Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.durch die südindischen Sprachen angezogen, die man gewöhnlich Tamulisch, W>r wollen hier kurz abbrechen; was hälfe es noch weitere statistische That¬ durch die südindischen Sprachen angezogen, die man gewöhnlich Tamulisch, W>r wollen hier kurz abbrechen; was hälfe es noch weitere statistische That¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0170" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286318"/> <p xml:id="ID_454" prev="#ID_453"> durch die südindischen Sprachen angezogen, die man gewöhnlich Tamulisch,<lb/> Telinga, Karnata und Malabarisch zu nennen pflegt. Wir behalten diese nur<lb/> halb richtigen Namen hier natürlich bei. Die neue Well, die sich ihm damit<lb/> erschloß, setzte sich für ihn gleich in Verbindung mit einem äußerlich weit davon<lb/> entlegenen Sprachkreis, in welchen er schon früher eingedrungen war, mit dem<lb/> der finnisch-tatarischen Sprachen. Darunter fesselte ihn vorzugsweise die gewöhn¬<lb/> lich Finnisch im engere» Sinne genannte, weil sie in den Resten ihrer gro߬<lb/> artigen Volksepik fast allem unter ihren Schwestern sich zur Kunst veredelt hat.<lb/> Aber er gebrauchte sie und ihre Verwandten auch zu umfassende» sprachver-<lb/> gleichenden Studien sowohl nach den südindischen und andern flexionslosen<lb/> Sprachen, namentlich nach der malayischen hin, wie auch nach der Seite der<lb/> vollendet flectirenden, der indogermanischen, ohne sich jedoch erschöpfend oder<lb/> abschließend darauf einzulassen. Jn>der letzten intensiv und extensiv so unend¬<lb/> lich reichen neusesser Arbeileperiobe hat er nur selten einmal dies ungeheure<lb/> Gebiet betreten, doch es auch nicht ganz bei Seile gelassen. Aus der früheren<lb/> Zeit stammen als selbstgeschc>ffene Hilfsmittel des Studiums eine Menge von<lb/> handschriftlichen, stets natürlich eigenhändigen Arbeiten, die schon als Zeugnisse<lb/> seines rastlosen Fleißes im gewöhnlichen Sinne des Wortes interessant sind.<lb/> Eine Reihe stattlicher Folianten und Quartanten enthält die Abschriften der vor¬<lb/> handenen düisligen und noch dazu höchst seltenen und damals vor zwanzig<lb/> Jahren noch viel unzugänglicheren Hilfsmittel lexikalischer und grammatikalischer<lb/> Art, auch Texte, wie immer, sofort selbständig weiter geführt, durchgearbeitet und<lb/> ganz umgegossen der Sache nach, wenn auch nicht in der Form.</p><lb/> <p xml:id="ID_455" next="#ID_456"> W>r wollen hier kurz abbrechen; was hälfe es noch weitere statistische That¬<lb/> sachen einer wissenschaftlichen Allseitigkeit aufzuzählen, die offen gesagt zu ge¬<lb/> waltig ist, als daß man sie recht zu würdigen, ja nur als möglich zu begreifen<lb/> vermöchte? Es gehörte dazu eine ähnlich disponirte Natur, die aber auch mit<lb/> ähnlicher Energie alle in ihr ruhende Kraft in Bewegung gesetzt hätte. Wäre<lb/> es eine bloße Gelehrtennatur, so würde sie wieder nicht geeignet sein, das volle<lb/> Verständniß für Rückert als Gelehrten zu hegen, denn jene einzige völlige<lb/> Durchdringung des Gelehrten Art des Dichters, des Forschers und Künstlers<lb/> ist ja das. was seine Individualität construirt. — Wer in das Detail eingehen<lb/> wollte von dem, was hier nur in der Massenwirkung gleichsam von ferne ge¬<lb/> zeichnet werden konnte, würde einen unerschöpflichen Stoff finden, dessen An¬<lb/> ziehungskraft, weil er so durchaus von dem Walten eines künstlerischen Genius<lb/> erfüllt ist, auf jeden wirken müßte. Denn alles, was von ihm stammt, ist von<lb/> einem inneren Leben erfüllt, das die Sprödigkeit des Stoffes, auch wenn er<lb/> der entlegenste und abstruseste ist, ganz bewältigt hat. Es läßt sich keine kleinste<lb/> Notiz seiner Hand denken, die nicht durch die Originalität in Ausfassung und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0170]
durch die südindischen Sprachen angezogen, die man gewöhnlich Tamulisch,
Telinga, Karnata und Malabarisch zu nennen pflegt. Wir behalten diese nur
halb richtigen Namen hier natürlich bei. Die neue Well, die sich ihm damit
erschloß, setzte sich für ihn gleich in Verbindung mit einem äußerlich weit davon
entlegenen Sprachkreis, in welchen er schon früher eingedrungen war, mit dem
der finnisch-tatarischen Sprachen. Darunter fesselte ihn vorzugsweise die gewöhn¬
lich Finnisch im engere» Sinne genannte, weil sie in den Resten ihrer gro߬
artigen Volksepik fast allem unter ihren Schwestern sich zur Kunst veredelt hat.
Aber er gebrauchte sie und ihre Verwandten auch zu umfassende» sprachver-
gleichenden Studien sowohl nach den südindischen und andern flexionslosen
Sprachen, namentlich nach der malayischen hin, wie auch nach der Seite der
vollendet flectirenden, der indogermanischen, ohne sich jedoch erschöpfend oder
abschließend darauf einzulassen. Jn>der letzten intensiv und extensiv so unend¬
lich reichen neusesser Arbeileperiobe hat er nur selten einmal dies ungeheure
Gebiet betreten, doch es auch nicht ganz bei Seile gelassen. Aus der früheren
Zeit stammen als selbstgeschc>ffene Hilfsmittel des Studiums eine Menge von
handschriftlichen, stets natürlich eigenhändigen Arbeiten, die schon als Zeugnisse
seines rastlosen Fleißes im gewöhnlichen Sinne des Wortes interessant sind.
Eine Reihe stattlicher Folianten und Quartanten enthält die Abschriften der vor¬
handenen düisligen und noch dazu höchst seltenen und damals vor zwanzig
Jahren noch viel unzugänglicheren Hilfsmittel lexikalischer und grammatikalischer
Art, auch Texte, wie immer, sofort selbständig weiter geführt, durchgearbeitet und
ganz umgegossen der Sache nach, wenn auch nicht in der Form.
W>r wollen hier kurz abbrechen; was hälfe es noch weitere statistische That¬
sachen einer wissenschaftlichen Allseitigkeit aufzuzählen, die offen gesagt zu ge¬
waltig ist, als daß man sie recht zu würdigen, ja nur als möglich zu begreifen
vermöchte? Es gehörte dazu eine ähnlich disponirte Natur, die aber auch mit
ähnlicher Energie alle in ihr ruhende Kraft in Bewegung gesetzt hätte. Wäre
es eine bloße Gelehrtennatur, so würde sie wieder nicht geeignet sein, das volle
Verständniß für Rückert als Gelehrten zu hegen, denn jene einzige völlige
Durchdringung des Gelehrten Art des Dichters, des Forschers und Künstlers
ist ja das. was seine Individualität construirt. — Wer in das Detail eingehen
wollte von dem, was hier nur in der Massenwirkung gleichsam von ferne ge¬
zeichnet werden konnte, würde einen unerschöpflichen Stoff finden, dessen An¬
ziehungskraft, weil er so durchaus von dem Walten eines künstlerischen Genius
erfüllt ist, auf jeden wirken müßte. Denn alles, was von ihm stammt, ist von
einem inneren Leben erfüllt, das die Sprödigkeit des Stoffes, auch wenn er
der entlegenste und abstruseste ist, ganz bewältigt hat. Es läßt sich keine kleinste
Notiz seiner Hand denken, die nicht durch die Originalität in Ausfassung und
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