Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sichere Unterstützung rechnen, und in der That scheinen sich einige reiche Pfründ-
ner in Valsugana diese Mahnung so warm ans Herz gelegt zu haben, daß es
die Italiener bei ihrem Einrücken für angezeigt hielten, sie abzufassen und nach
Padua zu schicken. Andere, die ein gleiches Schicksal befürchteten, entzogen sich
ihm durch die Flucht. Die Jüngeren, die oft Wider Willen dem Zwange des
Cölibats verfielen, verwünschten freilich Rom und seine Satelliten. Ja es
fehlte auch nicht an solchen, die das Volk zum Danke für die Befreiung von
der Fremdherrschaft aufforderten und sie mögen dabei wohl an die Abschüttelung
ihres eigenen Joches gedacht haben.

Doch lassen wir diese vorbereitenden Schritte'und gehen wir zu den Er¬
eignissen selbst über, bei denen die Landesvertheidigung mitwirkte. Nach dem
Urtheile von Sachverständigen ließ ihre Einrichtung manche gründliche Ver¬
besserung wünschen, selbstverständlich kann es aber nicht unser Zweck sein, näher
darauf einzugehen. Doch glauben wir zur Klärung des Verhältnisses des kai¬
serlichen Militärs zu den Schützen hier schon im Allgemeinen bemerken zu
müssen, daß jenem der Löwenantheil des Kampfes zufiel, während diese nur zu
seiner Unterstützung dienten.

Die ersten Schüsse und zwar von Seilen der Landesschützen fielen am
23. Juni auf dem wormser Joch; es waren nur einige Patrouillen der feind¬
lichen Nationalgarde, die ihnen gegenüberstanden und sich bald auf Sponda-
lunga zurückzogen. Aehnliche Vorpostengefechte hatten am 25. am Tonale und
an der Grenze von Judicarien statt, wo sich eine Compagnie des Regimentes
Kronprinz von Sachsen und die innsbrucker Schützencompagnie unter Gras
Wickenburg mit 600 Mann regulärer Truppen und Freischaaren schlugen.
Hauptmann Nuczizka verfolgte den anfangs geworfenen Feind zu hitzig und fiel
nebst 14 anderen seiner Compagnie und 3 Schützen, worauf der Rückzug nach
dem befestigten Lardaro angetreten wurde. Garibaldi stand damals mit seinen
Freischaaren noch am Gardasee, wo der k. k. Corvettencapitain Manfroni eben¬
falls am 23. Maderno beschoß und am 27. die Bucht von Salv blockirte. Die
östreichische Flotille war stärker als die italienische, die nur 5 Kanonenboote
mit 13 Kanonen zählte, während jene aus 2 Transportschiffen, 6 Kanonen¬
booten mit 30 Kanonen und 6 Kanonenschaluppen mit je einer Kanone bestand.
Am 2. Juli trieb sie bei Gargnano die italienischen Freischaaren zurück, ver¬
hinderte die Landung dreier feindlicher Kanonenboote und vereitelte das Durch¬
brechen der Blockade. Ein kühnes Wagniß war auch die Wegnahme des italie¬
nischen Raddampfers Benaco, den sechs Mann auf einem östreichischen Boote,
nachdem sie die Seile, woran er befestigt war, abgeschnitten, am 21. Juli unter
dem Feuer zweier Kanonenboote aus der Rhede von Gargnano herausholten.
Schließlich beschoß noch die östreichische Flotille am 25. Juli im Vereine mit
einer Batterie des Forts Nicolo die gegen Riva vordringenden Garibaldianer


sichere Unterstützung rechnen, und in der That scheinen sich einige reiche Pfründ-
ner in Valsugana diese Mahnung so warm ans Herz gelegt zu haben, daß es
die Italiener bei ihrem Einrücken für angezeigt hielten, sie abzufassen und nach
Padua zu schicken. Andere, die ein gleiches Schicksal befürchteten, entzogen sich
ihm durch die Flucht. Die Jüngeren, die oft Wider Willen dem Zwange des
Cölibats verfielen, verwünschten freilich Rom und seine Satelliten. Ja es
fehlte auch nicht an solchen, die das Volk zum Danke für die Befreiung von
der Fremdherrschaft aufforderten und sie mögen dabei wohl an die Abschüttelung
ihres eigenen Joches gedacht haben.

Doch lassen wir diese vorbereitenden Schritte'und gehen wir zu den Er¬
eignissen selbst über, bei denen die Landesvertheidigung mitwirkte. Nach dem
Urtheile von Sachverständigen ließ ihre Einrichtung manche gründliche Ver¬
besserung wünschen, selbstverständlich kann es aber nicht unser Zweck sein, näher
darauf einzugehen. Doch glauben wir zur Klärung des Verhältnisses des kai¬
serlichen Militärs zu den Schützen hier schon im Allgemeinen bemerken zu
müssen, daß jenem der Löwenantheil des Kampfes zufiel, während diese nur zu
seiner Unterstützung dienten.

Die ersten Schüsse und zwar von Seilen der Landesschützen fielen am
23. Juni auf dem wormser Joch; es waren nur einige Patrouillen der feind¬
lichen Nationalgarde, die ihnen gegenüberstanden und sich bald auf Sponda-
lunga zurückzogen. Aehnliche Vorpostengefechte hatten am 25. am Tonale und
an der Grenze von Judicarien statt, wo sich eine Compagnie des Regimentes
Kronprinz von Sachsen und die innsbrucker Schützencompagnie unter Gras
Wickenburg mit 600 Mann regulärer Truppen und Freischaaren schlugen.
Hauptmann Nuczizka verfolgte den anfangs geworfenen Feind zu hitzig und fiel
nebst 14 anderen seiner Compagnie und 3 Schützen, worauf der Rückzug nach
dem befestigten Lardaro angetreten wurde. Garibaldi stand damals mit seinen
Freischaaren noch am Gardasee, wo der k. k. Corvettencapitain Manfroni eben¬
falls am 23. Maderno beschoß und am 27. die Bucht von Salv blockirte. Die
östreichische Flotille war stärker als die italienische, die nur 5 Kanonenboote
mit 13 Kanonen zählte, während jene aus 2 Transportschiffen, 6 Kanonen¬
booten mit 30 Kanonen und 6 Kanonenschaluppen mit je einer Kanone bestand.
Am 2. Juli trieb sie bei Gargnano die italienischen Freischaaren zurück, ver¬
hinderte die Landung dreier feindlicher Kanonenboote und vereitelte das Durch¬
brechen der Blockade. Ein kühnes Wagniß war auch die Wegnahme des italie¬
nischen Raddampfers Benaco, den sechs Mann auf einem östreichischen Boote,
nachdem sie die Seile, woran er befestigt war, abgeschnitten, am 21. Juli unter
dem Feuer zweier Kanonenboote aus der Rhede von Gargnano herausholten.
Schließlich beschoß noch die östreichische Flotille am 25. Juli im Vereine mit
einer Batterie des Forts Nicolo die gegen Riva vordringenden Garibaldianer


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0118" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/286266"/>
          <p xml:id="ID_324" prev="#ID_323"> sichere Unterstützung rechnen, und in der That scheinen sich einige reiche Pfründ-<lb/>
ner in Valsugana diese Mahnung so warm ans Herz gelegt zu haben, daß es<lb/>
die Italiener bei ihrem Einrücken für angezeigt hielten, sie abzufassen und nach<lb/>
Padua zu schicken. Andere, die ein gleiches Schicksal befürchteten, entzogen sich<lb/>
ihm durch die Flucht. Die Jüngeren, die oft Wider Willen dem Zwange des<lb/>
Cölibats verfielen, verwünschten freilich Rom und seine Satelliten. Ja es<lb/>
fehlte auch nicht an solchen, die das Volk zum Danke für die Befreiung von<lb/>
der Fremdherrschaft aufforderten und sie mögen dabei wohl an die Abschüttelung<lb/>
ihres eigenen Joches gedacht haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_325"> Doch lassen wir diese vorbereitenden Schritte'und gehen wir zu den Er¬<lb/>
eignissen selbst über, bei denen die Landesvertheidigung mitwirkte. Nach dem<lb/>
Urtheile von Sachverständigen ließ ihre Einrichtung manche gründliche Ver¬<lb/>
besserung wünschen, selbstverständlich kann es aber nicht unser Zweck sein, näher<lb/>
darauf einzugehen. Doch glauben wir zur Klärung des Verhältnisses des kai¬<lb/>
serlichen Militärs zu den Schützen hier schon im Allgemeinen bemerken zu<lb/>
müssen, daß jenem der Löwenantheil des Kampfes zufiel, während diese nur zu<lb/>
seiner Unterstützung dienten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_326" next="#ID_327"> Die ersten Schüsse und zwar von Seilen der Landesschützen fielen am<lb/>
23. Juni auf dem wormser Joch; es waren nur einige Patrouillen der feind¬<lb/>
lichen Nationalgarde, die ihnen gegenüberstanden und sich bald auf Sponda-<lb/>
lunga zurückzogen. Aehnliche Vorpostengefechte hatten am 25. am Tonale und<lb/>
an der Grenze von Judicarien statt, wo sich eine Compagnie des Regimentes<lb/>
Kronprinz von Sachsen und die innsbrucker Schützencompagnie unter Gras<lb/>
Wickenburg mit 600 Mann regulärer Truppen und Freischaaren schlugen.<lb/>
Hauptmann Nuczizka verfolgte den anfangs geworfenen Feind zu hitzig und fiel<lb/>
nebst 14 anderen seiner Compagnie und 3 Schützen, worauf der Rückzug nach<lb/>
dem befestigten Lardaro angetreten wurde. Garibaldi stand damals mit seinen<lb/>
Freischaaren noch am Gardasee, wo der k. k. Corvettencapitain Manfroni eben¬<lb/>
falls am 23. Maderno beschoß und am 27. die Bucht von Salv blockirte. Die<lb/>
östreichische Flotille war stärker als die italienische, die nur 5 Kanonenboote<lb/>
mit 13 Kanonen zählte, während jene aus 2 Transportschiffen, 6 Kanonen¬<lb/>
booten mit 30 Kanonen und 6 Kanonenschaluppen mit je einer Kanone bestand.<lb/>
Am 2. Juli trieb sie bei Gargnano die italienischen Freischaaren zurück, ver¬<lb/>
hinderte die Landung dreier feindlicher Kanonenboote und vereitelte das Durch¬<lb/>
brechen der Blockade. Ein kühnes Wagniß war auch die Wegnahme des italie¬<lb/>
nischen Raddampfers Benaco, den sechs Mann auf einem östreichischen Boote,<lb/>
nachdem sie die Seile, woran er befestigt war, abgeschnitten, am 21. Juli unter<lb/>
dem Feuer zweier Kanonenboote aus der Rhede von Gargnano herausholten.<lb/>
Schließlich beschoß noch die östreichische Flotille am 25. Juli im Vereine mit<lb/>
einer Batterie des Forts Nicolo die gegen Riva vordringenden Garibaldianer</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0118] sichere Unterstützung rechnen, und in der That scheinen sich einige reiche Pfründ- ner in Valsugana diese Mahnung so warm ans Herz gelegt zu haben, daß es die Italiener bei ihrem Einrücken für angezeigt hielten, sie abzufassen und nach Padua zu schicken. Andere, die ein gleiches Schicksal befürchteten, entzogen sich ihm durch die Flucht. Die Jüngeren, die oft Wider Willen dem Zwange des Cölibats verfielen, verwünschten freilich Rom und seine Satelliten. Ja es fehlte auch nicht an solchen, die das Volk zum Danke für die Befreiung von der Fremdherrschaft aufforderten und sie mögen dabei wohl an die Abschüttelung ihres eigenen Joches gedacht haben. Doch lassen wir diese vorbereitenden Schritte'und gehen wir zu den Er¬ eignissen selbst über, bei denen die Landesvertheidigung mitwirkte. Nach dem Urtheile von Sachverständigen ließ ihre Einrichtung manche gründliche Ver¬ besserung wünschen, selbstverständlich kann es aber nicht unser Zweck sein, näher darauf einzugehen. Doch glauben wir zur Klärung des Verhältnisses des kai¬ serlichen Militärs zu den Schützen hier schon im Allgemeinen bemerken zu müssen, daß jenem der Löwenantheil des Kampfes zufiel, während diese nur zu seiner Unterstützung dienten. Die ersten Schüsse und zwar von Seilen der Landesschützen fielen am 23. Juni auf dem wormser Joch; es waren nur einige Patrouillen der feind¬ lichen Nationalgarde, die ihnen gegenüberstanden und sich bald auf Sponda- lunga zurückzogen. Aehnliche Vorpostengefechte hatten am 25. am Tonale und an der Grenze von Judicarien statt, wo sich eine Compagnie des Regimentes Kronprinz von Sachsen und die innsbrucker Schützencompagnie unter Gras Wickenburg mit 600 Mann regulärer Truppen und Freischaaren schlugen. Hauptmann Nuczizka verfolgte den anfangs geworfenen Feind zu hitzig und fiel nebst 14 anderen seiner Compagnie und 3 Schützen, worauf der Rückzug nach dem befestigten Lardaro angetreten wurde. Garibaldi stand damals mit seinen Freischaaren noch am Gardasee, wo der k. k. Corvettencapitain Manfroni eben¬ falls am 23. Maderno beschoß und am 27. die Bucht von Salv blockirte. Die östreichische Flotille war stärker als die italienische, die nur 5 Kanonenboote mit 13 Kanonen zählte, während jene aus 2 Transportschiffen, 6 Kanonen¬ booten mit 30 Kanonen und 6 Kanonenschaluppen mit je einer Kanone bestand. Am 2. Juli trieb sie bei Gargnano die italienischen Freischaaren zurück, ver¬ hinderte die Landung dreier feindlicher Kanonenboote und vereitelte das Durch¬ brechen der Blockade. Ein kühnes Wagniß war auch die Wegnahme des italie¬ nischen Raddampfers Benaco, den sechs Mann auf einem östreichischen Boote, nachdem sie die Seile, woran er befestigt war, abgeschnitten, am 21. Juli unter dem Feuer zweier Kanonenboote aus der Rhede von Gargnano herausholten. Schließlich beschoß noch die östreichische Flotille am 25. Juli im Vereine mit einer Batterie des Forts Nicolo die gegen Riva vordringenden Garibaldianer

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/118
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_286147/118>, abgerufen am 02.07.2024.