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Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.

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spiel und Omen für eine gemeinsame politische Organisation/ Der GedäM
reicht in hohe Kreise hinauf, daß, wenn Opfer an den Souveränetätsrechten zu
b ringen sind, sie nicht Bayern, sondern Preußen zu bringen sind.




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Wer in der Nacht, als der König vom Heere zurückkam, durch die hellen
Straßen unter dem wogenden Volk schritt, der genoß das hohe Gefühl, daß
die Generation glücklich sei, welcher so große Empfindungen vergönnt sind. Die
veredelnde Wirkung dieses Gefühls wird, so hoffen wir. dauern, auch wenn
die dramatischen Momente, in denen sie sich freudig regt, verschwunden sind.
Oft haben wir in Berlin wohlvorbereitete feierliche Staatsactionen, große
Paraden, Aufzüge der Bürgerschaft, Grundsteinlegungen und ähnliche Schau¬
feste mit vielem Aufwand von Mitteln durchgemacht. Diesmal war es eine
improvisirte Feier, kunstlos und herzlich, aber keine, die wir je geschaut, ist mit
ihr zu vergleichen. Auch nach dieser Richtung wird man in der nächsten Zu¬
kunft des Guten wahrscheinlich nicht zu wenig thun, aber ein festlicher Zug,
den wir in den nächsten Wochen erwarten, soll noch den vollen Enthusiasmus
der Berliner thätig finden, es ist der Einzug der Garden, welchem" wie wir
hoffen, außer dem königlichen Kriegsherrn, der Führer der zweiten Armee, der
Kronprinz, beiwohnen wird. Nach dem Feldzuge in Schleswig-Holstein war er
nicht in der Lage, als Befehlshaber von den Bürgern der Hauptstadt begrüßt
zu werden, nur wenige wußten, wie werthvoll seine Theilnahme an dem Feld¬
zuge für den glücklichen Ausgang gewesen war, jetzt wird auch er als bewährter
Heerführer den Siegeszug halten, welchen der bescheidene Verlauf eines modernen
Triumphes möglich macht. Bei der Bildsäule Friedrich des Großen. Blüchers
und der Generale aus den Freiheitskriegen vorbei soll das neue Geschlecht
ziehen, nicht unwerth der Ahnen, wie sie im blutigen Kampfe erprobt.

Die gehobene Stimmung dauert fort. Die Thronrede ist im Ganzen sehr
günstig aufgenommen worden, die Hoffnungen, welche sich daran knüpfen^ über¬
wiege die Betrachtungen der Schwarzsehenden überall. Freilich wird nicht
allen Liberalen leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß die großen Prin¬
cipien ihrer Politik ohne sie selbst in Preußen siegreich geworden sind. Und


spiel und Omen für eine gemeinsame politische Organisation/ Der GedäM
reicht in hohe Kreise hinauf, daß, wenn Opfer an den Souveränetätsrechten zu
b ringen sind, sie nicht Bayern, sondern Preußen zu bringen sind.




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Wer in der Nacht, als der König vom Heere zurückkam, durch die hellen
Straßen unter dem wogenden Volk schritt, der genoß das hohe Gefühl, daß
die Generation glücklich sei, welcher so große Empfindungen vergönnt sind. Die
veredelnde Wirkung dieses Gefühls wird, so hoffen wir. dauern, auch wenn
die dramatischen Momente, in denen sie sich freudig regt, verschwunden sind.
Oft haben wir in Berlin wohlvorbereitete feierliche Staatsactionen, große
Paraden, Aufzüge der Bürgerschaft, Grundsteinlegungen und ähnliche Schau¬
feste mit vielem Aufwand von Mitteln durchgemacht. Diesmal war es eine
improvisirte Feier, kunstlos und herzlich, aber keine, die wir je geschaut, ist mit
ihr zu vergleichen. Auch nach dieser Richtung wird man in der nächsten Zu¬
kunft des Guten wahrscheinlich nicht zu wenig thun, aber ein festlicher Zug,
den wir in den nächsten Wochen erwarten, soll noch den vollen Enthusiasmus
der Berliner thätig finden, es ist der Einzug der Garden, welchem» wie wir
hoffen, außer dem königlichen Kriegsherrn, der Führer der zweiten Armee, der
Kronprinz, beiwohnen wird. Nach dem Feldzuge in Schleswig-Holstein war er
nicht in der Lage, als Befehlshaber von den Bürgern der Hauptstadt begrüßt
zu werden, nur wenige wußten, wie werthvoll seine Theilnahme an dem Feld¬
zuge für den glücklichen Ausgang gewesen war, jetzt wird auch er als bewährter
Heerführer den Siegeszug halten, welchen der bescheidene Verlauf eines modernen
Triumphes möglich macht. Bei der Bildsäule Friedrich des Großen. Blüchers
und der Generale aus den Freiheitskriegen vorbei soll das neue Geschlecht
ziehen, nicht unwerth der Ahnen, wie sie im blutigen Kampfe erprobt.

Die gehobene Stimmung dauert fort. Die Thronrede ist im Ganzen sehr
günstig aufgenommen worden, die Hoffnungen, welche sich daran knüpfen^ über¬
wiege die Betrachtungen der Schwarzsehenden überall. Freilich wird nicht
allen Liberalen leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß die großen Prin¬
cipien ihrer Politik ohne sie selbst in Preußen siegreich geworden sind. Und


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[0294] spiel und Omen für eine gemeinsame politische Organisation/ Der GedäM reicht in hohe Kreise hinauf, daß, wenn Opfer an den Souveränetätsrechten zu b ringen sind, sie nicht Bayern, sondern Preußen zu bringen sind. ...- A us 5iU»!!it»it.i)?<5 Wer in der Nacht, als der König vom Heere zurückkam, durch die hellen Straßen unter dem wogenden Volk schritt, der genoß das hohe Gefühl, daß die Generation glücklich sei, welcher so große Empfindungen vergönnt sind. Die veredelnde Wirkung dieses Gefühls wird, so hoffen wir. dauern, auch wenn die dramatischen Momente, in denen sie sich freudig regt, verschwunden sind. Oft haben wir in Berlin wohlvorbereitete feierliche Staatsactionen, große Paraden, Aufzüge der Bürgerschaft, Grundsteinlegungen und ähnliche Schau¬ feste mit vielem Aufwand von Mitteln durchgemacht. Diesmal war es eine improvisirte Feier, kunstlos und herzlich, aber keine, die wir je geschaut, ist mit ihr zu vergleichen. Auch nach dieser Richtung wird man in der nächsten Zu¬ kunft des Guten wahrscheinlich nicht zu wenig thun, aber ein festlicher Zug, den wir in den nächsten Wochen erwarten, soll noch den vollen Enthusiasmus der Berliner thätig finden, es ist der Einzug der Garden, welchem» wie wir hoffen, außer dem königlichen Kriegsherrn, der Führer der zweiten Armee, der Kronprinz, beiwohnen wird. Nach dem Feldzuge in Schleswig-Holstein war er nicht in der Lage, als Befehlshaber von den Bürgern der Hauptstadt begrüßt zu werden, nur wenige wußten, wie werthvoll seine Theilnahme an dem Feld¬ zuge für den glücklichen Ausgang gewesen war, jetzt wird auch er als bewährter Heerführer den Siegeszug halten, welchen der bescheidene Verlauf eines modernen Triumphes möglich macht. Bei der Bildsäule Friedrich des Großen. Blüchers und der Generale aus den Freiheitskriegen vorbei soll das neue Geschlecht ziehen, nicht unwerth der Ahnen, wie sie im blutigen Kampfe erprobt. Die gehobene Stimmung dauert fort. Die Thronrede ist im Ganzen sehr günstig aufgenommen worden, die Hoffnungen, welche sich daran knüpfen^ über¬ wiege die Betrachtungen der Schwarzsehenden überall. Freilich wird nicht allen Liberalen leicht, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß die großen Prin¬ cipien ihrer Politik ohne sie selbst in Preußen siegreich geworden sind. Und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341803_285587/294>, abgerufen am 03.07.2024.