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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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mische Heer zählte also damals mit Hinzurechnung der Offiziere und Militär¬
beamten 303,992 Mann, wozu jetzt noch etwa 23,000 Freiwillige unter Gard,
baldi kommen werden. Der italienische Soldat dient vom 21. bis 26. Jahre
bei der Fahne und tritt dann für weitere sechs Jahre in die Reserve. Das
Heer hat hinter sich die Nationalgarde, in welcher jeder, der nicht in ihm dient
und tüchtig ist, zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit im eigenen Wohn¬
ort einzutreten verpflichtet ist, und aus der 1861 die Mobilgarde gebildet
wurde. Die letztere besteht aus den Nationalgardisten, welche der Militärpflicht
genügt und das 3S. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, und soll jetzt
220 Bataillone s, 20 Offiziere und 490 Mann zählen. Sie hat die Aufgabe
während die Armee im Felde steht, den Platz- und Territorialdienst in den
vom Feinde nicht unmittelbar bedrohten Landestheilen zu versehen, Transport¬
deckungen zu geben und die Verbindungen zu sichern, und wird jetzt ermög¬
lichen, den größten Theil der bisher gegen die Räuberbanden im Süden ver¬
wendeten Truppen zu der gegen Oestreich operirenden Armee stoßen zu lassen.
Man darf annehmen, daß diese mit Einschluß der Freiwilligen, aber Ausschluß
der nothwendigen Besatzungen ungefähr 260.000 Mann stark ist.

Auf der einen Seite würden somit bei dem jetzigen Kriege, beide Kriegs¬
theater zusammengenommen und Preußen und Italien allein gerechnet, Staaten
von zusammen 41 Millionen Einwohnern mit Heeren von zusammen etwa
900.000 Mann auf dem Papier, aber mindestens 750,000 Mann in Wirklich-
keit stehen, wozu dann noch die italienische Flotte tritt,.welche der östreichischen
weit überlegen ist.

Auf der andern Seite sehen wir zunächst Oestreich mit 35,018,988 Ein¬
wohnern, von denen nur 7,889,925 Deutsche und über drei Millionen Ita¬
liener (davon 325,416 in Tirol und wenigstens 150,000 in Jstrien und Dal-
matien) sind, und mit einer Armee von 619,210 Mann, die 80 Regimenter
Linieninfanterie -- 385,324, dann 14 Regimenter Grenzinfanterie -- 53,268,
ferner 33 Jägcrbataillone -- 48,846 und 12 Compagnien Sanitätstruppen --
2,342 Mann; an Reiterei sodann 41 Regimenter -- 41.903 Mann, an Artillerie
12 Feldregimenter und 1 Küstenregiment, zusammen 50,489 Mann, an technischen
Truppen 2 Genieregimenter und 6 Pionierbataillone --, 13,766, an Militär¬
fuhrwesen endlich 54 Schwadronen -- 23,272 Mann zählt. Der Soldat dient
acht Jahre activ und zwei in der Reserve. Für den Krieg hat man irreguläre
Truppen, Freiwillige, Sereschaner und leichte Reiterei, die bewaffnete Bevölke¬
rung der Militärgrenze und die tiroler Landesschützen. Wäre diese Armee an Zahl
der preußischen ungefähr gleich, so hat man davon mindestens 150,000 Mann in
der Stellung des Festungsvierecks und 50,000 Mann in Venedig, Jstrien und
Dalmatien den Italienern gegenüberzustellen, und weitere 50,000 Mann wer¬
den in Ungarn. Galizien und den Festungen des Reiches zurückgeblieben sein.


mische Heer zählte also damals mit Hinzurechnung der Offiziere und Militär¬
beamten 303,992 Mann, wozu jetzt noch etwa 23,000 Freiwillige unter Gard,
baldi kommen werden. Der italienische Soldat dient vom 21. bis 26. Jahre
bei der Fahne und tritt dann für weitere sechs Jahre in die Reserve. Das
Heer hat hinter sich die Nationalgarde, in welcher jeder, der nicht in ihm dient
und tüchtig ist, zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit im eigenen Wohn¬
ort einzutreten verpflichtet ist, und aus der 1861 die Mobilgarde gebildet
wurde. Die letztere besteht aus den Nationalgardisten, welche der Militärpflicht
genügt und das 3S. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, und soll jetzt
220 Bataillone s, 20 Offiziere und 490 Mann zählen. Sie hat die Aufgabe
während die Armee im Felde steht, den Platz- und Territorialdienst in den
vom Feinde nicht unmittelbar bedrohten Landestheilen zu versehen, Transport¬
deckungen zu geben und die Verbindungen zu sichern, und wird jetzt ermög¬
lichen, den größten Theil der bisher gegen die Räuberbanden im Süden ver¬
wendeten Truppen zu der gegen Oestreich operirenden Armee stoßen zu lassen.
Man darf annehmen, daß diese mit Einschluß der Freiwilligen, aber Ausschluß
der nothwendigen Besatzungen ungefähr 260.000 Mann stark ist.

Auf der einen Seite würden somit bei dem jetzigen Kriege, beide Kriegs¬
theater zusammengenommen und Preußen und Italien allein gerechnet, Staaten
von zusammen 41 Millionen Einwohnern mit Heeren von zusammen etwa
900.000 Mann auf dem Papier, aber mindestens 750,000 Mann in Wirklich-
keit stehen, wozu dann noch die italienische Flotte tritt,.welche der östreichischen
weit überlegen ist.

Auf der andern Seite sehen wir zunächst Oestreich mit 35,018,988 Ein¬
wohnern, von denen nur 7,889,925 Deutsche und über drei Millionen Ita¬
liener (davon 325,416 in Tirol und wenigstens 150,000 in Jstrien und Dal-
matien) sind, und mit einer Armee von 619,210 Mann, die 80 Regimenter
Linieninfanterie — 385,324, dann 14 Regimenter Grenzinfanterie — 53,268,
ferner 33 Jägcrbataillone — 48,846 und 12 Compagnien Sanitätstruppen —
2,342 Mann; an Reiterei sodann 41 Regimenter — 41.903 Mann, an Artillerie
12 Feldregimenter und 1 Küstenregiment, zusammen 50,489 Mann, an technischen
Truppen 2 Genieregimenter und 6 Pionierbataillone —, 13,766, an Militär¬
fuhrwesen endlich 54 Schwadronen — 23,272 Mann zählt. Der Soldat dient
acht Jahre activ und zwei in der Reserve. Für den Krieg hat man irreguläre
Truppen, Freiwillige, Sereschaner und leichte Reiterei, die bewaffnete Bevölke¬
rung der Militärgrenze und die tiroler Landesschützen. Wäre diese Armee an Zahl
der preußischen ungefähr gleich, so hat man davon mindestens 150,000 Mann in
der Stellung des Festungsvierecks und 50,000 Mann in Venedig, Jstrien und
Dalmatien den Italienern gegenüberzustellen, und weitere 50,000 Mann wer¬
den in Ungarn. Galizien und den Festungen des Reiches zurückgeblieben sein.


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[0036] mische Heer zählte also damals mit Hinzurechnung der Offiziere und Militär¬ beamten 303,992 Mann, wozu jetzt noch etwa 23,000 Freiwillige unter Gard, baldi kommen werden. Der italienische Soldat dient vom 21. bis 26. Jahre bei der Fahne und tritt dann für weitere sechs Jahre in die Reserve. Das Heer hat hinter sich die Nationalgarde, in welcher jeder, der nicht in ihm dient und tüchtig ist, zur Erhaltung der Ordnung und Sicherheit im eigenen Wohn¬ ort einzutreten verpflichtet ist, und aus der 1861 die Mobilgarde gebildet wurde. Die letztere besteht aus den Nationalgardisten, welche der Militärpflicht genügt und das 3S. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, und soll jetzt 220 Bataillone s, 20 Offiziere und 490 Mann zählen. Sie hat die Aufgabe während die Armee im Felde steht, den Platz- und Territorialdienst in den vom Feinde nicht unmittelbar bedrohten Landestheilen zu versehen, Transport¬ deckungen zu geben und die Verbindungen zu sichern, und wird jetzt ermög¬ lichen, den größten Theil der bisher gegen die Räuberbanden im Süden ver¬ wendeten Truppen zu der gegen Oestreich operirenden Armee stoßen zu lassen. Man darf annehmen, daß diese mit Einschluß der Freiwilligen, aber Ausschluß der nothwendigen Besatzungen ungefähr 260.000 Mann stark ist. Auf der einen Seite würden somit bei dem jetzigen Kriege, beide Kriegs¬ theater zusammengenommen und Preußen und Italien allein gerechnet, Staaten von zusammen 41 Millionen Einwohnern mit Heeren von zusammen etwa 900.000 Mann auf dem Papier, aber mindestens 750,000 Mann in Wirklich- keit stehen, wozu dann noch die italienische Flotte tritt,.welche der östreichischen weit überlegen ist. Auf der andern Seite sehen wir zunächst Oestreich mit 35,018,988 Ein¬ wohnern, von denen nur 7,889,925 Deutsche und über drei Millionen Ita¬ liener (davon 325,416 in Tirol und wenigstens 150,000 in Jstrien und Dal- matien) sind, und mit einer Armee von 619,210 Mann, die 80 Regimenter Linieninfanterie — 385,324, dann 14 Regimenter Grenzinfanterie — 53,268, ferner 33 Jägcrbataillone — 48,846 und 12 Compagnien Sanitätstruppen — 2,342 Mann; an Reiterei sodann 41 Regimenter — 41.903 Mann, an Artillerie 12 Feldregimenter und 1 Küstenregiment, zusammen 50,489 Mann, an technischen Truppen 2 Genieregimenter und 6 Pionierbataillone —, 13,766, an Militär¬ fuhrwesen endlich 54 Schwadronen — 23,272 Mann zählt. Der Soldat dient acht Jahre activ und zwei in der Reserve. Für den Krieg hat man irreguläre Truppen, Freiwillige, Sereschaner und leichte Reiterei, die bewaffnete Bevölke¬ rung der Militärgrenze und die tiroler Landesschützen. Wäre diese Armee an Zahl der preußischen ungefähr gleich, so hat man davon mindestens 150,000 Mann in der Stellung des Festungsvierecks und 50,000 Mann in Venedig, Jstrien und Dalmatien den Italienern gegenüberzustellen, und weitere 50,000 Mann wer¬ den in Ungarn. Galizien und den Festungen des Reiches zurückgeblieben sein.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/36>, abgerufen am 22.07.2024.