem des letzten Verses; den wahren Werth dessen, was unser Poet verherrlichen will, sehen wir ungern in der Ge¬ fahr, der hergebrachten Tragödie alles historisch Hervorragenden zu Verfallen, deren Gesetz ist, daß^ was ewig im Gesang soll leben, im Leben untergeben muß. Denn in solcher Poesie sortexistiren zu sollen, ist kein beneidenswerthes Loos, und wir haben das feste Zutrauen zu dem Takt und dem Geschmack derer, die sich so besungen hören, daß ihnen solche Herolde ihrer Thaten, wie Herr Lantzsch ist, unwillkommen sind. Zum Schlüsse sei noch eines poetischen Ergusses gedacht, mit welchem wir einen wohlbekannten Namen im Gedächtniß unserer Leser auffrischen. Denn öfter schon war uns gegönnt, des würdigen Scholarchen zu erwähnen, dessen Muse mit der Pünktlichkeit einer Sonnenfinsterniß jede Schicksalswcndung Sach¬ sens rhapsodisch glorisicirt. Leider liebt Herr Robbe in solennen lateinischen Oden zu schwärmen und so Hie Facctien seines Genius der Masse zu entziehen. Er verzeihe, wenn wir, um diese Unbill gut zu machen, es versuchen, sein neuestes Poem wenigstens zum Theil in barbarischem Deutsch wiederzugeben. Er singt u. c>>: In uLur» ctolxkiiii geben wir hier das lateinische Original obiger Strophen:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/341>, abgerufen am 04.07.2024.