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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

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nach Gradlitz ließ Schweinschädel auf V4 Meile links liegen, durchschnitt aber
die östreichischen Borpostenlinicn. Sollte der Marsch ungehindert stattfinden, so
mußte der Feind aus Schweinschädel geworfen werden. Steinmetz gewährte
seinem Corps am Morgen des 29. Nuhe und brach erst um zwei Uhr Mittags
unter dem Schutze einer auf der Straße nach Josephstadt vorgeschobenen Bri¬
gade auf, die hier bald zum Gefecht kam und gegen sehr bedeutende Uebermacht
nicht recht vordringen konnte. General v. Kirchbach, der die eigentliche Avant¬
garde führte, ging nunmehr seinerseits links schwenkend zum Angriff vor und
nahm im Verein mit jener Brigade Schwcinschcidel und die nächsten Abschnitte
nach kurzem aber blutigem Gefecht, welches 13 Offiziere und 334 Mann kostete,
aber eine Fahne, mehre Geschütze und an 1000 Gefangene einbrachte. --
Unter dem Schutze dieses Gefechts setzte das Corps seinen Marsch fort und in
der bald einbrechenden Dunkelheit folgte General v, Kirchbach mit den andern
Truppen nach. Am 30. mit Tagesgrauen lagerte General v. Steinmetz bei
Gradlitz, seine Vortruppen gegen die Elbe vorgeschoben, deren jenseitige Höhen
der Feind besetzt und mit schwerem Geschütz aus Josephstadt garnirt hatte.
Die den braven Truppen des fünften Corps so nothwendige Nuhe wurde durch
das feindliche Feuer, das auf 5--6000 Schritt die Bivouaks erreichte, gestört,
aber nicht unterbrochen, Steinmetz konnte sich nicht entschließen, auch nur einen
Schritt vor dem Feinde zu weichen, er blieb ruhig liegen, während die östreichi¬
schen Kugeln das Haus neben dem seinigen einäscherten. Er verlor durch dies
Feuer im Bivouak einen Offizier und 21 Mann. Diese zähe Ruhe aber imponirte
dem Gegner, er räumte in der Nacht zum 1. Juni die Höhen, sich selbst hinter
der Elbe nicht sicher fühlend.

General v. Bonin war am 29. Juni durch einen starken Marsch aus seinen
rückwärts genommenen Bivouaks wieder herangeholt und rechts hinter das
Gardecorps geschoben worden, während General v. Mutius mit dem Nest des
sechsten Corps dem fünften wie vorgeschrieben gefolgt war. Am 30. Juni hatte
das erste Corps seinen Marsch fortgesetzt, wen über die Elbe gegen Miletin
gegangen und hatte hier, den rechten Flügel der zweiten Armee bildend, die
Verbindung mit Prinz Friedrich Karl eröffnet, während sechste Corps, Front
gegen Josephstadt, den linken Flügel der zweiten Armee, dicht neben dem fünften
Corps gewonnen und Spitzen über die Elbe geschoben hatte. --

So stand die Armee des Kronprinzen nach einer Reihe schwerer aber glän¬
zender Gefechte, welche ihr über S.000 Mann gekostet hatten, auf beiden Ufern
der Elbe, bereit, nunmehr im Verein mit der ersten Armee weiter in Böhmen
einzudringen. Da aber die Corps bisher ohne jeden Ruhetag marschirt
waren, so mußte der 1. Juli ihnen als solcher gewährt werden. Allein auch
der 2. Juli wurde zum Rasttag, da jetzt der König den Befehl übernahm und
zunächst die erste Armee noch weiter vorwärts concentrirte.


nach Gradlitz ließ Schweinschädel auf V4 Meile links liegen, durchschnitt aber
die östreichischen Borpostenlinicn. Sollte der Marsch ungehindert stattfinden, so
mußte der Feind aus Schweinschädel geworfen werden. Steinmetz gewährte
seinem Corps am Morgen des 29. Nuhe und brach erst um zwei Uhr Mittags
unter dem Schutze einer auf der Straße nach Josephstadt vorgeschobenen Bri¬
gade auf, die hier bald zum Gefecht kam und gegen sehr bedeutende Uebermacht
nicht recht vordringen konnte. General v. Kirchbach, der die eigentliche Avant¬
garde führte, ging nunmehr seinerseits links schwenkend zum Angriff vor und
nahm im Verein mit jener Brigade Schwcinschcidel und die nächsten Abschnitte
nach kurzem aber blutigem Gefecht, welches 13 Offiziere und 334 Mann kostete,
aber eine Fahne, mehre Geschütze und an 1000 Gefangene einbrachte. —
Unter dem Schutze dieses Gefechts setzte das Corps seinen Marsch fort und in
der bald einbrechenden Dunkelheit folgte General v, Kirchbach mit den andern
Truppen nach. Am 30. mit Tagesgrauen lagerte General v. Steinmetz bei
Gradlitz, seine Vortruppen gegen die Elbe vorgeschoben, deren jenseitige Höhen
der Feind besetzt und mit schwerem Geschütz aus Josephstadt garnirt hatte.
Die den braven Truppen des fünften Corps so nothwendige Nuhe wurde durch
das feindliche Feuer, das auf 5—6000 Schritt die Bivouaks erreichte, gestört,
aber nicht unterbrochen, Steinmetz konnte sich nicht entschließen, auch nur einen
Schritt vor dem Feinde zu weichen, er blieb ruhig liegen, während die östreichi¬
schen Kugeln das Haus neben dem seinigen einäscherten. Er verlor durch dies
Feuer im Bivouak einen Offizier und 21 Mann. Diese zähe Ruhe aber imponirte
dem Gegner, er räumte in der Nacht zum 1. Juni die Höhen, sich selbst hinter
der Elbe nicht sicher fühlend.

General v. Bonin war am 29. Juni durch einen starken Marsch aus seinen
rückwärts genommenen Bivouaks wieder herangeholt und rechts hinter das
Gardecorps geschoben worden, während General v. Mutius mit dem Nest des
sechsten Corps dem fünften wie vorgeschrieben gefolgt war. Am 30. Juni hatte
das erste Corps seinen Marsch fortgesetzt, wen über die Elbe gegen Miletin
gegangen und hatte hier, den rechten Flügel der zweiten Armee bildend, die
Verbindung mit Prinz Friedrich Karl eröffnet, während sechste Corps, Front
gegen Josephstadt, den linken Flügel der zweiten Armee, dicht neben dem fünften
Corps gewonnen und Spitzen über die Elbe geschoben hatte. —

So stand die Armee des Kronprinzen nach einer Reihe schwerer aber glän¬
zender Gefechte, welche ihr über S.000 Mann gekostet hatten, auf beiden Ufern
der Elbe, bereit, nunmehr im Verein mit der ersten Armee weiter in Böhmen
einzudringen. Da aber die Corps bisher ohne jeden Ruhetag marschirt
waren, so mußte der 1. Juli ihnen als solcher gewährt werden. Allein auch
der 2. Juli wurde zum Rasttag, da jetzt der König den Befehl übernahm und
zunächst die erste Armee noch weiter vorwärts concentrirte.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/326>, abgerufen am 03.07.2024.