Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Bonins nach dem Gefecht, wodurch er dem siegreichen Gegner den Zwischenraum
zwischen dem eignen Corps und der Gardedivision zur Handlung frei ließ.
Wenn General Gablenz nicht schon so gut wie geschlagen war, was General
v. Bonin ja aber nicht ahnte, so hatte er sich nun auf General v. Hiller zu
werfen.

Die zweite Gardedivision war nach Hronow und Kosteletz. eine Meile von
Nachod dirigirt und langte dort an, während die Schlacht bei letzterem Ort
ihre Donner am stärksten erschallen ließ. Die Division, bei welcher der Corps¬
commandeur Prinz von Würtemberg zugegen war, folgte diesen Tönen aber
nicht, einmal wegen des eben beendigten beschwerlichen Marsches bei glühender
Hitze und dann weil größere feindliche Cavalerie sich vor der Front zeigte, die
zwar glänzend zurückgeworfen wurde, aber, doch die Sorge erregte, daß sich auch
hier größere Streitkräfte entwickeln könnten. Dies verdient zwar an sich
Tadel, denn der Kanonendonner einer Schlacht ist der kräftigste und einfachste
Marschbefehl, welchen ein General empfangen kann; aber der Fehler schlug
diesmal zum Glück für die Operationen des Kronprinzen aus. Wäre der Prinz
von Würtemberg nach Nachod marschirt, so wäre der dortige Sieg zwar leichter
und vielleicht vollständiger geworden, aber das Gardecorps war dann am 28.
nicht vereint und bereit, die Schlappe des Generals v. Bonin dadurch wieder
gut zu machen, daß es Gablenz bei Trautenau schlug und so das erste Corps
wieder vorwärts brachte. .Der Prinz von Würtemberg erhielt zum 28. den Be¬
fehl, seinen Vormarsch zwischen Nachod und Trautenau fortzusetzen. Dieser
Befehl war unter dem Eindruck des Sieges bei Nachod und in Rücksicht darauf
gegeben, daß vom ersten Corps keine Meldung da war, also angenommen
werden mußte, daß es sein Marschziel Trautenau erreicht hatte.

Der Prinz von Würtemberg concentrirte an diesem Tage sein Corps in
der Gegend von Eypel, die erste Division an der Töte auf der Straße nach
Kälte, Vorposten gegen Trautenau u. f. w. Diese meldeten schon frühzeitig Be¬
wegungen des Feindes auf der Straße Josephstadt - Eypel, welche eine halbe
Meile vor der Front hinlief. General Gablenz hatte von Benedek infolge
seiner bedeutenden Verluste und wegen der gemeldeten Nähe der Gardedivision
bei Eypel die Brigade Fleischacker des vierten Corps Festetics als Verstärkung
erhalten. Diese Brigade war anscheinend in der Nacht in Bewegung gesetzt
worden und hatte deshalb zwischen Prausnitz und Burgersdorf, eine halbe Meile
südlich Ti'autenau, ein Bivouak bezogen. General v. Gablenz dirigirte seine vier
Brigaden am Morgen des 28. ebenfalls nach Prausnitz, aber auf zwei ver¬
schiedenen Straßen und zu verschiedenen Zeiten. Eine dieser Bewegungen wurde
dem Prinzen von Würtemberg gemeldet und er befahl, daß die Avantgarde
auf jene Straße in der Direction von Burgersdorf vorrücken, das Gros folgen
solle. Diese Bewegung stieß auf das Bivouak der müden Brigade Fleischacker


Bonins nach dem Gefecht, wodurch er dem siegreichen Gegner den Zwischenraum
zwischen dem eignen Corps und der Gardedivision zur Handlung frei ließ.
Wenn General Gablenz nicht schon so gut wie geschlagen war, was General
v. Bonin ja aber nicht ahnte, so hatte er sich nun auf General v. Hiller zu
werfen.

Die zweite Gardedivision war nach Hronow und Kosteletz. eine Meile von
Nachod dirigirt und langte dort an, während die Schlacht bei letzterem Ort
ihre Donner am stärksten erschallen ließ. Die Division, bei welcher der Corps¬
commandeur Prinz von Würtemberg zugegen war, folgte diesen Tönen aber
nicht, einmal wegen des eben beendigten beschwerlichen Marsches bei glühender
Hitze und dann weil größere feindliche Cavalerie sich vor der Front zeigte, die
zwar glänzend zurückgeworfen wurde, aber, doch die Sorge erregte, daß sich auch
hier größere Streitkräfte entwickeln könnten. Dies verdient zwar an sich
Tadel, denn der Kanonendonner einer Schlacht ist der kräftigste und einfachste
Marschbefehl, welchen ein General empfangen kann; aber der Fehler schlug
diesmal zum Glück für die Operationen des Kronprinzen aus. Wäre der Prinz
von Würtemberg nach Nachod marschirt, so wäre der dortige Sieg zwar leichter
und vielleicht vollständiger geworden, aber das Gardecorps war dann am 28.
nicht vereint und bereit, die Schlappe des Generals v. Bonin dadurch wieder
gut zu machen, daß es Gablenz bei Trautenau schlug und so das erste Corps
wieder vorwärts brachte. .Der Prinz von Würtemberg erhielt zum 28. den Be¬
fehl, seinen Vormarsch zwischen Nachod und Trautenau fortzusetzen. Dieser
Befehl war unter dem Eindruck des Sieges bei Nachod und in Rücksicht darauf
gegeben, daß vom ersten Corps keine Meldung da war, also angenommen
werden mußte, daß es sein Marschziel Trautenau erreicht hatte.

Der Prinz von Würtemberg concentrirte an diesem Tage sein Corps in
der Gegend von Eypel, die erste Division an der Töte auf der Straße nach
Kälte, Vorposten gegen Trautenau u. f. w. Diese meldeten schon frühzeitig Be¬
wegungen des Feindes auf der Straße Josephstadt - Eypel, welche eine halbe
Meile vor der Front hinlief. General Gablenz hatte von Benedek infolge
seiner bedeutenden Verluste und wegen der gemeldeten Nähe der Gardedivision
bei Eypel die Brigade Fleischacker des vierten Corps Festetics als Verstärkung
erhalten. Diese Brigade war anscheinend in der Nacht in Bewegung gesetzt
worden und hatte deshalb zwischen Prausnitz und Burgersdorf, eine halbe Meile
südlich Ti'autenau, ein Bivouak bezogen. General v. Gablenz dirigirte seine vier
Brigaden am Morgen des 28. ebenfalls nach Prausnitz, aber auf zwei ver¬
schiedenen Straßen und zu verschiedenen Zeiten. Eine dieser Bewegungen wurde
dem Prinzen von Würtemberg gemeldet und er befahl, daß die Avantgarde
auf jene Straße in der Direction von Burgersdorf vorrücken, das Gros folgen
solle. Diese Bewegung stieß auf das Bivouak der müden Brigade Fleischacker


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0324" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286472"/>
          <p xml:id="ID_938" prev="#ID_937"> Bonins nach dem Gefecht, wodurch er dem siegreichen Gegner den Zwischenraum<lb/>
zwischen dem eignen Corps und der Gardedivision zur Handlung frei ließ.<lb/>
Wenn General Gablenz nicht schon so gut wie geschlagen war, was General<lb/>
v. Bonin ja aber nicht ahnte, so hatte er sich nun auf General v. Hiller zu<lb/>
werfen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_939"> Die zweite Gardedivision war nach Hronow und Kosteletz. eine Meile von<lb/>
Nachod dirigirt und langte dort an, während die Schlacht bei letzterem Ort<lb/>
ihre Donner am stärksten erschallen ließ. Die Division, bei welcher der Corps¬<lb/>
commandeur Prinz von Würtemberg zugegen war, folgte diesen Tönen aber<lb/>
nicht, einmal wegen des eben beendigten beschwerlichen Marsches bei glühender<lb/>
Hitze und dann weil größere feindliche Cavalerie sich vor der Front zeigte, die<lb/>
zwar glänzend zurückgeworfen wurde, aber, doch die Sorge erregte, daß sich auch<lb/>
hier größere Streitkräfte entwickeln könnten. Dies verdient zwar an sich<lb/>
Tadel, denn der Kanonendonner einer Schlacht ist der kräftigste und einfachste<lb/>
Marschbefehl, welchen ein General empfangen kann; aber der Fehler schlug<lb/>
diesmal zum Glück für die Operationen des Kronprinzen aus. Wäre der Prinz<lb/>
von Würtemberg nach Nachod marschirt, so wäre der dortige Sieg zwar leichter<lb/>
und vielleicht vollständiger geworden, aber das Gardecorps war dann am 28.<lb/>
nicht vereint und bereit, die Schlappe des Generals v. Bonin dadurch wieder<lb/>
gut zu machen, daß es Gablenz bei Trautenau schlug und so das erste Corps<lb/>
wieder vorwärts brachte. .Der Prinz von Würtemberg erhielt zum 28. den Be¬<lb/>
fehl, seinen Vormarsch zwischen Nachod und Trautenau fortzusetzen. Dieser<lb/>
Befehl war unter dem Eindruck des Sieges bei Nachod und in Rücksicht darauf<lb/>
gegeben, daß vom ersten Corps keine Meldung da war, also angenommen<lb/>
werden mußte, daß es sein Marschziel Trautenau erreicht hatte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_940" next="#ID_941"> Der Prinz von Würtemberg concentrirte an diesem Tage sein Corps in<lb/>
der Gegend von Eypel, die erste Division an der Töte auf der Straße nach<lb/>
Kälte, Vorposten gegen Trautenau u. f. w. Diese meldeten schon frühzeitig Be¬<lb/>
wegungen des Feindes auf der Straße Josephstadt - Eypel, welche eine halbe<lb/>
Meile vor der Front hinlief. General Gablenz hatte von Benedek infolge<lb/>
seiner bedeutenden Verluste und wegen der gemeldeten Nähe der Gardedivision<lb/>
bei Eypel die Brigade Fleischacker des vierten Corps Festetics als Verstärkung<lb/>
erhalten. Diese Brigade war anscheinend in der Nacht in Bewegung gesetzt<lb/>
worden und hatte deshalb zwischen Prausnitz und Burgersdorf, eine halbe Meile<lb/>
südlich Ti'autenau, ein Bivouak bezogen. General v. Gablenz dirigirte seine vier<lb/>
Brigaden am Morgen des 28. ebenfalls nach Prausnitz, aber auf zwei ver¬<lb/>
schiedenen Straßen und zu verschiedenen Zeiten. Eine dieser Bewegungen wurde<lb/>
dem Prinzen von Würtemberg gemeldet und er befahl, daß die Avantgarde<lb/>
auf jene Straße in der Direction von Burgersdorf vorrücken, das Gros folgen<lb/>
solle.  Diese Bewegung stieß auf das Bivouak der müden Brigade Fleischacker</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0324] Bonins nach dem Gefecht, wodurch er dem siegreichen Gegner den Zwischenraum zwischen dem eignen Corps und der Gardedivision zur Handlung frei ließ. Wenn General Gablenz nicht schon so gut wie geschlagen war, was General v. Bonin ja aber nicht ahnte, so hatte er sich nun auf General v. Hiller zu werfen. Die zweite Gardedivision war nach Hronow und Kosteletz. eine Meile von Nachod dirigirt und langte dort an, während die Schlacht bei letzterem Ort ihre Donner am stärksten erschallen ließ. Die Division, bei welcher der Corps¬ commandeur Prinz von Würtemberg zugegen war, folgte diesen Tönen aber nicht, einmal wegen des eben beendigten beschwerlichen Marsches bei glühender Hitze und dann weil größere feindliche Cavalerie sich vor der Front zeigte, die zwar glänzend zurückgeworfen wurde, aber, doch die Sorge erregte, daß sich auch hier größere Streitkräfte entwickeln könnten. Dies verdient zwar an sich Tadel, denn der Kanonendonner einer Schlacht ist der kräftigste und einfachste Marschbefehl, welchen ein General empfangen kann; aber der Fehler schlug diesmal zum Glück für die Operationen des Kronprinzen aus. Wäre der Prinz von Würtemberg nach Nachod marschirt, so wäre der dortige Sieg zwar leichter und vielleicht vollständiger geworden, aber das Gardecorps war dann am 28. nicht vereint und bereit, die Schlappe des Generals v. Bonin dadurch wieder gut zu machen, daß es Gablenz bei Trautenau schlug und so das erste Corps wieder vorwärts brachte. .Der Prinz von Würtemberg erhielt zum 28. den Be¬ fehl, seinen Vormarsch zwischen Nachod und Trautenau fortzusetzen. Dieser Befehl war unter dem Eindruck des Sieges bei Nachod und in Rücksicht darauf gegeben, daß vom ersten Corps keine Meldung da war, also angenommen werden mußte, daß es sein Marschziel Trautenau erreicht hatte. Der Prinz von Würtemberg concentrirte an diesem Tage sein Corps in der Gegend von Eypel, die erste Division an der Töte auf der Straße nach Kälte, Vorposten gegen Trautenau u. f. w. Diese meldeten schon frühzeitig Be¬ wegungen des Feindes auf der Straße Josephstadt - Eypel, welche eine halbe Meile vor der Front hinlief. General Gablenz hatte von Benedek infolge seiner bedeutenden Verluste und wegen der gemeldeten Nähe der Gardedivision bei Eypel die Brigade Fleischacker des vierten Corps Festetics als Verstärkung erhalten. Diese Brigade war anscheinend in der Nacht in Bewegung gesetzt worden und hatte deshalb zwischen Prausnitz und Burgersdorf, eine halbe Meile südlich Ti'autenau, ein Bivouak bezogen. General v. Gablenz dirigirte seine vier Brigaden am Morgen des 28. ebenfalls nach Prausnitz, aber auf zwei ver¬ schiedenen Straßen und zu verschiedenen Zeiten. Eine dieser Bewegungen wurde dem Prinzen von Würtemberg gemeldet und er befahl, daß die Avantgarde auf jene Straße in der Direction von Burgersdorf vorrücken, das Gros folgen solle. Diese Bewegung stieß auf das Bivouak der müden Brigade Fleischacker

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/324
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/324>, abgerufen am 04.07.2024.