Die Grenzboten. Jg. 25, 1866, II. Semester. III. Band.am Rhein gehindert. Im Jahre 179S indessen wurde ein gerichtliches Erkennt- Um die Mitte des siebzehnten Jcrhrbunderts hatte ein Genosse der wuvper- Trotz der Versorgung ferner Zonen war indessen der Zuschnitt des Geschästs- am Rhein gehindert. Im Jahre 179S indessen wurde ein gerichtliches Erkennt- Um die Mitte des siebzehnten Jcrhrbunderts hatte ein Genosse der wuvper- Trotz der Versorgung ferner Zonen war indessen der Zuschnitt des Geschästs- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0284" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/285872"/> <p xml:id="ID_865" prev="#ID_864"> am Rhein gehindert. Im Jahre 179S indessen wurde ein gerichtliches Erkennt-<lb/> niß zu Ungunste» dieses Monopols erwirkt, nachdem mehre Fabriken, darunter<lb/> die bis jetzt bestehende und einem neuen Aufleben entgegengehende große von<lb/> Johann Simons Erben, kühn begonnen hatten ihm Concurrenz zu machen.<lb/> Um dieselbe Zeit bemächtigt man sich eines wichtigen technischen Geheimnisses,<lb/> der Kunst, türkischroth zu färben. Dieses dunkle Roth theilt sich dem Garne<lb/> so fest und dauerhaft mit, daß es weder von der Sonne ausgesogen wird,<lb/> noch in der Wäsche oder Bleiche verschießt. Damit gefärbtes Garn gelangte<lb/> früher nur aus der Levante nach Europa. Thessalische Griechen sollen das<lb/> Geheimniß zuerst an Abendländer verrathen haben. Nach Elberseld brachte es<lb/> merkwürdigerweise ein Sohn des industriösen Sachsenlandes, der lange Jahre<lb/> in der Türkei gelebt hatte, der auf der Durchreise in seine Heimath Geld brauchte,<lb/> und den mitgenommenen Schatz daher für wenige Louisdor an einen elberfelder<lb/> Färber verkaufte. Hier wurde die Kunst jedoch in kurzer Zeit zu einem solchen<lb/> Grade der Vervollkommnung erhoben, daß vom Wupperthale aus schon nach<lb/> wenigen Jahrzehnten der Weltmarkt in Beschlag genommen, ja selbst der türkische<lb/> Markt erobert war. „Bis 1809" — heißt es in einem Aufsatz von C. R. Hoette.<lb/> Secretär der Elberfeld-Barmer Handelskammer— „waren ISO Färbereien dieser<lb/> Art im Wupperthale und dessen Umgegend, welche aber von da ab, durch die<lb/> Zvllobschließung von Frankreich und Italien, durch Theurung der Baumwolle<lb/> und den Stillstand der Spinnereien eine Zeit lang in Abnahme kamen. Später¬<lb/> hin nahmen dieselben aufs neue einen solchen Aufschwung, daß ungeheure Massen<lb/> von Baumwolle, i» Ägypten, Ost- und Westindien erzeugt, in England. Bel¬<lb/> gien und Deutschland versponnen, an der Wupper, der Düssel und der Niers<lb/> gefärbt wurden, u»d nach dieser Veredlung zum Theil nach ihren entfernten<lb/> Ursprungsorten zurückgingen, somit »vegen einer anscheinend geringen, jedoch<lb/> nirgend in dieser Schönheit und Güte zu erlangenden Zurichtung einen Weg<lb/> von 4000 Meilen zurücklegten."</p><lb/> <p xml:id="ID_866"> Um die Mitte des siebzehnten Jcrhrbunderts hatte ein Genosse der wuvper-<lb/> thalcr Bleicherzunft. Engelbert Teschemacher, seinen Sohn enterbe, weil er nach<lb/> England ausgewandert war und die heimathliche Kunst des Bleichens dorthin<lb/> verpflanzt hatte. Im achtzehnten Jahrhundert lernten die Angehörigen der<lb/> Elberfeld-Barmer „Garn-Nqhrung", wie wir gesehen haben, ihrerseits die ganze<lb/> Welt plündern, um den von den Vätern überlieferten beschränkten Gewerbe¬<lb/> betrieb durch neue lohnende Erwerbszweige auszudehnen. — und allerhand Er¬<lb/> findungen, von England entlehnt, zahlten mit Wucherzinsen die Schuld zurück,<lb/> welche per jüngere Teschemacher zu Englands Gunsten contrahirt hatte.</p><lb/> <p xml:id="ID_867" next="#ID_868"> Trotz der Versorgung ferner Zonen war indessen der Zuschnitt des Geschästs-<lb/> lebens im Wupperthale vor der Franzosenzeit durchaus nicht großartig und welt¬<lb/> mäßig, sondern spießbürgerlich ehrbar und beschränkt. Selbst Fabrtkherren und</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0284]
am Rhein gehindert. Im Jahre 179S indessen wurde ein gerichtliches Erkennt-
niß zu Ungunste» dieses Monopols erwirkt, nachdem mehre Fabriken, darunter
die bis jetzt bestehende und einem neuen Aufleben entgegengehende große von
Johann Simons Erben, kühn begonnen hatten ihm Concurrenz zu machen.
Um dieselbe Zeit bemächtigt man sich eines wichtigen technischen Geheimnisses,
der Kunst, türkischroth zu färben. Dieses dunkle Roth theilt sich dem Garne
so fest und dauerhaft mit, daß es weder von der Sonne ausgesogen wird,
noch in der Wäsche oder Bleiche verschießt. Damit gefärbtes Garn gelangte
früher nur aus der Levante nach Europa. Thessalische Griechen sollen das
Geheimniß zuerst an Abendländer verrathen haben. Nach Elberseld brachte es
merkwürdigerweise ein Sohn des industriösen Sachsenlandes, der lange Jahre
in der Türkei gelebt hatte, der auf der Durchreise in seine Heimath Geld brauchte,
und den mitgenommenen Schatz daher für wenige Louisdor an einen elberfelder
Färber verkaufte. Hier wurde die Kunst jedoch in kurzer Zeit zu einem solchen
Grade der Vervollkommnung erhoben, daß vom Wupperthale aus schon nach
wenigen Jahrzehnten der Weltmarkt in Beschlag genommen, ja selbst der türkische
Markt erobert war. „Bis 1809" — heißt es in einem Aufsatz von C. R. Hoette.
Secretär der Elberfeld-Barmer Handelskammer— „waren ISO Färbereien dieser
Art im Wupperthale und dessen Umgegend, welche aber von da ab, durch die
Zvllobschließung von Frankreich und Italien, durch Theurung der Baumwolle
und den Stillstand der Spinnereien eine Zeit lang in Abnahme kamen. Später¬
hin nahmen dieselben aufs neue einen solchen Aufschwung, daß ungeheure Massen
von Baumwolle, i» Ägypten, Ost- und Westindien erzeugt, in England. Bel¬
gien und Deutschland versponnen, an der Wupper, der Düssel und der Niers
gefärbt wurden, u»d nach dieser Veredlung zum Theil nach ihren entfernten
Ursprungsorten zurückgingen, somit »vegen einer anscheinend geringen, jedoch
nirgend in dieser Schönheit und Güte zu erlangenden Zurichtung einen Weg
von 4000 Meilen zurücklegten."
Um die Mitte des siebzehnten Jcrhrbunderts hatte ein Genosse der wuvper-
thalcr Bleicherzunft. Engelbert Teschemacher, seinen Sohn enterbe, weil er nach
England ausgewandert war und die heimathliche Kunst des Bleichens dorthin
verpflanzt hatte. Im achtzehnten Jahrhundert lernten die Angehörigen der
Elberfeld-Barmer „Garn-Nqhrung", wie wir gesehen haben, ihrerseits die ganze
Welt plündern, um den von den Vätern überlieferten beschränkten Gewerbe¬
betrieb durch neue lohnende Erwerbszweige auszudehnen. — und allerhand Er¬
findungen, von England entlehnt, zahlten mit Wucherzinsen die Schuld zurück,
welche per jüngere Teschemacher zu Englands Gunsten contrahirt hatte.
Trotz der Versorgung ferner Zonen war indessen der Zuschnitt des Geschästs-
lebens im Wupperthale vor der Franzosenzeit durchaus nicht großartig und welt¬
mäßig, sondern spießbürgerlich ehrbar und beschränkt. Selbst Fabrtkherren und
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