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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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Preußen und Frankreich.

Die Abneigung des Kaisers Napoleon gegen die Verträge von 1815 war
niemals zweifelhaft; sein Streben, die Grenzen zu Gunsten Frankreichs zu
ändern, hat Italien gegenüber zu Erfolgen geführt, der Selbstmord des deut¬
schen Bundes eröffnete auch an der Rheingrenze dem Kaiser neue Aussichten.
Zu seiner Familienabneigung gegen den pariser Frieden von 1816 gesellt sich
vorsorgende Klugheit, denn er ist zu der Hoffnung berechtigt, daß jed
Frankreich günstige Revision der Verträge von 1813 ein festeres Ba
seiner Dynastie und dem französischen Volk knüpfen werde. Er i
Vater, und der Gedanke an die Zukunft seines Sohnes
combinirenden und wieder so vorsichtig abwägenden Ge'

Der Kaiser ist aber Deutschland und Preuße
schwieriger Lage. Während alte Familienerinn
Lieblingsideen ihm für sich und Frankreich viel
nen lassen, als Erfolge an der Rheingrenze,
Urtheil, welches ihm bei Abschätzung der
dringend von einem Angriff auf das
Aufflammen des deutschen Stolzes i
scharfen Beweis geführt, daß eine kr
sehr unkräftig ist, auf die Länge nu
schädigt werden kann. Das Dents
iahren in seinen nationalen Bedür
Deutschland von 1813 so unähnli
dem Kaiserreich im Jahre 1808.


Grenzboten III. 1866.
Preußen und Frankreich.

Die Abneigung des Kaisers Napoleon gegen die Verträge von 1815 war
niemals zweifelhaft; sein Streben, die Grenzen zu Gunsten Frankreichs zu
ändern, hat Italien gegenüber zu Erfolgen geführt, der Selbstmord des deut¬
schen Bundes eröffnete auch an der Rheingrenze dem Kaiser neue Aussichten.
Zu seiner Familienabneigung gegen den pariser Frieden von 1816 gesellt sich
vorsorgende Klugheit, denn er ist zu der Hoffnung berechtigt, daß jed
Frankreich günstige Revision der Verträge von 1813 ein festeres Ba
seiner Dynastie und dem französischen Volk knüpfen werde. Er i
Vater, und der Gedanke an die Zukunft seines Sohnes
combinirenden und wieder so vorsichtig abwägenden Ge'

Der Kaiser ist aber Deutschland und Preuße
schwieriger Lage. Während alte Familienerinn
Lieblingsideen ihm für sich und Frankreich viel
nen lassen, als Erfolge an der Rheingrenze,
Urtheil, welches ihm bei Abschätzung der
dringend von einem Angriff auf das
Aufflammen des deutschen Stolzes i
scharfen Beweis geführt, daß eine kr
sehr unkräftig ist, auf die Länge nu
schädigt werden kann. Das Dents
iahren in seinen nationalen Bedür
Deutschland von 1813 so unähnli
dem Kaiserreich im Jahre 1808.


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[0305] Preußen und Frankreich. Die Abneigung des Kaisers Napoleon gegen die Verträge von 1815 war niemals zweifelhaft; sein Streben, die Grenzen zu Gunsten Frankreichs zu ändern, hat Italien gegenüber zu Erfolgen geführt, der Selbstmord des deut¬ schen Bundes eröffnete auch an der Rheingrenze dem Kaiser neue Aussichten. Zu seiner Familienabneigung gegen den pariser Frieden von 1816 gesellt sich vorsorgende Klugheit, denn er ist zu der Hoffnung berechtigt, daß jed Frankreich günstige Revision der Verträge von 1813 ein festeres Ba seiner Dynastie und dem französischen Volk knüpfen werde. Er i Vater, und der Gedanke an die Zukunft seines Sohnes combinirenden und wieder so vorsichtig abwägenden Ge' Der Kaiser ist aber Deutschland und Preuße schwieriger Lage. Während alte Familienerinn Lieblingsideen ihm für sich und Frankreich viel nen lassen, als Erfolge an der Rheingrenze, Urtheil, welches ihm bei Abschätzung der dringend von einem Angriff auf das Aufflammen des deutschen Stolzes i scharfen Beweis geführt, daß eine kr sehr unkräftig ist, auf die Länge nu schädigt werden kann. Das Dents iahren in seinen nationalen Bedür Deutschland von 1813 so unähnli dem Kaiserreich im Jahre 1808. Grenzboten III. 1866.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/305>, abgerufen am 22.07.2024.